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20.03.10 / Unfrei im Denken / Wo der Koran über allem steht, wird wenig geforscht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-10 vom 20. März 2010

Unfrei im Denken
Wo der Koran über allem steht, wird wenig geforscht

Bis Ende April zeigt das Londoner Science Museum die Ausstellung „1001 Erfindungen − Entdecke das muslimische Erbe unserer Welt“, die auf dem Buch des im Irak geborenen Salim Al-Hassani basiert. Vom 9. Jahrhundert bis zu Beginn der Renaissance entdeckten muslimische Forscher bedeutende Dinge oder bauten auf bereits Bekanntem auf. So entwickelten Perser die Zahlenlehre der indischen Hindu weiter und erfanden so die Algebra, ein bis heute grundlegendes Teilgebiet der Mathematik. Der andalusisch-arabische Arzt und Wissenschaftler Abu l-Qasim Chalaf ibn al-Abbas az-Zahrawi, der nahe Cordoba lebte, kombinierte arabische und klassisch griechisch-römische Lehren und prägte so die europäische Medizin bis zur Renaissance. Seine 30-bändige medizinische Enzyklopädie mit Kapiteln über Chirurgie, Medizin, Augenheilkunde, Orthopädie, Pharmakologie und Ernährung setzte Maßstäbe.

Die Londoner Ausstellung zeigt interessante Exponate aus den Bereichen Astronomie, Ingenieurwesen, Medizin, Optik, Wassersysteme, Mathematik, Fliegen, Kunst und Architektur. Sie alle stammen aus der Zeit des Mittelalters, das in der islamischen Welt ein goldenes Zeitalter der Wissenschaften war. Blickt Salim Al-Hassani jedoch in die Gegenwart, so findet er nichts Bedeutendes, was die muslimische Welt in den letzten Jahrhunderten hervorgebracht hat.

Dabei waren die arabischen Wissenschaftler doch einmal schon viel weiter als der Westen. Denn als die Kirche die Naturwissenschaften verteufelte und man in Europa überzeugt war, dass die Erde eine Scheibe sei, berechneten arabische Forscher bereits die Krümmung der Erde.

Doch mit der Zeit verlor die Kirche ihre Dominanz und die Europäer erkämpften sich mehr Freiheiten im Denken. Gleichzeitig gewannen in der islamischen Welt jene Meinungsführer an Einfluss, die überzeugt waren, dass sich alles Wissenswerte im Koran fände. Wer diesen auswendig lerne, der wisse alles, was er wissen müsse.

Zwar haben die Herrscher der gen Westen orientierten arabischen Kleinstaaten wie Katar, Dubai und Abu Dhabi erkannt, dass ihre Zukunft nicht im Öl, sondern im Wissen liegt, doch allein die Gründung neuer Hochschulen schafft keine Wissenschaftselite. Noch immer beherrscht stumpfes Auswendiglernen das Studium, Diskutieren und Hinterfragen sind selten. Doch nur so erfindet man neue Dinge, mit denen man die Märkte der Zukunft erobern kann. In bevölkerungsstarken arabischen Ländern wie Ägypten, Saudi-Arabien und Syrien sind die Universitäten zwar gut besucht, doch ihre Ergebnisse sind gering. Auf eine Millionen Menschen in der arabischen Welt kommen nur knapp 350 Wissenschaftler und Ingenieure im Bereich Forschung und Entwicklung, der weltweite Durchschnitt liegt bei rund 1000. Entsprechend niedrig ist die Zahl der Patente, die in der Region angemeldet werden.

Für den Erwerb von Bildung braucht der Mensch Freiheit, doch in islamischen Ländern, in denen der Koran über allem steht oder gar die Scharia gilt, sind die Voraussetzungen hierfür nicht gegeben. Bel


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