Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-10 vom 20. März 2010 Ein Vorgänger Christoph Waltz’ Unlängst machte der deutschsprachige Christoph Waltz Schlagzeilen mit seinem „Oscar“ für die Rolle eines SS-Offiziers in dem Spielfilm „Inglorious Basterds“. Der Österreicher hat einen Vorgänger in dem Preußen Werner Klemperer. Dieser hatte schon Jahrzehnte vorher in einer US-Klamotte über die NS-Zeit als geistig unterbelichteter Waffenträger des Dritten Reiches Furore gemacht. Anders als bei Waltz war bei Klemperer jedoch ein besonderes immaterielles Motiv im Spiel: Er war ein Opfer des NS-Antisemitismus. Im Jahre 1935 emigrierte der vor 80 Jahren, am 22. März 1920, in Köln geborene und dort wie in Wiesbaden und Berlin aufgewachsene Sohn des jüdischen Dirigenten Otto Klemperer und der Sängerin Johanna Geisler mit seinem Vater in die USA. Dort diente Victor Klemperers Großcousin im Zweiten Weltkrieg der US-Armee als Truppenbetreuer. Nach dem Krieg nahm der Spross einer Künstlerfamilie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und arbeitete als Schauspieler. Ab 1951 trat er in diversen Fernsehserien seiner neuen Heimat auf, spielte aber auch in Alfred Hitchcocks Klassiker aus dem Jahre 1956 „Der falsche Mann“ mit. In Fernseh- wie Spielfilmfassung des „Urteils von Nürnberg“ spielte er bereits mit der Figur Emil Hahn einen unsympathischen Nationalsozialisten. Im gleichfalls sich mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzenden „Narrenschiff“ spielte er 1965 den Wehrmachtsoffizier Leutnant Huebner. Den Durchbruch erreichte er als deutscher Gegenspieler des US-amerikanischen Helden in der Kultserie „Hogan’s Heroes“ („Ein Käfig voller Helden“, „Stacheldraht und Fersengeld“). In den 168 Folgen dieser ab 1965 in sechs Staffeln gedrehten US-Klamotte geht es darum, wie taffe (west)alliierte Kriegsgefangene unter Führung des US-Amerikaners Colonel Robert E. Hogan dem trotteligen deutschen Wachpersonal auf der Nase herumtanzen. Mit dem Monokel tragenden Lagerkommandanten Oberst Wilhelm Klink spielte der Deutsch-Amerikaner einmal wieder einen unsympathischen Vertreter des Dritten Reiches, eine Rolle, für die er seit „Das Urteil von Nürnberg“ in den Augen vieler Regisseure prädestiniert zu sein schien. Aber Klemperer wurde hier nicht in ein Klischee gezwängt, sondern spielte die Rolle des trotteligen Wehrmachtsoffiziers aus Überzeugung, bestand er doch darauf, dass der US-Offizier Hogan allzeit obsiegen müsse. Offenkundig brachte ihm diese Rolle nicht nur mit zwei „Emmys“ – ähnlich wie Waltz – Ruhm und Ehre, sondern bereitete ihm auch innerliche Genugtuung. Nach dem Ende der Serie 1971 fiel der Klavier- und Violinenspieler trotzdem nicht in ein Loch. Vielmehr trat er in die Fußstapfen seines Vaters, indem er die Liebe zur klassischen Musik zu seinem Beruf machte. Am 6. Dezember 2000 erlag der Schauspieler und Musiker in seinem New Yorker Haus seinem Krebsleiden. M.R. |
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