18.04.2024

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20.03.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-10 vom 20. März 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

das hätte sich die Königsberger Schulleiterin Emma Rauschning wohl nicht träumen lassen, dass nach fast 100 Jahren ihr Bild in einer Zeitung erscheint, auch wenn diese Ostpreußenblatt heißt. Und ich hätte auch nicht geglaubt, dass noch ein Foto von dieser für die damaligen Zeit sehr fortschrittlichen Pädagogin existiert, aber das hat uns nun Frau Helga Schaefer aus Starnberg zugesandt. Es sind sogar zwei Bilder, die das markante Gesicht zeigen, das viel von der Energie dieser Königsbergerin verrät. Und die war schon nötig, wenn man 1914 als Frau die Leitung einer Privatschule mit angeschlossenem Lehrerinnenseminar übernahm und diese zehn Jahre lang durch Kriegswirren und Inflationszeit führte. Frau Schäfer war auf den Namen Rauschning durch die Erinnerungen unserer Leserin Renate Block gestoßen, deren Mutter das Lyzeum besucht hatte. Aber eigentlich war es der Name Piefke gewesen – so hieß der Hund von Emma Rauschning, an den sich Frau Block besonders erinnerte und der nun Frau Schäfer veranlasste, in den alten Fotos ihres verstorbenen Mannes zu suchen und fündig zu werden. Denn ihr Mann war ein Neffe von Emma Rauschning und hatte die Erinnerungen an seine Tante bewahrt. Auch in seinen Erzählungen über diese ungewöhnliche Frau, die an der Mädchenschule schon früh Turnunterricht im „Sportdress“ eingeführt hatte. Sie selber muss auch im späteren Alter noch recht sportlich gewesen sein, denn das eine Foto zeigt sie im Jahre 1931 mit ihrer Schwester auf einer Bergwanderung – und ihr Hund Piefke ist dabei! Aber nicht dieses Foto wollten wir bringen, sondern die Aufnahme des Lehrkörpers der Schule, die nach ihrer Gründerin und Vorgängerin von Emma Rauschning „Maria-Krause-Lyzeum“ oder auch „Krausesche Schule“ genannt wurde. Es dürfte manche ältere Leserinnen an ihre frühe Schulzeit erinnern, als die unverheirateten Lehrerinnen noch mit „Fräulein“ angeredet wurden und sehr respektheischend wirkten – und es auch waren. Auf Wunsch von Frau Schäfer, die keine Ostpreußin ist, aber soviel Erinnerungswertes aus der Heimat ihres Mannes vermitteln kann, übersende ich die Aufnahmen Frau Renate Block. Sie dürfte sich sehr darüber freuen, bekommen ihre Kindheitserinnerungen an Königsberg und besonders an Emma Rauschning nun eine bildliche Bestätigung. Und das vor allem durch den Hund Piefke, dessen Namen die kleine Renate auf die Lehrerin übertrug, wie sie uns schrieb. Dass der Name für diese Promenadenmischung zutreffend ist, kann man aus dem Foto ersehen.

Alte Fotos können schon Schätze sein, jedenfalls sind sie es für Frau Sigrid Harrer aus Monheim. Sie besitzt noch Aufnahmen von der Villa Erika I im Ostseebad Kahlberg auf der Frischen Nehrung, die ihrer Mutter Ursula Haddenhorst gehörte. In diesem Haus am Hang verlebte Frau Harrer einen Teil ihrer Kindheit, der für sie unvergessen blieb. Deshalb haben die alten Aufnahmen für sie großen Wert, denn sie möchte das Haus oder die Stelle wieder finden, an der es gestanden hat. Frau Harrer war bereits vor einigen Jahren in Kahlberg und musste sehr enttäuscht wieder nach Hause fahren, sie konnte sich einfach nicht orientieren. Deshalb bittet sie unsere Leser und Leserinnen, ihr zu helfen, denn sie möchte noch einmal nach Kahlberg fahren und dann bewusst den Spuren ihrer Kindheit nachgehen. Ihre Mutter war mit der kleinen Sigrid und ihrem Bruder 1941 von Berlin nach Kahlberg gezogen. Der Vater Dr. Wilhelm Haddenhorst, war als Stabsarzt an der Front und wiegte seine Familie auf der Frischen Nehrung in Sicherheit. Laut Grundbucheintragung erwarb Ursula Haddenhorst im Juni 1943 das Grundstück im Nehrunger Forst von Bäckermeister Helmut Friesen aus Altfelde. Das Haus lag in der Wochenendhaussiedlung, eine kleine Villa mit Blick auf das Frische Haff, zu dem ein Weg unterhalb des Hangs führte. Frau Harrer erinnert sich, dass man vom hinteren Teil aus den Wald und die Ostsee sehen konnte. Die Mutter war mit einer Kahlberger Lehrerin mit Vornamen Barbara befreundet. Auch zu der Familie Lucke, die in einer großen Villa in dem bekannten Seebad wohnte, bestand eine freundschaftliche Beziehung. Der Vater war bei der Marine, die Mutter wohnte mit ihren sechs Kindern bis zur gemeinsamen Flucht mit Frau Haddenhorst in Kahlberg. Beide Mütter wurden mit ihren Kindern Ende Januar 1945 mit Fischerbooten über die See zu einem Transportschiff gebracht. Die Flüchtlinge landeten in Selmsdorf, Mecklenburg. Soweit die Angaben von Frau Harrer, die nun hofft, dass sich Leser melden, die ihr helfen können, das Grundstück wieder zu finden. Vielleicht gibt es noch einen Lageplan von Kahlberg mit der Wochenendsiedlung Nehringer Forst, auch ehemalige Nachbarn und Besucher des heutigen Seebades mit Ortskenntnissen könnten Angaben machen, nach denen Frau Harrer sich beim nächsten Besuch orientieren kann. Und ganz besonders würde sie sich freuen, wenn sich ehemalige Bewohner des schönen Seebades, die Frau Haddenhorst kannten oder vielleicht mit ihren Kindern gespielt hatten, bei ihr melden würden. (Sigrid Harrer, Innsbrucker Straße 21 in 40789 Monheim am Rhein, Telefon 02173 / 52462, E-Mail: sigrid.harrer@web.de)

Um Fotos geht es auch Herrn Rolf W. Krause aus Velbert, die er allerdings nicht besitzt, sondern sucht und mithilfe unserer Ostpreußischen Familie finden will. Ermutigt dazu hat ihn der Erfolg seiner Suche nach einem Foto des ostpreußischen Schriftstellers Max Bialuch, die wir im vergangenen November starteten. Zuerst meldete sich ein Patenkind des masurischen Heimatschriftstellers, Frau Gerda Gätjens aus Travemünde, die ihm ein schönes Familienfoto von Max Bialluch mit Frau und Sohn übersandte und Herrn Krause die Anschrift des in Essen lebenden Sohnes von Max Bialluch mitteilte. „Wunderbar für meinen nächsten Sensburger Heimatbrief!“, freut sich Herr Krause. Und für dessen Gestaltung benötigt er Fotos, die sich auf die Volksabstimmung am 11. Juli 1920 beziehen. Nach dem erfolgreichen Verlauf wurde auch in Sensburg ein Abstimmungsstein aufgestellt. Er stand vor dem Landratsamt und trug auf der Vorderseite die Inschrift „Deutscher Sieg 11. Juli 1020“, auf der rechten Seite „Furchtlos und frei“. Es fehlen Fotos oder Postkarten mit den Ansichten der beiden anderen Seiten des Gedenksteines. Außerdem benötigt Herr Krause Postkarten vom Abstimmungsdenkmal in Allenstein. (Rolf W. Krause, Nierenhof, Alte Poststraße 12 in 42555 Velbert, Telefon 02052 / 1309.)

Der Suchwunsch, den unser Landsmann Hellmut Jucknat aus Kiel an unsere Ostpreußische Familie stellt, enthält eigentlich nur eine kurze Frage, aber um diese unseren Lesern zu erklären, bedarf es doch einer eingehenden Beschäftigung mit seinem Begleitschreiben. Der für die Kreisgemeinschaften Insterburg Stadt und Land sehr engagiert tätige Ostpreuße beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Dokumentation des Landgestüts Georgenburg in Vergangenheit und Gegenwart, und das hat seinen Grund: Sein Vater Hermann Juck­nat vertrat auf dem Gut Baubeln bei Pogegen bis 1944 als Deck­stellenleiter die Georgenburger Farben. Seinen letzten Bericht über die Trakehner schrieb er zu der Ausstellung „Fremdes Zuhause“, die noch bis Dezember im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel zu sehen ist. Dieser Bericht „Von Georgenburg nach Schleswig-Holstein“ soll nun noch ergänzt werden. „Meine Vorstellung, die Tätigkeit des Georgenburger Landgestüts einmal im ganzen nordöstlichen Beritt darzustellen, scheiterte an Informationen über die Deckstationen in den elf Kreisen“, schreibt Herr Jucknat, der sich um die von dem letzten Georgenburger Landstallmeister Dr. Martin Heling geretteten Unterlagen bemüht. Er erwartet auch Unterlagen vom Deutschen Pferdemuseum in Verden. Sein erweiterter Bericht über die Georgenburger Deckstationen im nordöstlichen Ostpreußen beginnt mit einer Darstellung der Deckstellen im Memelland, streift dann die Kreise Tilsit-Ragnit, Insterburg, Angerapp, Gumbinnen und Goldap, endet wegen der Verbindung zur Familie von Simpson – von 1828 bis 1899 Herren auf Georgenburg – im Kreis Treuburg. Nun bittet Herr Jucknat unsere Leser, die auf den Gutsbetrieben tätig waren, die zu den Georgenburger Deckstationen gehörten oder Unterlagen über diese besitzen, sich bei ihm zu melden, damit sein Bericht möglichst lückenlos ergänzt werden kann. (Hellmut Jucknat, Sylter Bogen 52 in 24107 Kiel, Telefon 0431 / 311972.)

Wir haben schon öfters über die aus Königsberg stammende Lehrerfamilie Hinz berichtet, die sich mit Sprecherziehung und Sprachheilkunde beschäftigt. Besonders Margund Hinz, die als Sprachheilautorin in ihrem Buch „Die Geschichte des Sprachheilwesens in Ostpreußen“ die vorbildliche Arbeit auf diesem Gebiet in Ostpreußen dokumentiert. In diesem Jahr erscheint im Jahrbuch „Preußenland Nr. 1“ der Historischen Kommission für ost-und westpreußische Landesforschung ihr Beitrag „Kleinkinderschulen in Preußen insbesondere in Königsberg von 1834 bis 1900“. Dieses Thema behandelt sie auch in Vorträgen. Da die Sprachheilpädagogin weiter ihren Schwerpunkt in die Schulgeschichte Ostpreußens setzen will, waren die alten Jahrgänge des Ostpreußenblattes, die von der Stadtgemeinschaft Allenstein über unsere Ostpreußische Familie angeboten wurden, für sie sehr wichtig, sie meldete sich sofort und bekam sie auch. Nach der Abholung musste sie leider feststellen, dass die Jahrgänge doch nicht vollzählig waren. Da aber eine komplette Sammlung für ihre Forschung von großem Wert ist, sucht nun ihr Bruder Ditmar Hinz nach den noch fehlenden Jahrgängen. Es handelt sich um die möglichst gebundenen Jahrgänge 1950–1972/1974/1979–1986/2006–2009. Wir konnten ihm leider nicht helfen, aber sicherlich kann es unsere Familie. Wer diese Jahrgänge besitzt und sie abgeben will, melde sich bitte bei der Familie Hinz in Berlin. Die Tätigkeit der jungen Sprachheilforscherin auf dem Gebiet der in Ostpreußen schon früh und intensiv auf diesem Gebiet geleisteten Arbeiten ist von großem dokumentarischen Wert. (Ditmar Hinz, Charlottenbrunner Straße 8 in 14193 Berlin.)

Es hat erfreuliche Reaktionen zu verschiedenen Fragekom­plexen gegeben, manchmal nur vage Hinweise, andere schon konkreter, aber sie können bei der Lösung der Fragen doch erheblich weiterhelfen. So übersandte Herr Dipl. Ing. Johannes Meyer aus Castrop-Rauxel unserm Leser Jürgen Druske einige sehr interessante Informationen zu dem Gruppenfoto vom „Vereinsfest Tilsit 1931“, das wir in Folge 7 veröffentlichten. Es handelte sich um das Treffen einer freikirchlichen Gemeinde, und hierzu konnte Herr Meyer einige Erklärungen geben. Die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden hatten 1931 die Bezeichnung „Baptistengemeinden“. Sie waren in einem Bund zusammengeschlossen, der sich in so genannte „Vereinigungen“ – heute „Landesverbände“ – gliederte. 1931 wurden in Ostpreußen 14753 Mitglieder gezählt. In Tilsit befanden sich zwei Gemeinden mit insgesamt 588 Mitgliedern. Herr Meyer fertigte für Herrn Druske einen Stadtplanauszug an, aus dem die Lage der zu den Gruppen gehörenden oder von ihnen benutzten Gebäude ersichtlich ist. Er schreibt: „Im Vordergrund des Bildes ist auf einer Tafel die Inschrift ,Vereinsfest Tilsit 1931‘ zu erkennen. Dies weist vermutlich auf eine Vereinskonferenz hin, die jährlich mehrtägig immer an anderen Gemeindeorten stattfand, 1932 in Königsberg-Klapperwiese.“ Über die Konferenz 1931 besitzt Herr Meyer keine Unterlagen, gibt aber den Hinweis auf das Oncken-Archiv in Wustermark, das nähere Angaben machen könnte. Inzwischen wird sich Herr Druske wohl weiter bemüht haben und der Lösung näher gekommen sein. Herrn Meyer danke ich sehr herzlich für diese Informationen, die auch andere Leser interessieren dürften. Eure Ruth Geede


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