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27.03.10 / Licht und Schatten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-10 vom 27. März 2010

Licht und Schatten

Zu den überzeugendsten Ergebnissen der Dresdner Kommission gehören die für jederman im Internet abrufbaren Stadtpläne mit der genauen Lokalisierung der Bergungsorte der Luftkriegstoten. Dass solche Karten überhaupt erstellt werden konnten, belegt, dass die geborgenen Opfer eben doch nicht ohne Weiteres bestattet oder eingeäschert wurden, sondern akribisch und zum Teil sogar mehrfach registriert wurden. Die entsprechenden Akten sind erhalten und die daraus erstellten Karten entsprechen plausibel dem jeweiligen Zerstörungsgrad, vor allem aber der Bebauungsart der entsprechenden Stadtteile: In geschlossen bebauten Vierteln waren die Verluste maximal, in offen bebauten waren sie selbst dann weit geringer, wenn diese dennoch komplett zerstört wurden. Weniger überzeugend erscheinen die Ergebnisse bei der alten Streitfrage, wie viele Ostflüchtlinge (fast ausnahmslos Niederschlesier) sich am 13. Februar 1945 in der Stadt aufgehalten haben. Eine auch nur annähernde Feststellung „erwies sich als unmöglich“, so die Kommission, weil entsprechende Unterlagen nicht erhalten seien. Die Historiker schätzen dann eine weite Spanne von einigen Zehntausend bis maximal 200000, wobei Zeitzeugenberichte durchweg von einer „sehr geringen“ Zahl an Flüchtlingen im jeweiligen Wohnumfeld sprächen. Hier ist ein Fragezeichen angebracht, weil die Kommission Zeitzeugenberichten in einem anderen Streitpunkt − den Tieffliegerangriffen − weit weniger glauben wollte. Insgesamt sei maximal eine „niedrig vierstellige Zahl“ an Flüchtlingen in der Stadt umgekommen. Hier ist die Unsicherheit aber erkennbar groß, obwohl die Kommission die beste Quelle für diese Frage, die Unterlagen der Heimatortskartei für Schlesien, genutzt hat. K.B.

Zeitzeugen

Rolf-Dieter Müller – Der 61-jährige Militärhistoriker war der wissenschaftliche Leiter der Dresdner Historikerkommisson. Professor Müller ist seit 1999 Wissenschaftlicher Direktor am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam. Im selben Jahr hatte er sich mit einer Arbeit über die deutsche Rüstungspolitik im totalen Krieg habilitiert.

 

Götz Bergander – Der Historiker und Publizist ist Autor des 1998 erschienenen Buches „Dresden im Luftkrieg“, eines der anerkannt besten Werke über die Zerstörung der sächsischen Metropole. Bergander hat selbst als Kind die Zerstörung seiner Heimatstadt nur mit knapper Not überlebt. Er steht nicht im Verdacht, die sinnlose Zerstörung seiner Vaterstadt zu verharmlosen.

 

Friedrich Fromhold Martens – Der 1845 geborene Jurist und russische Diplomat ist einer der großen Pioniere des humanitären Völkerrechts und war mehrfach Kandidat für den Friedensnobelpreis. Die deutsch-baltische Nationalität seiner Eltern ist nicht gesichert, einige schreiben Martens eine estnische Herkunft zu. Bleibende Verdienste hat er sich mit der nach ihm benannten Martensschen Klausel erworben: „In Fällen, die von den geschriebenen Regeln des internationalen Rechts nicht erfasst sind, verbleiben Zivilpersonen und Kombattanten unter Schutz und der Herrschaft der Grundsätze des Völkerrechts, wie sie sich aus den feststehenden Gebräuchen, aus den Grundsätzen der Menschlichkeit und aus den Forderungen des öffentlichen Gewissens ergeben.“ Diese Klausel war während des Zweiten Weltkriegs bereits verbindlich geltender Teil des Völkerrechts, wie die Nürnberger Prozesse bestätigten, die sie gegen Deutschland anwendeten. Auch deswegen war „Dresden“ bereits nach damaligem Recht ein Verbrechen.

 

Ingolf Roßberg – Der FDP-Politiker war von 2001 bis 2008 Oberbürgermeister von Dresden. In seiner Zeit schaffte das Dresdner Elbtal die (inzwischen wieder verlorene) Aufnahme in die Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Unter Roßberg wurde die Historikerkommisson zur Zerstörung Dresdens eingesetzt. Seine Zeit als OB endete unrühmlich mit Untreue-Vorwürfen.


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