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27.03.10 / Wie Eric M. Warburg und Carl Jacob Burckhardt weitere Luftangriffe auf Lübeck verhinderten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-10 vom 27. März 2010

Wie Eric M. Warburg und Carl Jacob Burckhardt weitere Luftangriffe auf Lübeck verhinderten

Die Bilder des bombardierten Lübeck ließen den Nachrichtenoffizier der US-Luftstreitkräfte Captain Eric M. Warburg nicht unberührt. Der am 15. April 1900 in Hamburg als Spross einer jüdischen Bankiersfamilie geborene Warburg kannte selbstverständlich die benachbarte Hansestadt und wusste um deren kulturelle Bedeutung. Die Wurzeln der Familie reichen bis nach 1500 in das westfälische Warburg zurück. Das Bankhaus M. M. Warburg & Co wurde 1798 in Altona gegründet. Eric M. Warburg wurde 1929 Mitinhaber des Bankhauses. 1938 floh er wenige Tage vor der „Reichskristallnacht” nach Schweden und von dort in die USA. Bei Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg reihte sich der ehemalige preußische Gardeoffizier in den Kampf der Alliierten ein. In seiner Funktion als Verbindungsoffizier zwischen den Generalstäben der US Army Air Force und der britischen Royal Air Force hatte Warburg 1942 in London Kenntnis von der Bombardierung Lübecks erhalten. Und er wusste, dass dieser ersten weitere folgen sollten. Warburg versuchte, diese Pläne beim britischen Bomberkommando zu verhindern. Als er dort kein Gehör fand, intervenierte auf seine Bitte hin sein Freund Carl Jacob Burck­hardt, damals Präsident des Internationalen Roten Kreuzes (IRK) in Genf. Der 1891 geborene Burckhardt stand dem IRK von 1939 bis 1948 als Präsident vor. In dieser Funktion setzte er sich dafür ein, dass Lübeck und Göteborg im Herbst 1944 zu Umschlaghäfen für Briefe und Liebesgaben für Kriegsgefangene beider kriegsführenden Seiten erklärt wurden. Der Hafen von Marseille, der bis dahin diese Aufgabe erfüllt hatte, war nach der Invasion für diese Aufgabe ausgefallen. Die Entscheidung für Lübeck unterstützte der Einsatz des in Genf lebenden Lübecker Reeders Heinz Schliewen. Nach langen Verhandlungen mit dem Auswärtigen Amt und der Seekriegsleitung wurde Lübeck schließlich Umschlaghafen für Sendungen an Kriegsgefangene in Deutschland und Übersee. Die Frachten gingen jeweils über Göteborg. Schliewens Reederei Breyer & Co. besorgte die Aufgabe in Lübeck. Nach einem letzten Bombardement der Rüstungswerke außerhalb der Stadt am 25. August 1944 blieb Lübeck von weiteren Bombenangriffen verschont. Noch zwei Jahre nach Kriegsende waren schwedische Seeleute und Lübecker Hafenarbeiter damit beschäftigt, Lebensmittel und Kleidung für Kriegsgefangene, befreite Insassen von Konzentrationslagern und Flüchtlinge umzuschlagen. 1950 verlieh die Hansestadt Lübeck Burckhardt die Ehrenbürgerschaft. Die Stadt dankte damit dem Mann, der sie vor noch schlimmeren Zerstörungen bewahrt hatte. Burckhardt starb 1974. Warburg half nach Kriegsende, eine vorgesehene Eingliederung Hamburgs und Schleswig-Holsteins in die sowjetische Besatzungszone zu verhindern. Er holte Hunderte deutscher Wissenschaftler samt Familien aus Mitteldeutschland heraus und setzte sich für ein Ende der Demontage deutscher Fabriken ein. Am 9. Juli 1990 starb Eric M. Warburg in Hamburg. K.J.G.


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