29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.03.10 / Wenn Puppen Geschichte schreiben / Käthe Kruse und ihre Kreationen stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung von Haus Schlesien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-10 vom 27. März 2010

Wenn Puppen Geschichte schreiben
Käthe Kruse und ihre Kreationen stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung von Haus Schlesien

Heute erzielen sie stattliche Preise. Käthe-Kruse-Puppen zählen zu dem „Spielzeug“, das nicht nur Kinderherzen erfreut. Auch bei Erwachsenen sind sie heiß begehrt und zu geschätzten Sammelobjekten geworden. Ein Rundgang durch die Ausstellung „Käthe Kruse. Ihr Leben und ihre Puppen“ im Museum für schlesische Landeskunde von Königswinter-Heisterbacherrott ist mit einem Exkurs in die Vergangenheit gleichzusetzen. Zu sehen sind in thematischen Szenen nebeneinander gesetzte Modelle aus allen Herstellungsphasen, zur Verfügung gestellt von der leidenschaftlichen Sammlerin Kathrin Schneider. In Vitrinen werden neben Dokumenten aus dem Leben der „Puppenmacherin“ auch technische Entwicklungen gezeigt sowie typische Merkmale der Exponate und einschlägige Literatur vorgestellt. Getreu dem Motto „Das Beste für die Kinder“ betrachtete die „Puppenmacherin“ Katharina Simon – wie Käthe Kruse mit Mädchennamen hieß – ihre Kreationen vor allem als treue Begleiter für kleine Menschen. Heute werden die inzwischen weltbekannten Käthe-Kruse-Puppen als beliebte Sammelobjekte ge-schätzt, deren Faszination Jung und Alt gleichermaßen in den Bann zieht. Die 1883 in Dambrau bei Breslau geborene und 1968 in Murnau am Staffelsee verstorbene Künstlerin entfaltete schon früh erstaunliche Talente. Sie fand Zugang zu philosophischen Betrachtungen, malte, fotografierte, zeichnete und brachte alles, was sie bewegte, erlebte, erdachte und erfühlte, zu Papier. Bereits 1905 entstanden ihre ersten Puppen. Tochter Mimerle (Maria) sollte zum Weihnachtsfest 1905 eine Puppe erhalten, die man liebhaben konnte. Vater Max Kruse – er war Bildhauer – meinte, dass die im Handel erhältlichen Puppen nicht gerade kindgerecht seien: „zu hart, kalt und steif“. Er war es, der seine Frau auf die Idee brachte, doch selbst Puppen zu fertigen. Das Ergebnis des ersten Versuchs war noch nicht vollkommen. Die Puppe bestand aus einem zusammengeknoteten Küchentuch, das mit Sand gefüllt war. Als Kopf diente eine verhüllte Kartoffel, auf die Käthe Kruse mit einem abgebrannten Streichholz ein Gesicht gemalt hatte. Mimerle liebte diese Puppe – und das war die Hauptsache. Mutter Käthe aber gab sich nicht zufrieden. Es musste doch gelingen, ansehnlichere Puppen herzustellen. Ihre Karriere begann im Jahre 1910, als sie vom Berliner Warenhaus Tietz die Einladung erhielt, sich mit ihren gebastelten Puppen an der Ausstellung „Spielzeug aus eigener Hand“ zu beteiligen. Als sie zwei Großaufträge aus Amerika erfüllen sollte, gründete Käthe Kruse ihre erste eigene Puppenwerkstätte in Bad Kösen. Dort startete die Serienproduktion nach dem Modell der in Berlin ausgestellten Puppen, die heute unter der Bezeichnung „Puppe I“ bekannt sind. Herausragende Merkmale einer originale Käthe-Kruse-Puppe sind der mit Stoff überzogene Kopf, der kindliche und ernste Gesichtsausdruck sowie die damit erreichte Natürlichkeit und Ausstrahlung. Die „Puppenmacherin“ entwarf zahlreiche Modelle, Bekleidungen und Accessoires, die sie weltweit im Fachhandel platzierte. Die wichtigsten Stationen in der Entwicklung der Manufaktur werden durch die ab 1916 hergestellten, filigranen Puppenstubenpuppen, das seit 1922 gefertigte „Schlenkerchen“ („Puppe II“), die 1925 vorgestellten Modelle „Träumerchen“ („Puppe V“) und „Du Mein“ („Puppe VI“) sowie die seit 1928 vertriebene „Puppe VIII“ – auch als „Das deutsche Kind“ oder als „Friedebald-Puppe“ bekannt – veranschaulicht. Ein weiterer Meilenstein ist der „Kleine Soldat“, der dank patentiertem Drahtskelett eine natürliche, menschenähnliche Haltung einnehmen konnte. Käthe Kruse entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer „Puppenlegende“ – was nicht zuletzt durch ihren Ehemann Max positiv beeinflusst wurde. Er galt als markante Persönlichkeit des alten Berlin, der bleibende Werke wie der „Siegesbote von Marathon“ geschaffen hat. Die Hochzeits-Szene in der Ausstellung – bestehend aus einer Braut (kleines deutsches Kind, etwa um 1934), einem Bräutigam (kleine KK-Puppe, gemalte Haare, etwa um 1930) und Blumenkindern – ist ebenso ansprechend wie auch das stimmungsvolle Weihnachtszimmer. Zu den Kreationen der Breslauer Kunsthandwerkerin gehören auch bewegliche Schaufensterfiguren, die ebenfalls in der Schau von Haus Schlesien vertreten sind. In den 1930er Jahren entwickelte die Unternehmerin mit absolutem Qualitätsanspruch Schaufensterpuppen, die in Fachkreisen bald zu einem Begriff wurden und auf Weltausstellungen Preise errangen. Für den niederländischen Pavillon auf der Weltausstellung in New York 1939 schuf sie 17 lebensgroße Figuren, die Menschen aus Asien, Afrika und Nordamerika in ihren landesüblichen Trachten zeigten. Ausstellungsbegleitend werden Kinder- und Erwachsenen-Programme angeboten. Öffentliche Führungen stehen ebenso im Terminkalender wie auch das Sammlertreffen der Puppenfreunde (25. April). Dieter Göllner/os Die Ausstellung im Museum für schlesische Landeskunde in Königswinter-Heisterbacherrott ist bis zum 9. Mai dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 17 Uhr, am Wochen-ende und feiertags von 11 bis 18 Uhr zu besichtigen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren