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27.03.10 / Geheimdienste gestern und heute / Interessante Einblicke in die Arbeitsweisen der Nachrichtendienste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-10 vom 27. März 2010

Geheimdienste gestern und heute
Interessante Einblicke in die Arbeitsweisen der Nachrichtendienste

Jeder Staat, sei es vor 70 Jahren, sei es heute, bemüht sich darum, Kenntnisse zu gewinnen über politische, militärische und wirtschaftliche Absichten anderer Staaten. Zumal wenn diese in gegensätzlichen politischen Lagern stehen. Dazu bedient er sich geheimer Nachrichtendienste und der Funkaufklärung. Günther Weiße hat ein umfangreiches Werk über eben diese Nachrichtendienste und die Funk-aufklärung im Zweiten Weltkrieg geschrieben, von dem er sagt, er fasse darin zum ersten Mal die Teilaspekte zusammen, die bisher nur in Einzeldarstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden seien, ergänzt durch viele neue Fakten nach erst jetzt bekannt gewordenen Quellen. So stellt er das Wechselspiel zwischen geheimdienstlicher Nachrichtenbeschaffung und weitreichenden militärischen und politischen Entscheidung dar. Zwischenkriegsdeutschland hatte durch die ihm im Versailler Friedensvertrag auferlegten Einschränkungen einen erheblichen Rückstand auch auf diesem Sektor, den es bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nicht zuletzt durch die hervorragenden Leistungen der deutschen Industrie in der Entwicklung entsprechender Aufklärungssysteme aufgeholt haben dürfte. Die beste Nachrichtenquelle ist stets der feindliche Funkverkehr. Ihn versucht jede Partei auszuforschen. Natürlich ist er verschlüsselt. So bemühen sich die spitzfindigsten Intellektuellen, die Schlüsselungscodes zu knacken. Den Briten gelang es, den deutschen Code Enigma zu entschlüsseln, wodurch sie der deutschen Seite erheblichen Schaden zufügten. Den Deutschen gelang es, in geschlüsselte transatlantische Funkverbindungen der höchsten britischen und US-amerikanischen Regierungsstellen einzubrechen und mitzuhören, was die beiden verbündeten Regierungen miteinander zu besprechen hatten. Auch das Schlüsselsystem der Sowjetunion konnte von der deutschen Funkaufklärung geknackt werden; diese Kenntnisse der deutschen Funkspezialisten wurden nach der Kapitulation von den Amerikanern genutzt. Da die Briten den verschlüsselten deutschen Funkverkehr dechiffrieren konnten, fingen sie auch die von den Einsatzgruppen im Osten abgesetzten Meldungen über Massenerschießungen auf und wussten also sehr früh, was dort an Schrecklichem geschah. Genutzt haben sie diese Kenntnisse allerdings weder auf dem Gebiet der Politik noch der psychologischen Kriegführung, was einige Fragen aufwirft. Spannend ist es, in dem Buch zu lesen, wie deutsche Spionagetrupps hinter den feindlichen Linien abgesetzt wurden, die dann mittels Funk geführt wurden. Der Autor schildert, wie Angehörige der Abwehr nach Afghanistan geschleust wurden, um dort die Stämme zu unterstützen, die im Grenzgebiet zum heutigen Pakistan einen Partisanenkrieg gegen britische Truppen führten. Sie standen in Funkverbindung mit ihren deutschen Dienststellen. Kurz gestreift, da anderweitig ausführlich dargestellt, wird der raffinierte Kampf der Funkabwehr gegen die „Rote Kapelle“, das weit verzweigte kommunistische Spionagenetzt, das die UdSSR mit Nachrichten sogar aus dem Führerhauptquartier versorgte und weitgehend aufgerollt werden konnte. Das Buch enthält eine unglaubliche Anzahl von Fakten, ob es sich um kurze Schilderungen von Einsätzen handelt oder ob die technische Ausrüstung für die Funkaufklärung detailliert geschildert wird. Es wendet sich in erster Linie an Fachleute, doch dürfte es für jeden aufschlussreich sein, der an der Arbeit von Nachrichtendiensten, die ja damals wie heute eine erhebliche Rolle in der Auseinandersetzung der politischen Kräfte spielen, interessiert ist. H.-J. von Leesen Günther K. Weiße: „Geheime Nachrichtendienste und Funkaufklärung im Zweiten Weltkrieg, Deutsche und alliierte Agentenfunkdienste in Europa 1939 bis 1945“, Ares Verlag, Graz 2009, 512 Seiten, geb., 29,90 Euro


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