Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-10 vom 03. April 2010
Zumutung abgewiesen Es war ein ungewöhnlicher verbaler Doppelschlag, mit dem der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan kurz vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel die Stimmung anheizte: Zuerst forderte er „türkische Gymnasien“ in Deutschland und nachdem die Kanzlerin dieses Ansinnen mit denkbar vorsichtigen Worten zurückwies, setzte er gegenüber Journalisten heftig nach: „Warum dieser Hass gegen die Türkei? Ich verstehe es nicht“, und weiter: „Das hätte ich von der Bundeskanzlerin Merkel nicht erwartet. Ist die Türkei ein Prügelknabe?“ Der Vorgang wird umso befremdlicher, wenn man auf die Details blickt: Die Türkei gewährt ihren einheimischen nationalen Minderheiten kaum höhere Schulbildung in ihrer Muttersprache, fordert dies aber in Deutschland für eine Zuwanderergruppe, die nach internationalen Standards keinen entsprechenden Anspruch erheben kann. Auch ist es international ganz unüblich, vor solch hochrangigen Reisen die Tagesordnung mit öffentlichen Äußerungen zu „belasten“. Merkel besuchte die Türkei für zwei Tage zu Gesprächen mit Staatspräsident Abdullah Gül, Regierungschef Erdogan und für weitere Gespräche. Hauptstreitpunkt ist natürlich das „Nein“ der Kanzlerin zum EU-Beitritt der Türkei. Offenbar wollte Erdogan nach dem Prinzip „Angriff ist die beste Verteidigung“ deutsche Fragen etwa zur Lage der Christen im Land oder zum Armenier-Genozid von 1915 verhindern. Auch das ist bemerkenswert: Erdogan steht keineswegs im Wahlkampf, wohl aber Merkel in Nordrhein-Westfalen. Ihr könnte der offensive Nationalismus Erdogans nun nutzen, vor allem, weil SPD und Grüne auf Widerspruch weitgehend verzichtet oder sogar ihren Ruf nach einem EU-Beitritt der Türkei erneuert haben. K.B. |
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