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03.04.10 / Maler mit Tiefe / Leben Giovanni Segantinis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-10 vom 03. April 2010

Maler mit Tiefe
Leben Giovanni Segantinis

In ihrem neuen Roman „Das Schönste, was ich sah“ erzählt Asta Scheib die Lebensgeschichte des italienischen Malers Giovanni Segantini. Der 1858 in der italienischen Provinz Trient geborene Segantini wuchs unter ärmlichen Umständen bei seiner schwer kranken Mutter auf. Nach deren frühem Tod ließ Giovannis Vater den Jungen einfach bei seiner Tochter aus erster Ehe zurück.

„Natürlich war sein Vater nicht wiedergekommen. Abends lag Giovanni unter seiner dünnen Decke und wusste nicht, welches seiner Gefühle stärker war: der Hass auf den Vater oder die Furcht vor dieser Irene. Dann wieder fühlte er gar nichts, wollte nur schlafen, einfach weg sein. Weg von Mailand, weg von dieser gemeinen Welt. Nicht mehr an den Vater denken, diesen verdammten Mistkerl.“

Voller Mitleid verfolgt der Leser die schwere Kindheit Giovannis und freut sich mit ihm über seine ersten malerischen Erfolge, nachdem er sich 1875 an der Kunstakademie Brera eingeschrieben hat.

Asta Scheib berichtet, wie sich das malerische Ausnahmetalent Giovanni in die Schwester seines Mitschülers und Freundes Carlo Bugatti, in Luigia Bugatti verliebt, die er zärtlich Bice nennt. Trotz Giovannis Armut und seiner nied-rigen gesellschaftlichen Stellung geben Bices Eltern den beiden ihren Segen, da sich Luigia, als Giovanni sie als Falknerin portraitiert hat, in ihn verliebt hat. Die ersten gemeinsamen Jahre von Giovanni und Bice beschreibt Asta Scheib noch relativ turbulent, spätestens nach der Geburt des zweiten von vier Kindern beginnt die Handlung jedoch seicht dahin zu plätschern. Die zu Beginn des Romans so voller Tiefe geschilderten Charaktere beginnen zu verblassen, die Lebensgeschichte, die Lebensstationen des Malers rücken in den Fokus der Handlung.

Da Giovanni in einer Stadt im italienischsprachigen Teil des Kaiserreichs Österreich geboren wurde und seine boshafte Halbschwester Irene bereits in seiner frühen Kindheit dafür sorgte, dass Giovanni die österreichische Staatsbürgerschaft entzogen wurde, blieb er sein Leben lang staatenlos und somit ohne Papiere. Eine Hochzeit mit Bice war demnach nicht möglich. Immer wieder kam es wegen der fehlenden Papiere zu Problemen mit den Behörden oder wegen der nicht erfolgten kirchlichen Hochzeit zu Problemen mit der Kirche.

Da Giovanni Segantini weder Lesen noch Schreiben konnte, überließ er den Verkauf seiner Bilder lange Jahre dem Kunstkritiker und -händler Vittore Grubicy de Dragon, der Giovanni jedoch mehr schlecht als recht am Verkauf seiner begehrten Bilder beteiligte. So blieb trotz Ruhm und Ehre auch der chronische Mangel an Geld für Segantini ein Problem.

Bis zu seinem frühen Tode 1899 blieb Segantini nicht nur seiner Luigia in Liebe verbunden, sondern auch mit Leib und Seele Maler. Und am Ende von Asta Scheibs Roman „Das schönste, was ich sah“ wird sich der eine oder andere Leser, den die Lebensgeschichte dieses berühmten Künstlers berührt hat, vielleicht im Internet einige Bilder des leider fast vergessenen Malers anschauen. A. Ney

Asta Scheib: „Das Schönste, was ich sah“, Hoffmann & Campe, Hamburg 2009, geb., 412 Seiten, 22 Euro


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