23.04.2024

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10.04.10 / Chamäleons

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Konrad Badenheuer:
Chamäleons

Je genauer man sich das Gefecht vom Karfreitag anschaut, umso bedrückender wird die Szene. Die deutschen Soldaten waren unterwegs, um den Bau einer Brücke vorzubereiten. Dazu musste eine Straße von Minen geräumt werden. An sich ein Musterbeispiel für die so oft geforderte Verbindung von militärischer Mission und zivilem Aufbau. Aber wie um alles in der Welt sollen Soldaten den zivilen Aufbau in einem Land unterstützen, in dem sie in Lebensgefahr schweben, sobald sie ihre Panzer verlassen?

Der Ansatz des so genannten „Partnering“ wird diese Gefahren ab August noch vergrößern: Dann sollen die Isaf-Truppen im Zuge der Ausbildung der afghanischen Armee verstärkt gemeinsam mit dieser operieren. Die Bekämpfung der Taliban ist Teil des Programms, was allerdings amerikanische und britische Militärs und Politiker weit offener sagen als deutsche.

Nicht nur dieser Widerspruch irritiert. Die andere große Unbekannte ist das Verhalten der Regierung Karzai. Angenommen, der Isaf gelänge das schier Unmögliche und aus der afghanischen Armee würde eine Truppe, die es mit den Taliban aufnehmen könnte. Dann bliebe immer noch offen, wo ihr Oberbefehlshaber steht. Karzai, der dem Westen alles verdankt, hat dessen Soldaten nun als „Eindringlinge“ bezeichnet und laut über einen Seitenwechsel zu den Taliban nachgedacht. Ist denn in Washington und Berlin vergessen worden, dass Osama bin Laden, bevor er zum Todfeind der USA wurde, in den 80er Jahren von den USA selbst aufgebaut wurde, um die Sowjets in Afghanistan zu bekämpfen? Die Geschichte am Hindukusch könnte sich wiederholen.


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