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10.04.10 / Ineffiziente Mechanismen / Die GTZ ist ein privates Unternehmen mit einer Sonderrolle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Ineffiziente Mechanismen
Die GTZ ist ein privates Unternehmen mit einer Sonderrolle

Neben der deutschen Bundesregierung können auch internationale Institutionen, Regierungen, Stiftungen und weltweit agierende Unternehmen die GTZ beauftragen“, wirbt die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) auf ihrer Internetseite. Wer ihre Dienste buche, profitiere von 35 Jahren praktischer Erfahrung in der Internationalen Zusammenarbeit und von dem Wissen aus über 10000 Programmen und Projekten. Diese habe die GTZ in mehr als 120 Ländern und in über 100 Fachgebieten erfolgreich realisiert. Wobei das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) der Hauptkunde des privatwirtschaftlichen Unternehmens ist: Von einem Gesamtumsatz in Höhe von 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2008 entfielen rund 985 Millionen Euro auf Projekte des BMZ und anderer Bundesministerien.

Als die GTZ 1975 gegründet wurde, war sie eine Zusammenlegung aus der Bundesstelle für Entwicklungshilfe und der Deutschen Fördergesellschaft für Entwick-lungsländer und zählte knapp 630 Mitarbeiter. Heute sind es 14700 Personen, von denen rund 10000 lokale Kräfte sind. Die GTZ hilft beim Wiederaufbau in Afghanistan, bildet Polizistinnen in Nicaragua zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen aus. Sie hilft bei der Planung der Wasserwirtschaft in Jordanien, bei der nachhaltigen Landwirtschaft in Äthiopien und der Umsetzung von Ökostandards in der Kaffeeproduktion.

Volker Seitz, deutscher Botschafter in Benin (1996−1999) und Kamerun (2004−2008), kennt jedoch die Schwächen der GTZ aus eigenem Erleben. In dem Buch „Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann“ hat er zahlreiche Mängel der deutschen und somit westlichen Entwick-lungspolitik dargestellt. „Eine effektive Wirkungskontrolle ist die Hauptschwachstelle unserer Entwicklungszusammenarbeit“, so Seitz gegenüber der PAZ. „Die von der GTZ noch heute praktizierte Selbstevaluierung sollte endlich unabhängigen Gutachtern anvertraut werden. Wir brauchen dringend eine unabhängige Kontroll-instanz im Bundestag oder im Rechnungshof.“ Eine Wirksamkeitskontrolle dürfe nicht beschönigen, sondern müsse prüfen, ob Hilfe Eigendynamik in den Ländern ausgelöst habe, bilanziert der Afrikakenner. „Grundsätzlich darf Entwicklungshilfe kein ,Geschäft‘ sein, wo möglichst viele Berufsentwicklungshelfer Arbeit finden, sondern es sollte öfter gefragt werden, ob jedes Hilfsangebot zweck-mäßig ist“, mahnt er an. Seitz meint, dass zu oft mit Projektträgern gearbeitet würde, die vorgeben, die Bevölkerunginteressen zu vertreten. Für jene Leute stünden jedoch Tagegelder für Fortbildungen und schicke Geländewagen oft im Vordergrund. „In Haiti ist noch kaum wieder etwas aufgebaut, aber es sollen schon wieder 8000 Geländewagen in den Straßen von Port-au-Prince unterwegs sein“, das spreche doch für sich. 

Zwar ist die GTZ ein privatwirtschaftliches Unternehmen, doch dadurch, dass das BMZ ein Dauerkunde ist, agiert sie unter besonderen Bedingungen. Das ärgert vor allem die Kirchen, die gerne Aufträge vom Staat bekämen.       Bel


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