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10.04.10 / Dem Frieden eine Chance

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Dem Frieden eine Chance
von Hubertus Hoffmann

Israel steht am Scheideweg. Verliert das Land einen Freund nach dem anderen − einschließlich der USA und vieler europäischer Länder − oder wendet es sich einem neuen Denken zu, einer Strategie von Stärke und Versöhnung?

Israel ist in Gefahr. Es existiert erst seit 60 Jahren; die Kreuzfahrer hielten sich dagegen 200 Jahre lang, wiewohl ihr Königreich von Jerusalem zwischen 1099 und 1291 nach und nach immer kleiner wurde, wobei Jerusalem selbst schon im Jahre 1187 an Saladin verloren ging.

Die israelische Regierung führt ihr Volk immer tiefer in eine Sack-gasse der Konfrontation, wobei auf Seiten der frustrierten Palästinenser der Hass wächst. Dasselbe geschah im 12. Jahrhundert mit den Kreuzfahrern. Nach vielen Jahren der friedlichen Koexistenz kamen radikale, auf Konfrontation bedachte Führer wie Guido von Lusignan und Rainald von Chatillon – und mit ihnen Tod und Zerstörung. Den Kreuzfahrern blieb die Kunst, Frieden zu schließen, fremd.

Allzulange schon halten zwei Kräfte Israel in Geiselhaft: Die nationalistischen Flügel seiner Politik, etwa die Schas-Partei, ein Koalitionspartner von Ministerpräsident Netanjahu, und seine traditionelle Bunker-Mentalität. Im Ergebnis hat das Land keine andere Strategie, als pragmatisch Stärke zu zeigen.

Doch damit ist es auf dem besten Weg, den Kampf um seine Existenz langfristig zu verlieren. Israel konzentriert sich ganz auf die „harten“ Faktoren zur Schaffung von Frieden, wie die Tötung von Feinden und eine Politik der Eindämmung. Der wichtigere „weiche“ Faktor der Friedenspolitik geht ihm ab: ein Versöhnungsprozess mit dem palästinensischen Volk und eine neue Entspannung mit der arabischen Welt. Das wäre keine Schwäche, sondern Klugheit und Notwendigkeit. Oder mit den Worten Eric Hoffers: „Ein Krieg ist erst gewonnen, wenn man seinen Feind zum Freund gemacht hat.“

Israel sollte sorgfältig eine neue Versöhnungspolitik mit  den Palästinensern planen und umsetzen − als gleichgewichtige Säule seiner Sicherheit. Neue Siedlungen in besetzten Gebieten sind nicht im Sicherheitsinteresse Israels, weil sie nicht Frieden, sondern Hass bewirken.

Als die israelische Regierung kürzlich das Grab Abrahams – Ibrahim für die Araber – in der palästinensischen Stadt Hebron in die Liste der „Orte des nationalen Erbes Israels“ aufnahmen, war das nicht nur ein klarer Völkerrechtsverstoß, sondern auch ein Anschlag auf die nationalen Interessen Israels, weil es das schwache Pflänzchen des Friedens im Heiligen Land vergiftete.

Israel und die Welt müssen jetzt die Radikalen auf beiden Seiten stoppen und dem Frieden eine Chance geben.

 

Dr. Hubertus Hoffmann aus Goslar ist Unternehmer und Experte für Geostrategie in London sowie Gründer der World Security Network Foundation.


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