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10.04.10 / »Gott sei dank kamen wir nicht nach Katyn« / Wie die deutsche Wehrmacht mit polnischen Kriegsgefangenen umging

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

»Gott sei dank kamen wir nicht nach Katyn«
Wie die deutsche Wehrmacht mit polnischen Kriegsgefangenen umging

Im Unterschied zu dem blutigen Umgang der Sowjets mit den nationalpolnischen Eliten erfuhren die in deutsche Kriegsgefangenschaft geratenen polnischen Offiziere eine korrekte Behandlung. Dies bezeugen nicht nur vorliegende Besuchsberichte von Abgesandten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf, sondern bestätigten auch Überlebende aus den verschiedenen „Oflags“ (Offuzierslagern) in Zuschriften an die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI). Danach durften sich die kriegsgefangenen polnischen Offiziere „mit dem Segen der Wehrmacht“ Lager-Universitäten aufbauen und in vielerlei Hinsicht weiterbilden. Einschlägig Begabte konnten sich künstlerisch betätigen, Gemälde schaffen oder Theaterstücke schreiben und zur Aufführung bringen. Für religiöse Betreuung sorgten polnische Feldgeistliche, denen für Gottesdienste nicht nur eine zur Kirche umgebaute Baracke zur Verfügung stand, sondern es auch erlaubt war, innerhalb des Lagergeländes Umzüge (Prozessionen) abzuhalten. Erhalten gebliebene Fotos dokumentieren diese Aktivitäten. In akuten Notfällen durften sogar deutsche Ortsgeistliche den polnischen Offizieren seelsorgerlichen Beistand leisten und zum Beispiel die Beichte abnehmen. Für diese Fälle ließ der Feldbischof der Deutschen Wehrmacht, Franziskus Rarkowski, einen eigenen deutsch-polnischen Beichtspiegel (schriftliche Aufzählung schwerer Verfehlungen gegen die Zehn Gebote) erstellen und an die in frage kommenden Geistlichen verteilen.

Diesem kirchlichen Einfluss und hochgestellten christgläubigen Militärs ist es auch zu verdanken, dass polnische Offiziere mosaischen Glaubens in den „Oflags“ weitgehend unbehelligt blieben. Nur vom Offizierslager Murnau in Oberbayern ist überliefert, dass die jüdischen Offiziere gegen Ende des Krieges von ihren übrigen Kameraden separiert und in eine schlichter ausgestattete Baracke verlegt wurden. Eine Maßnahme, die nach dem Bekunden von Zeitzeugen bald dazu führte, dass sich die nichtjüdischen Lagerinsassen bei jeder sich bietenden Gelegenheit demonstrativ mit den separierten Kameraden solidarisierten. Die deutsche Lagerleitung quittierte diesen Korpsgeist insgeheim mit Respekt.

Sie registrierte auch die freimütige Reaktion der Polen auf die Anwerbeaktion „Eintrag in die Volksliste“ mit Respekt. Im Zuge dieser zeitweiligen Aktion hatten hohe deutsche Militärs entfernt verwandte polnische Offiziere dazu zu überreden versucht, sich als Angehörige einer deutschen Großfamilie in eine „Volksliste“ einschreiben zu lassen, um damit die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten und entlassen zu werden. Eine Aktion, die nach der freundlichen Begrüßung zumeist mit der Feststellung des polnischen „Verwandten“ endete, dass er sich ähnlich wie sein deutscher Besucher eben für „das polnische Vaterland“ entschieden habe und dieses auch jetzt nicht verleugnen wolle. Ein Patriotismus, den man letztlich beiderseitig achtete.

Der polnische Kapitänleutnant Jerzy Lubelfeld aus dem einstigen „Oflag V1 B“ Dössel in Hessen brachte es schließlich auf den Punkt, als er den Unterschied zwischen sowjetischer und deutscher Kriegsgefangenschaft in den schlichten Satz zusammen fasste: „Gott sei Dank kamen wir nicht nach Katyn.“           A.S.


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