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10.04.10 / Der jüngste Sohn des »Alten Dessauer« / Obwohl Friedrich der Große ihn zu einem verfrühten Angriff zwang, war Prinz Moritz seinem König absolut ergeben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Der jüngste Sohn des »Alten Dessauer«
Obwohl Friedrich der Große ihn zu einem verfrühten Angriff zwang, war Prinz Moritz seinem König absolut ergeben

Prinz Moritz wurde am 11. Oktober 1712 in Dessau als der fünfte Sohn und das siebte Kind des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676–1747) geboren. Der „Alte Dessauer“ nahm sich seines jüngsten Sohnes in besonderer Weise an und wollte ihn möglichst viel um sich haben. Sobald es das Alter des Prinzen zuließ, nahm der Fürst seinen Sohn mit auf die Jagd und schulte ihn in militärischen Dingen. Wenn der Vater im Felde war, kümmerte sich seine Mutter, die Apothekerstochter Anna Luise Föhse (1677–1745), welche der „Alte Dessauer“ nach Zahlung einer erheblichen Summe an Kaiser Leopold I. (1640–1705) zur Reichsgräfin von Anhalt hatte erheben lassen, um die Erziehung ihres Sohnes.

Als dieser sechs Jahre war, richtete der „Alte Dessauer“ seinem Söhnchen eine eigene Kompagnie ein, mit der Moritz exerzierte. Ab 1723 wurde er der Adjutant seines Vaters. Am 13. Juni 1731 wurde Moritz Oberst und erhielt ein Bataillon des Infanterie-Regiments No. 3 (seines Vaters). Nach der Teilnahme an den Feldzügen 1734/1735 am Rhein im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1735/1738) unter dem Prinzen Eugen von Savoyen (1663–1736) wurde der junge Prinz am 24. Februar 1738 zum Obersten ernannt. Seit 1739 konnte er auch über die Einkünfte der Dompropstei zu Brandenburg verfügen. Am 31. Mai 1741 wurde er Chef des Regiments No. 22. Am 31. Juli 1742 wurde er Generalmajor und nahm am Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) teil. Im Zweiten Schlesischen Krieg (1744–1745) wurde Prinz Moritz am 31. Juli 1745 zum Generalleutnant befördert und zeichnete sich wieder aus – insbesondere bei der Schlacht bei Kesselsdorf (1745) unter dem Oberbefehl seines Vaters. Nach der Schlacht wurde ihm von Friedrich dem Großen der „Hohe Orden vom Schwarzen Adler“ verliehen.

In der Zwischenkriegszeit bewährte sich Prinz Moritz auch in zivilen Aufgaben, denn er kultivierte zusammen mit den zuständigen preußischen Beamten wüstliegende Landstriche bei Stettin und Damm an der Oder. 1752 wurde er Gouverneur von Küstrin.

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) marschierte er mit einem eigenen Korps am 21. April 1757 in Böhmen ein, um sich später mit der Armee des Königs zum Angriff auf Prag zu vereinigen. Bei der verhängnisvollen Niederlage der Preußen bei Kolin (1757) kam es zu einer Kontroverse zwischen dem König und Moritz, die darin gründete, dass Moritz sich dem verfrühten Angriffsbefehl des Königs widersetze, bis dieser mit gezogenem Säbel auf ihn los ritt und seinen Gehorsam erzwang.

Der Befehl wich von der vormals vom König selber gemachten Schlachtendisposition ab und hatte dann auch die schlimmsten Folgen. Moritz erwähnte aber selbst in Briefen an seinen Bruder Dietrich (1702–1769) diesen Fehler des Königs nicht. Die Briefe sind insofern bemerkenswert, als sie von der unerschütterlichen Anhänglichkeit von Prinz Moritz an seinen König und dem soldatischen Gottvertrauen zeugen, mit dem er sich dafür bedankt, wenn er an exponierter Stelle im Schlachtengetümmel seine Pflicht tun konnte. Da der König nach dem Vorfall bei Kolin einsah, dass er im Unrecht gewesen war, und Moritz bei Leuthen (1757) wieder seinen Anteil am Sieg hatte, wurde er noch auf dem Schlachtfeld zum Feldmarschall ernannt.

Nach der verlorenen Schlacht bei Hochkirch (1758) fiel er verwundet in österreichische Gefangenschaft. Er durfte sich in Dessau auskurieren, kam aber aufgrund einer Krebserkrankung an der Lippe nicht wieder auf die Beine. Friedrich schrieb ihm am 23. Dezember 1759 eigenhändig aus Freiberg: „Es thuet mir recht sehr leid vor Ihnen, wor es so schlimm ist, wie man mir es sagen will, und werde ich Sie mein Tage nicht vergessen; nur thuet es mir leid, daß ich Ihnen meine Erkenntlichkeit vor alle Ihre Mühe und Fleiss nicht habe erkennen können.“

Friedrich erwähnte ihn selbstverständlich in seiner „Histoire de la guerre de sept ans“ (1763), ohne auf die Episode bei Kolin näher einzugehen, und in Briefen über den Kriegsverlauf an seinen Bruder Prinz Heinrich (1726–1802) und an Freunde. Prinz Moritz starb am 11. April 1760 in Dessau. Jürgen Ziechmann


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