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10.04.10 / Park oder Hochhaus / Im Osten von Königsbergs Innenstadt erregen sich die Gemüter über ein Bauvorhaben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Park oder Hochhaus
Im Osten von Königsbergs Innenstadt erregen sich die Gemüter über ein Bauvorhaben

In der östlichen Innenstadt von Königsberg soll eine ökologisch wertvolle Grünfläche am Kupferteich überbaut werden. Die Anwohner wehren sich nicht mehr nur mit Worten.

Überall in der Stadt entstehen Luxuswohnhäuser, sowohl im zentralen Stadtpark als auch im Südpark und sogar am Ufer des Kupfersees am Lieper Weg (ul. Jaltinskaja) genau beim Deutsch-Russischen Haus. Doch an die Stelle des außergewöhnlichen Grünraums soll nach dem Willen der Stadtplaner ein 17-stöckiges Hochhaus mit einem Unterhaltungskomplex gebaut werden. Dabei ist das fast der einzige Ort auf diesem Abschnitt der Tapiauer Straße (Moskowskij Prospekt), an dem die Bewohner der umliegenden Wohnhäuser heute noch spazieren gehen können.

Doch schon werden dort Vorbereitungen für das Fällen der Bäume getroffen: Die traditionellen blau-weißen Bauzäune sowie ein Bauarbeiterwagen wurden bereits aufgestellt. Das eingezäunte Gelände erstreckt sich bis zum Deutsch-Russischen Haus und grenzt ans Seeufer.

Die Bewohner der drei- bis vierstöckigen Häuser aus der Vorkriegszeit schlugen Alarm und riefen alle möglichen Instanzen an, jedoch ohne Erfolg. Im Vorzimmer des Chefarchitekten der Stadt sagte man ihnen, dass dieser Park im Generalplan von Königsberg nicht als Erholungszone ausgewiesen sei, sondern nur als Grünfläche. Anstelle des Parks solle ein Wohnkomplex mit Parkplatz und einem Unterhaltungskomplex entstehen, der die gesamte bisherige Grünfläche ausfüllen wird. Die Anwohner erfuhren beiläufig, dass dem Bauträger die Erlaubnis erteilt wurde, und dass die Baufirmen bereits im vergangenen Juli eine vom Vize-Premier der Gebietsregierung Jurij Schalimow unterzeichnete Genehmigung zum Fällen von 37 Bäumen erhalten haben.

Die Bürger sind entrüstet über die Baugenehmigung, deren Gesetzmäßigkeit nun diskutiert wird, zumal sich in einer Umfrage vor zwei Jahren eine Mehrheit gegen eine Bebauung der Grünfläche ausgesprochen hatte. Darüber hinaus war in dieser Umfrage nur von einer Bebauung der dem See gegenüberliegenden Seite die Rede gewesen. Der geplante Umfang der Bauarbeiten wurde den Bürgern damals verschwiegen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kupferteichs ragen bereits Hochhäuser hervor, die das Sackheimer Tor, ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung, überragen.

Die Umweltschützer hegen den Verdacht, dass die Beamten der Stadtverwaltung den Park schon vor längerer Zeit zur Bebauung freigeben wollten und ihn deshalb im Generalplan Königsbergs absichtlich nicht als Park ausgewiesen haben. Außerdem zweifeln sie das Ergebnis des ökologischen Gutachtens an, das vor jeder Fällgenehmigung erstellt werden muss.

Die Anwohner haben nun eine Sammelbeschwerde bei der Staatsanwaltschaft des Kreises, bei der Umweltschutzbehörde sowie bei der Regierung des Königsberger Gebiets eingereicht. Solange sie von diesen Stellen keine Antwort erhalten, handeln sie buchstäblich „auf eigene Faust“: Sie gingen auf die Straße, rissen einige der Bauzäune nieder und warfen den Bauarbeiterwagen um. Dies könnte erst der Beginn des Kampfes für den Park sein. Jurij Tschernyschew


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