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10.04.10 / Rund ums Ei / Oberschlesisches Landesmuseum dokumentiert lebendige Tradition aus der Heimat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

Rund ums Ei
Oberschlesisches Landesmuseum dokumentiert lebendige Tradition aus der Heimat

Wer sich dieser Tage den Museums-Räumlichkeiten im Obergeschoss nähert, dürfte sich beinahe auf einen Geflügelhof versetzt fühlen. Doch sehr bald stellt der Besucher fest, dass das Hühner-Gegacker lediglich als akustische Kulisse für die neue Ausstellung „Rund ums Ei – Prämierte schlesische Oster-eier“ dient. Bis zum 25. April ist eine Auswahl von 340 bunten Kunstwerken aus der Sammlung des Museums in Gleiwitz / Gliwice zu bewundern.

Bei der Vernissage führte Bożena Kubit vom Museum in Gleiwitz / Muzeum w Gliwicach das Publikum in die Geschichte des im östlichen Teil Europas gepflegten Osterbrauches ein. Das kunstvolle Verzieren von Eiern lässt sich in Oberschlesien bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen. Bei Ausgrabungen in Oppeln wurde ein mit einer Batiktechnik verziertes Osterei gefunden. Diese Schmuckform und -art gilt deshalb als die älteste der Region. Bei der zumeist verwendeten Kratztechnik wird das jeweilige Muster aus der einfarbig getönten Oberfläche des Eis herausgekratzt.

Um die Tradition zu bewahren und an die junge Generation weiter zu geben, organisiert das Gleiwitzer Museum seit 1999 jährlich den Wettbewerb „Die schönsten Oster-eier“. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden in einer Sonderausstellung präsentiert, umrahmt von Schauvorführungen und einem Ostermarkt. Die preisgekrönten Arbeiten werden in den Bestand des Hauses aufgenommen, der mittlerweile mehr als 1200 Objekte umfasst. Das von Jahr zu Jahr wachsende Interesse an dieser populären Veranstaltungsreihe trug auch zur Erweiterung deren lokalen Reichweite bei – vom Gleiwitzer Landkreis bis auf das Gebiet der ganzen Schlesischen Wojewodschaft.

In der Ratinger Schau bekommt der Besucher nicht nur die dekorierten Ostereier (in Oberschlesien „kroszonki“ genannt) zu sehen, sondern erfährt auch viel Wissenswertes und Unterhaltsames über Osterbräuche bis hin zum Osterspaziergang in Goethes „Faust“.

Die begleitenden Text-Tafeln informieren ausführlich über die verschiedenen Techniken, mit denen Hühner-, Enten- oder Straußeneier zu schmucken Ostereiern verwandelt werden. Zu den Verarbeitungsmethoden, die in Oberschlesien auch heute noch sehr verbreitet sind, gehört die Gravur- beziehungsweise die Ausschabetechnik. Mit scharfen Ritz- und Schabe-instrumenten werden unterschiedlich breite Linien erzielt.

Bei der Wachsbatiktechnik wiederum werden die Ornamente mit einem Wachsstift oder in heißes Wachs getauchten Nadeln auf das Ei aufgetragen.

Für eine weitere Dekorationsform, die vor allem in Ostpolen, Schlesien und an der Ostseeküste beliebt ist, werden Materialien wie Wollfäden, Perlen oder getrocknete Blumen auf die Eier geklebt.

Die Präsentation wird durch Ostereier aus der Sammlung des Oberschlesischen Landesmuseums sowie durch zwei thematisch passende Malereien von Luzie Rutkowski abgerundet.

Begleitend zur Ausstellung gibt es auch ein museumspädagogisches Programm für Kindergärten und Schulklassen. Dieter Göllner


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