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10.04.10 / »Ich möchte kein Picasso sein, lieber Monet« / Der siebenjährige Kieron Williamson malt Bilder, die mittlerweile hohe Preise erzielen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-10 vom 10. April 2010

»Ich möchte kein Picasso sein, lieber Monet«
Der siebenjährige Kieron Williamson malt Bilder, die mittlerweile hohe Preise erzielen

Der siebenjährige Kieron Williamson aus England kniet auf der Küchenbank und fährt mit einem Pastellstift über das vor ihm liegende Blatt Papier. Mit Gelb- und Grautönen zeichnet er den Himmel. „Ein paar Bäume werden in den Himmel ragen und in die Mitte kommt ein See“, erklärt er.

Der kleine Nachwuchs-Künstler lebt mit Vater Keith, Mutter Michelle und der jüngeren Schwester Billie-Jo in Norfolk. Im vergangenen Dezember hatte Kieron in seiner Heimatstadt die zweite Ausstellung. Innerhalb von 14 Minuten waren alle Bilder verkauft. Die 16 Gemälde brachten dem Jungen 18200 Pfund ein. 680 Leute, die ein Original-Kieron erwerben wollen, stehen mittlerweile auf der Warteliste.

In der Kunstszene handelt man Kieron bereits als neuen Picasso. „Wir haben eigentlich keine Ahnung von Picasso“, sagt Keith. „Ich kenne Picasso“, unterbricht ihn Kieron. „Ich will nicht Picasso werden – lieber Monet oder Seago.“

Als der damals fünfjährige Kieron mit dem Malen begann, sahen seine Bilder aus wie die eines ganz gewöhnlichen Jungen im Vorschulalter. Aber er machte schnell Fortschritte und stellte schon bald Fragen, die ihm seine Eltern nicht beantworten konnten. „Kieron wollte alles über die unterschiedlichen Techniken von Künstlern wissen und wie man ein Gemälde aufbaut“, erzählt Michelle. Seither wird er von Künstlern aus Norfolk unterrichtet, darunter Brian Ryder und Tony Garner, der in den vergangenen Jahrzehnten über tausend Erwachsene unterrichtet hat. Kieron, so betont er, sei ihnen allen haushoch überlegen: „Er sagt nicht viel, er fragt nicht viel, er schaut einfach hin. Er ist ein visueller Lerntyp. Im Moment sind seine Bilder vielleicht noch ein wenig naiv, aber sie strahlen eine herrliche Frische aus.“

Garner meint, dass die Eltern Kieron sehr gut vom geschäftlichen Aspekt und dem Stress, den dieser automatisch erzeugt, abschirmen. Keith und Michelle versichern, dass Kieron nur dann malt, wenn ihm danach ist. „Wir stellen uns täglich die Frage, ob wir das Richtige tun“, sagt Michelle. „Kieron hat einen sehr starken Willen, man könnte ihn nicht zwingen, etwas zu tun, das er nicht möchte. Manche denken vielleicht, dass wir sein Talent nicht ausreichend fördern, dass wir mit ihm jedes Wochenende durch die Galerien ziehen sollten. Aber wir sind eine Familie und wir müssen auch an Billie-Jo denken. Wir müssen das Gleichgewicht wahren.“ Manchmal, wenn sie mit Kieron rausgefahren sind, damit er in der freien Natur malt, entschied er sich spontan um. Er sonderte sich ab und spielte im Matsch. Er darf ein kleiner Junge sein, wann immer er es mag.

Was denken die Schulkameraden über Kieron? Sind sie beeindruckt? „Klar“, meint Kieron. „Ich bin auch der Beste in Englisch, in Erdkunde, Mathe und im Technikunterricht“, sagt er, während er weiter an seinem Himmel malt.

Was würden seine Eltern sagen, wenn Kieron keine Lust hätte, wenn er nicht mehr weiter malte? „Wir würden das ihm überlassen“, meint Keith. „Das ist ganz allein seine Entscheidung“, ergänzt Michelle. „Wir fühlen uns im Moment etwas unter Druck, weil so viele Leute darauf warten, dass sie ein Werk von Kieron bekommen, aber ich bin bereit ihnen zu sagen, dass sie eben warten müssen.“

Kieron ist mittlerweile fertig; kritisch betrachtet er das Ergebnis. „Ist es genauso gut wie das, das ich heute Morgen gemacht habe, oder besser?“, fragt er. „Was meinst du selbst?“, fragt Keith zurück. „Es hat ein schönes Leuchten, findest du nicht?“, fährt Keith fort. Kieron nickt. Corinna Weinert


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