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17.04.10 / Verbündete rüsten auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-10 vom 17. April 2010

Verbündete rüsten auf

Seit am Karfreitag die Bundeswehr in Afghanistan in einen Hinterhalt gelockt wurde und deutsche Soldaten im Kugelhagel einer Übermacht starben, reißt die Diskussion um ihre Ausrüstung und Ausbildung nicht mehr ab. „Wenn weitere Ausrüstungsgegenstände erforderlich sind und unsere Militärs sagen, sie brauchen das, dann bin ich sehr dankbar, dass wir die Debatte jetzt haben“, sagt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU).

Doch Forderungen der Opposition nach Kampfhubschraubern und Rufe der Bundeswehr nach Artillerie verhallten seit letztem Frühjahr ungehört. Trotz aktueller Gesprächsbereitschaft kritisiert der Minister frühere Militärs und deren medienwirksamen Forderungen: Leopard-Panzer würden nichts ändern, auch Kampfhubschrauber hätten im konkreten Fall nicht geholfen, so der Minister. Guttenberg wendet sich zugleich gegen die Strukturen der Bundeswehr, „die den Geist von vor 20, 25, 30 Jahren atmen“.

US-General Stanley McChrystal verordnete nach der bereits im Januar begonnenen US-Truppenaufstockung härtere Disziplin. Großbritannien schickt nicht nur Hunderte zusätzlicher Soldaten, auch die Ausrüstung der Briten wurde aufgestockt, so der zuständige Chief of Defence Staff, Sir Jock Stirrup. Selbst das kleine Belgien schickt neben den 60 zur Verstärkung geplanten Soldaten zwei moderne F-16 Kampfjets.

Deutschland als drittgrößter Truppensteller hat zwar 600 Soldaten mehr zugesagt, ansonsten setzt Berlin vor allem auf mehr gepanzerte Transportfahrzeuge (Dingo und Fuchs). Ob das zu wenig ist, lässt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nun „ergebnisoffen“ prüfen.         SV

 

Zeitzeugen

Karl-Theodor zu Guttenberg – Die Führungs- und Planungsstruktur der Bundeswehr soll nach Kompetenzüberlagerungen durchsucht, die Kommunikation verbessert, die Verwaltung zugunsten der kämpfenden Truppe abgebaut werden, so das Ziel der vom Verteidigungsminister angestrebten Reform der Bundeswehr. Der CSU-Politiker steht unter Druck und will nun mit Taten glänzen, nachdem er sich bei der Kundus-Affäre korrigieren musste.

 

Volker Wieker – Der 56-Jährige ist Nachfolger von Wolfgang Schneiderhahn im Amt des Generalinspekteurs. Der ranghöchste General der Bundeswehr schließt zwar den Einsatz der Panzerhaubitze 2000 nicht aus, doch schwere, moderne Panzer will er nicht einsetzen: „Wir wollen die Menschen beschützen und nicht verschrecken.“

 

Hellmut Königshaus – Der designierte Wehrbeauftragte hat sich, obwohl noch nicht im Amt, bereits einen Rüffel der Kanzlerin zugezogen. Wohl in der Hoffnung auf Schlagzeilen hatte er schweres Gerät wie Kampfpanzer für den Afghanistan-Einsatz gefordert. Die Forderung des FDP-Politikers wertete Angela Merkel öffentlich, wenn auch ohne Namensnennung als Ausdruck von Inkompetenz. Der 59-Jährige, der 1970 seinen Wehrdienst absolvierte, ist Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Kundus-Affäre.

 

Rainer Glatz – Der 59-jährige Generalleutnant und Chef des Einsatzführungskommandos in Potsdam ist für die Umsetzung des militärischen Auftrages zuständig und plant somit die dafür nötigen Kräfte und Mittel ein. Er hat dem Ruf von Königshaus nach Kampfpanzern eine Absage erteilt, schon weil viele Brücken in Afghanistan die tonnenschweren Fahrzeuge nicht tragen würden.

 

Frank-Jürgen Weise – Der erfolgreiche Chef der Bundesagentur für Arbeit und Oberst der Reserve bekommt eine wichtige Nebentätigkeit: Seit dieser Woche ist er Chef der sechsköpfigen Kommission, die bis Jahresende Vorschläge für „effiziente und einsatzorientierte Strukturen“ der Bundeswehr erarbeiten soll. Die Einrichtung dieser Kommission steht im Koalitionsvertrag und ist somit keine Reaktion auf die Kämpfe am Karfreitag.


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