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17.04.10 / BMWs neue Leichtigkeit / Der Autobauer will Elektrofahrzeuge aus Carbon herstellen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-10 vom 17. April 2010

BMWs neue Leichtigkeit
Der Autobauer will Elektrofahrzeuge aus Carbon herstellen

Mehr als 90000 Besucher strömten am ersten Wochenende auf die Leipziger Autoshow (AMI) die noch bis 18. April geöffnet ist. Sie interessierten sich besonders für alternative Antriebe. „Das Auto steht vor einer Zeitenwende“, prophezeite Daimler-Chef Dieter Zetsche. Bisher wurden Autos vorwiegend mit fossilen Energieträgern (Erdöl, Gas) betrieben. Die Zukunft soll aber den „sauberen“, vollelektrischen Motoren gehören.

Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg. Die heutigen Autos sind für den Elektroantrieb zu schwer; die Akkus sind zu teuer und ihre Speicherkapazität zu klein. Ob Daimler-Chef Zetsche mit der vor kurzem verkündeten neuen Allianz mit dem französischen Hersteller Renault hier punkten kann, bleibt fraglich. Sein bayrischer Konkurrent BMW scheint hier weiter und innovationsfreudiger zu sein.

Vor zehn Tagen trat BMW mit konkreten Plänen für ein ultraleichtes Elektrofahrzeug aus Kohlenstofffasern, das „Megacity Vehikel“, an die Öffentlichkeit. Es soll vor allen Dingen in den größten Städten der Welt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern (Lagos, Peking, New York, Shanghai, Kairo, Mexiko-Stadt) zum Einsatz kommen. Diese Agglomerationen leiden unter verpesteter Luft und ständigen Verkehrsstaus. Zudem sehen die Autostrategen in Ländern wie China, wo erst jeder 65. ein Auto besitzt, den größten Wachstumsmarkt.

BMW will zusammen mit dem international tätigen, baden-württembergischen Kohlenstoff-Spezialisten SGLCarbon und der japanischen Firma Mitsubishi Rayon ein neues Werk in Moses Lake an der US-Westküste bauen. Dort sollen die Karbonmatten für die ultraleichten Elektroautos produziert werden. Das teure Material wird bisher vor allem bei Flugzeugen und Hubschraubern, Segelbooten, Windrädern oder Tennisschlägern, aber auch in der Formel I eingesetzt. Nun soll es erstmals in großem Stil im Automobilbau Verwendung finden.

Im BMW-Werk in Landshut sollen die mehrere Hundert Meter langen Matten aus dem „kohlenstofffaserverstärkten Kunststoff“ – so der genaue Name – dann mit Harz zu Bauteilen gepresst werden. BMW-Finanzvorstand Bernd Eichinger zufolge sollen sowohl Strukturteile der Karosserie wie auch Dach und Motorhaube aus dem Verbundwerkstoff hergestellt werden. Zusammengesetzt werde das Auto in Leipzig.

Die Bayern haben einen ehrgeizigen Zeitplan. Noch vor 2015 soll das Megacity Vehikel auf den Markt kommen. Im dritten Quartal 2011 wird in Moses Lake mit der Produktion begonnen. Niedrige Energiekosten waren für die Standortwahl entscheidend, da hier viel preiswerte Wasserkraft zur Verfügung steht. Mit diesen regenerativen Energien wolle man von Anfang an dem „Oberthema Nachhaltigkeit“ folgen, so Andreas Wüllner, Geschäftsführer von SGL Automotive Carbon Fibers, dem Gemeinschaftsunternehmen von BMW und SGL Carbon. „Da können wir nicht ein Elektroauto bauen und dann Atomstrom nutzen.“ Über den Preis des neuen Vehikels schweigt sich BMW noch aus. H. Bues


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