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24.04.10 / Die Niederlage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-10 vom 24. April 2010

Konrad Badenheuer:
Die Niederlage

Fast noch deprimierender als alle Horrorszenarien über Afghanistan ist das Schweigen der Optimisten. Was wäre denn die bestmögliche weitere Entwicklung am Hindukusch? Dass die Taliban ihre Offensive im Norden reduzieren oder beenden? Weil das deutsche Kontingent um 500 Mann erhöht und mit zwei Haubitzen verstärkt wird? Selbst in diesem utopisch-positiven Fall wäre man doch nur wieder dort, wo man vor zwei Jahren bereits war. Und dann, wie weiter? Brunnenbohren und Schulen bauen? Schöne Ziele, aber in Afghanistan kein bisschen schöner als in Mali.

Nach den Anschlägen vom 11. September gab es die Chance, mit einer Intervention in Afghanistan etwas zu bewirken: Die Taliban zumindest weit zurückzudrängen und Osama bin Laden zu ergreifen. Das erste gelang halb, das zweite nicht. Mehr war dort nie erreichbar – und jeder konnte es wissen. Um beispielsweise den Opiumanbau auch nur einzudämmen, wäre wohl ein Millionenheer erforderlich, und die Polizeiausbildung nutzt nichts, solange eine Justiz weithin fehlt und Polizisten nach dem teuren Training massenhaft den schlecht bezahlten Staatsdienst quittieren.

Dass Al-Kaida dort nach einem Abzug der Isaf wieder Terrorbasen errichtet, ist objektiv nicht zu verhindern und insofern nicht ausschlaggebend, als diese Basen sich heute eben anderswo befinden. Je länger Deutschland mit dem Abzug wartet, umso höher werden die Kosten und Verluste. 2004 hätte man noch von einem Erfolg sprechen können, 2007 noch von einem Teilerfolg. Jetzt wäre es schon ein verlorener Krieg, wenn auch ein kleiner. Wie groß soll die organisierte Niederlage denn noch werden?


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