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24.04.10 / Er hielt Breslau gegen die Österreicher / Vor 300 Jahren wurde Friedrich Bogislaw von Tauentzien, General Friedrichs des Großen, geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-10 vom 24. April 2010

Er hielt Breslau gegen die Österreicher
Vor 300 Jahren wurde Friedrich Bogislaw von Tauentzien, General Friedrichs des Großen, geboren

Am 18. April 1710 wurde Friedrich Bogislaw von Tauentzien in Tauentzien, Kreis Lauenburg in Hinterpommern geboren. Er hatte fünf Brüder, die alle in der preußischen Armee dienten. Mit 15 Jahren kam er zum Kadettenkorps, von wo er drei Jahre später als Fahnenjunker in das Garderegiment (No. 6) eintrat, weil er über eine stattliche Körpergröße verfügte. 1734 wurde er Fähnrich. Bei der Umwandlung der bisherigen Garde wurde er von Friedrich dem Großen in das neuerrichtete erste Bataillon Leibgarde (No. 15) als Sekondeleutnant übernommen. Am 4. August 1740 wurde er Adjutant des Königs.

Im Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) nahm er an der Schlacht bei Mollwitz (1741) teil, nach der er den „Pour le Mérite“ erhielt. Auch im Zweiten Schlesischen Krieg zeichnete er sich aus – so in der Schlacht bei Hohenfriedberg (1745). Er blieb bei der Garde, wurde Kompanieführer und im Jahre 1756 Major. Vorher hatte er Charlotte von dem Knesebeck (1727–1798) geheiratet, die ihm zwei Söhne und vier Töchter schenkte.

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) nahm er an der verlorenen Schlacht bei Kolin (1757) als Oberst und Kommandant des 1. Bataillons teil. Während der Schlacht verteidigte er sich mit seinem Bataillon hartnäckig; das Bataillon verlor in 70 Minuten 24 Offiziere und 475 Soldaten. Tauentzien wurde lebensgefährlich verletzt. Er überstand die Verletzung und den Lazarettaufenthalt, was damals nicht selbstverständlich war. Im Feldzug 1758 war er beim Korps des Prinzen Heinrich (1726–1802), dem Bruder des Königs.

Im Verlauf des Jahres verlegte der König das Bataillon nach Breslau und ernannte Tauentzien zum Generalmajor und Interimskommandanten der schlesischen Hauptstadt. Breslau hatte im Jahre 1757 sehr gelitten und war vom 25. November bis zum 6. Dezember 1757 in der Hand der Österreicher gewesen. Das sollte sich nicht wiederholen, denn Breslau war der wichtigste Nachschubplatz an der Oder in Schlesien und der Besitz der Stadt war so etwas wie eine moralische Verpflichtung.

Im Jahre 1760 kam die Stunde der Wahrheit. Nach einer vorausgegangenen Belagerung ab Ende Juli begann der österreichische General Gedeon Ernst von Laudon (1717–1790) am Abend des 1. August mit einem furchtbaren Bombardement. Tauentzien verteidigte die Stadt und ließ dafür sogar die Vorstädte niederbrennen, um freies Schussfeld zu haben. Seine Tapferkeit, mit der er die Besatzung mitriss, und die Tatsache, dass sowohl Prinz Heinrich als auch der König selbst der Stadt zu Hilfe eilten, veranlassten Laudon, die Belagerung aufzugeben. Der Kommandant wurde noch im selben Jahr zum Generalleutnant befördert und erhielt 1761 den Hohen Orden vom Schwarzen Adler.

Ende des Jahres 1760 stellte Tauentzien Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) als seinen Sekretär ein. Der Militär war zwar überhaupt nicht literarisch interessiert, aber dafür zahlte er ordentlich. Noch war aber keine Zeit zur Muße.

Im letzten Kriegsjahr musste Tauentzien zur Rückeroberung der Festung Schweidnitz aufbrechen, die Laudon im Herbst 1761 durch Handstreich genommen hatte. Allerdings konnte Tauentzien diesmal nicht mit der gewohnten Bravour vorgehen, denn er hatte nur 10000 Mann gegen 12500 Verteidiger zur Verfügung. Erst nach zweimonatiger Belagerung kapitulierte die österreichische Besatzung am 9. Oktober 1762.

Nach dem Ende des Krieges erhielt Tauentzien das Regiment No. 31, wurde Kommandant von Breslau und Inspekteur der schlesischen Infanterie. Er kaufte das Haus in der Jungkennerstraße 2 von einem Mitglied der Familie Radziwill, da ihm kein Dienstgebäude zur Verfügung stand. Die Mittel dazu hatte er aus seinen Dienstbezügen und aus den Einkünften aus einer Domherrenstelle zu Brandenburg, die ihm der König verliehen hatte.

Im März 1765 verließ Lessing seine Stellung, weil er sich in Preußen nicht mehr wohlfühlte; immerhin hatte er die Anregungen für die Figur des Major Tellheim in seiner „Minna von Barnhelm“ aus dem Umgang mit Tauentzien gewonnen.

Im Jahre 1775 wurde Tauentzien General der Infanterie und machte den Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/1779) als Oberbefehlshaber des Zweiten Treffens bei der Armee des Königs mit. Aus Altersgründen bat er im Jahre 1784 wegen eines ungnädigen Schreibens des Königs, der den verdienten Soldaten aber nicht entlassen wollte, wenigstens um Entlassung von dem Posten des Inspekteurs. Tauentzien blieb Gouverneur von Breslau und baute die Festung intensiv aus. Er starb am 21. März 1791 und wurde an einer Stelle auf dem Festungswall begraben, in der er sich während der Belagerung einmal in Lebensgefahr befunden hatte.

Seine Familie errichtete ihm dort im Jahre 1795 ein pompöses Grabdenkmal, dessen ursprüngliche Bedeutung verloren ging, so dass 1806 während der Besetzung Breslaus durch die Franzosen um den Sarkophag ein kleiner Platz entstand, der dann Tauentzienplatz genannt wurde. Der Entwurf zu dem Grabmal soll von Carl Gotthard Langhans (1732–1808) und Johann Gottfried Schadow (1764–1850) stammen. Jürgen Ziechmann


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