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01.05.10 / Stochern im Nebel / Hamburg: Aktionismus gegen Brandstifter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

Stochern im Nebel
Hamburg: Aktionismus gegen Brandstifter

Im Kampf gegen nächtliche Autobrandstiftungen kündigt Hamburg jetzt an, in die Offensive zu gehen: Eine zentrale Ermittlungsgruppe wird beim Landeskriminalamt aufgebaut und 100 Beamte werden für unbefristete Zeit nachts in Zivil auf Streife geschickt. Auslöser des verschärften Vorgehens sind die jüngsten Attacken vom 20. April, bei denen erstmals auch drei überdachte Abstellplätze für Fahrzeuge in Flammen aufgingen. Beinahe hätten die Flammen auf ein Einfamilienhaus übergegriffen.

Für Polizeipräsident Werner Jantosch ist damit eine Grenze überschritten: Die Täter schreckten auch vor der Gefährdung von Menschenleben nicht mehr zurück, begründet der seit sechs Jahren amtierende Chefpolizist das nun medienwirksam verkündete verschärfte Vorgehen der Polizei. Absolute Priorität werde der Suche nach den Tätern eingeräumt. Die nächtlich an verschiedenen Orten verdeckt eingesetzten Beamten sollen notfalls auch andere Aufgaben vernachlässigen, so der Tenor.

„Reiner Aktionismus“, sagen dazu Kritiker. Die oppositionelle SPD bemängelte, es gebe keine offizielle Gesamtzahl der Auto-Brandstiftungen in der Hansestadt. Auch könne die zwischenzeitlich nach unten korrigierte Zahl der politisch motivierten Brandstiftungen angesichts der allgemeinen Zunahme nicht stimmen, so SPD-Innenexperte Andreas Dressel. Er stellt fest: „Die Polizeipräsenz auf der Straße ging im vergangenen Jahr deutlich zurück, die Zahl der Zivilfahnder ist ebenfalls leicht rückläufig.“

Tatsächlich werden die nun eingesetzten Beamten von anderen Aufgaben abgezogen. In Gruppen eingesetzt, gleicht ihre Arbeit einem Stochern im Nebel, wie erste Erfahrungen der nächtlichen Streifen zeigen: Zurückhaltend vorgenommene Personenkontrollen bei einzelnen, nachts scheinbar ziellos umherstreifenden jungen Männern sind neben langem Warten die Hauptaufgaben.

Auffällig an der jüngsten wie an zurückliegenden Anschlagsserien: Die Täter ziehen meist auf Dutzenden Metern eine Spur der Verwüstung. Sie fürchten nicht, entdeckt zu werden, sind mobil und gehen planvoll vor: Wenn die Autos sichtbar in Flammen stehen, sind sie längst nicht mehr am Tatort.             SV


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