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01.05.10 / Absurde Feminismus-Debatte / Grüne Frauen kritisieren »Anti-Macho-Papier«: »Männer verharren in Zweigeschlechtlichkeit«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

Absurde Feminismus-Debatte
Grüne Frauen kritisieren »Anti-Macho-Papier«: »Männer verharren in Zweigeschlechtlichkeit«

Eine Riege junger Politiker der Grünen aus Bundestag, Ländern und Kommunen fordert in einem „Männer-Manifest“ neue Rollenbilder. „Neue Väter statt ,Vater morgana‘“ müssten her, so das Papier, das eine Kampfansage an Machos sei.

Die „Grüne emanzipatorische Linke“ hat das Projekt „Neuer Mann“ mit einigen grünen Männern in einer Denkschrift wiederbelebt. Nicht, dass es bei den Grünen je ganz tot gewesen wäre, doch die Vordenker treibt es wieder in die Öffentlichkeit. Sie fragen: „Wo bleiben die Antworten, wo die Visionen für eine Männerpolitik, die die Rolle der Männer neu denkt?“ Das Verdienst, den Mann „neu gedacht“ zu haben, kommt jetzt 21 „männlichen Feministen“ zu. Die Unterzeichner des Manifests sind junge aufstiegswillige Grüne, allen voran Sven Lehmann vom Landesvorstand der Grünen in Nordrhein-Westfalen. Zu ihnen gehören der jüngste deutsche Abgeordnete im Europaparlament, Jan Philipp Albrecht (27 Jahre), Malte Spitz (26 Jahre) vom Bundesvorstand der Partei, ebenso der junge Landesvorsitzende von Baden-Württemberg Chris Kühn (30) sowie der Grünen-Chef in Bayern Dieter Janecek.

Der Wunsch nach ein bisschen Beachtung speziell für diese Männer war kurz vor der Bundesfrauenkonferenz der Grünen, einem Großereignis im grünen Jahreslauf, dem „Männer-Manifest“ anzumerken – „einen Makel haben einige feministische Diskurse aber leider gerade in Deutschland bis heute: Männer spielen in ihnen nur selten eine Rolle“. Dank Feminismus seien jetzt endlich Frauen im Blick, nun müsse ein Blick auf die Männer geworfen werden, sagte Lehmann gleich nach Bekanntgabe seiner Schrift der „Süddeutschen Zeitung“. Doch statt mit der Ergebenheitsadresse setzte sich die Bundesfrauenkonferenz mit dem „Green New Deal“, dem neuen Ökoprogramm, auseinander. „Dass Geschlechterrollen auch für Männer ein Korsett sind“, schien die Damen wenig zu beeindrucken.

Wenigstens Parteichef Cem Özdemir lobt das Werk. Seit er selber in Elternzeit wickelte, weiß er: „Eine gesellschaftliche Diskussion von Männern über Männer liegt in der Luft.“ Und die wird dünn. Das Manifest sorgt sich auch um die letzte Männer-Bastion Fußball. Dass Männer vielleicht „in den Stadien und Fankneipen einen Fußballer als Schwuchtel beschimpfen würden, wenn er sich als homosexuell outet? Oder als Weichei, wenn er ein Jahr Babypause nimmt?“

„Wir wollen nicht länger Machos sein müssen, wir wollen Menschen sein!“ Man(n) mag sich fragen, wer die Unterzeichner bisher am Menschsein gehindert hat. Eine Macho-Tradition gibt es bei den Grünen jedenfalls nicht, auch wenn Ex-Parteipatriarch Fischer entsprechende Anflüge erkennen ließ, nicht nur als er seine Partei in den 90er Jahren auf den Kriegseinsatz in Jugoslawien einschwor. Theoretische Unsicherheit in Sachen Emanzipation lässt ein Loblied Fischers auf die islamische Revolution im Iran im Februar 1979 im Sponti-Blatt „Pflasterstrand“ erkennen: „Dieser Traum verbindet sich für mich genau mit der Wiederaneignung meiner Arbeit, meiner Gewalt und meiner Religion.“ Dass auf die Softie-Tour selten nachhaltige Aufmerksamkeit zu gewinnen ist, musste also schon er erleben.

Der Ex-Grüne Otto Schily hatte dagegen „immer schon ein Problem mit der Verachtung von Menschen, insbesondere von Politikerinnen“, so die linksliberale „Zeit“ 2005. Ein anderer grüner Hüne, Jürgen Trittin, beherrschte die neue, subtilere Männer-Art, Legenden zufolge, schon immer. Statt abfälliger Kommentare über Parteigenossinnen lernte er sanfte Körpersprache: Schiefer Mundwinkel, schräg gelegter Kopf, verächtliches Grinsen und Schweigen – das schüchterte schon vor gut zehn Jahren mehr ein als jede abkanzelnde Bemerkung. Antje Vollmer redete einstigen Kampfgefährten aus studentenbewegten Zeiten 1988 ins Gewissen: „Der linke Machomann, ausgewiesen durch eine brillante Rhetorik, eine leicht ins Zynische kippende Moral und eine flotte Freundin, er wurde zum alles bestimmenden Männertyp der deutschen Linken. Wer dazu nicht gehörte, hatte keine Chance, bis zum heutigen Tag.“ Dies hat sich nun umgekehrt, wie Reaktionen heute angesagter Grünen-Frauen auf das Manifest ahnen lassen. So findet die genderpolitische Sprecherin Franza Drechsel es „gut, dass die Männer sich überhaupt beteiligen“, aber: „Das geht alles nicht weit genug.“ Ihr erschütterndes Fazit: „Die Autoren verharren immer noch in der Zweigeschlechtlichkeit.“ Sverre Gutschmidt


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