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01.05.10 / Titos langer Schatten / Rolle Jugoslawiens bei Bombenserie in Kärnten aufgedeckt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

Titos langer Schatten
Rolle Jugoslawiens bei Bombenserie in Kärnten aufgedeckt

Für einiges Aufsehen gesorgt haben die vorige Woche einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordenen Enthüllungen über die Rolle des jugoslawischen „Staatssicherheitsdienstes“ UDBA bei einer Serie meist unaufgeklärter Sprengstoffanschläge in Kärnten in der Zeit des Kalten Krieges. Belastet sind auch einige prominente Kärntner Slowenen. Alle Kärntner Parteien haben an die österreichische Bundesregierung appelliert, für eine restlose Aufklärung der Geschehnisse zu sorgen.

Bereits im Dezember hat Sloweniens Staatspräsident Danilo Türk in seinem Land eine heftige und noch andauernde Kontroverse um den nach dem Zerfall Jugoslawiens aufgelösten „Dienst“ losgetreten, als er dem ehemaligen slowenischen UDBA-Chef Tomaz Ertl einen hohen Orden verlieh. Die Opposition mit Ex-Ministerpräsident Janez Jansa an der Spitze sieht darin einen Verfassungsbruch und eine Diskreditierung Sloweniens im Ausland. Denn Ertl gilt als verantwortlich für den Tod Zehntausender in der Zeit des Totalitarismus – und er stand  hinter den Anschlägen in Österreich.

Ein von der Opposition eingebrachter Antrag auf Anklageerhebung gegen Türk beim Verfassungsgericht wurde allerdings von der linken Parlamentsmehrheit abgelehnt.

Die 20 Anschläge zwischen 1953 und 1979 trafen Einrichtungen von Deutsch-Kärntner Organisationen, Eisenbahngleise und Stromleitungen, aber auch Partisanendenkmäler – um Kärntner Heimatverbände in Verdacht zu bringen. Die Serie endete, als beim Anschlag auf das Volksabstimmungsmuseum in Völkermarkt die beiden Täter verletzt, gefasst und als UDBA-Mitarbeiter aus Slowenien identifiziert wurden.

Der Historiker Alfred Elste, der Einsicht in slowenische UDBA-Akten hatte, fand heraus, dass einige Attentate von Kärntner Slowenen ausgeführt wurden, die in Jugoslawien ausgebildet worden waren.

Es zeigt sich wieder einmal, dass der Kärntner „Ortsschilderkonflikt“, der Streit um die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln in der Grenzregion, nicht einfach eine Groteske ist, wie das von Nichtkärntnern oft gesehen wird. Denn bereits 1918 hatte der neue südslawische Staat Anspruch auf weite Teile der Herzogtümer Kärnten und Steiermark erhoben und dann durch die „Pariser Vororte-Verträge“, die Untersteiermark und kleine Teile Kärntens erhalten. Das ebenfalls besetzte Südkärnten samt Klagenfurt verblieb aber letztlich bei Österreich – nach einer durch die Abwehrkämpfer erzwungenen und im Oktober 1920 unter internationaler Aufsicht durchgeführten Volksabstimmung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begnügte sich der Tito-Staat nicht mit Vertreibung und Ermordung seiner deutschen Bevölkerungsgruppe, sondern erhob erneut Ansprüche auf Kärntner Gebiet (und auf Triest). Diese hatten nach dem Bruch mit Stalin 1948 zwar keine Chance mehr, geistern aber in manchen slowenischen Köpfen bis heute herum. Da sollte es nicht verwundern, dass die Kärntner bei allem, was mit der Grenze zu tun hat, besonders misstrauisch sind – so auch gegenüber der geplanten „Regionalisierung“ in der EU.      Richard G. Kerschhofer


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