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01.05.10 / Kunden getäuscht? / US-Investmentbank im Visier − Goldman-Sachs als Präzedenzfall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-10 vom 01. Mai 2010

Kunden getäuscht?
US-Investmentbank im Visier − Goldman-Sachs als Präzedenzfall

Goldman-Sachs ist nicht irgendeine Bank. Wenn es um milliardenschwere Firmenübernahmen oder Fusionen geht, ist das New Yorker Haus Weltspitze. Mehr noch: Bei der Jagd nach dem schnellen Geld gilt Goldman der Konkurrenz als strahlendes Vorbild. Professioneller, vor allem aber skrupelloser als alle anderen.

Dies gilt auch für die Konstruktion jener komplizierten Finanzprodukte, so genannter Derivate, die die Milliarden scheinbar aus dem Nichts erschaffen. Oder auch vernichten, weshalb die Papiere als der Sprengsatz gelten, der aus den Zahlungsschwierigkeiten amerikanischer Hauskäufer erst jene Weltfinanzkrise hat werden lassen, in welche der Globus ab 2007 gestürzt ist.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat nun Klage erhoben gegen Goldman-Sachs, weil das Haus eigene Kunden getäuscht habe. Das soll so gelaufen sein: Goldman konstruierte ein „Wertpapier“, das absichtlich aus faulen Krediten bestand, diente es seinen Kunden jedoch als hochwertige Anlage an. Gleichzeitig sollen die „Goldmänner“ einem anderen Kunden geraten haben, auf einen Einbruch des Papiers zu wetten. Das kann dadurch geschehen, dass man so genannte „Kreditausfallversicherungen“ erwirbt, die wie ein Wertpapier frei am Markt gehandelt werden. Dabei gilt: Je wackeliger der Kredit wird, desto wertvoller wird die Ausfallversicherung. Die Risikoeinschätzung entscheidet also, wie teuer die Versicherung ist, sprich: wie teuer sie am Markt gehandelt wird.

Während nun die gutgläubigen Kunden, darunter die deutsche Pleitebank IKB, das von Goldman geschnürte, auf Krediten basierende Wertpapier erwarben, kaufte ein anderer Kunde, auch auf Anraten von Goldman, die Kreditausfallversicherungen für das selbe Papier. Die waren zunächst billig, in dem Glauben, die Kredite seien sicher. Als dann herauskam, wie faul sie waren, verloren die Wertpapiere aus den Krediten rasant an Wert, während die Ausfallversicherungen sich im Preis vervielfachten. Der Vorwurf lautet nun: Goldman-Sachs habe einen Kunden getäuscht und gegen den anderen ausgespielt. Bankchef Lloyd Blankfein weist dies energisch zurück.

Hinter der Anklage steht nach allgemeiner Einschätzung der Versuch, den undurchsichtigen Praktiken von Investmentbanken wie Goldman-Sachs ein Ende zu bereiten. US-Präsident Barack Obama fürchte die Wut seiner Wähler, zumal die verhassten Banker schon längst wieder genauso hemmungslos zockten wie im Vorfeld der Krise.

Dabei ist die SEC-Klage nur der Aufhänger. Beobachter vergleichen den Fall mit dem Schicksal von Unterwelt-Legende Al Capone. Nicht seine Kapitalverbrechen, sondern eine simple Steuersünde brachte ihn hinter Gittern. Hans Heckel


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