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08.05.10 / Grenzstreit beigelegt / Barentssee: Norwegen und Russland planen Zusammenarbeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

Grenzstreit beigelegt
Barentssee: Norwegen und Russland planen Zusammenarbeit

Russland feiert außenpolitische Erfolge in den USA, der Ukraine und nun auch in Norwegen. Die Presse sprach von einer Sensation, als Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg die Beilegung des 40 Jahre andauernden Grenzstreits mit Russland in der Barentssee während Dmitrij Medwedews Besuch in Oslo bekanntgab. Sie hatten die Aufteilung des umstrittenen Territoriums in gleich große Teile vereinbart. Es geht jedoch nicht nur um territoriale Fragen. Das 175000 Quadratkilometer große fischreiche Gewässer birgt unter seinem Grund immense Öl- und Gasvorräte. Bisher hatte Moskau den Alleinanspruch auf große Flächen der Arktis erhoben. Als 2007 russische Wissenschaftler bei einem Tauchgang eine russische Flagge auf dem Meeresboden unter dem Nordpol befestigten, reagierten die Anrainer Norwegen, Dänemark, Kanada und die USA mit Empörung.

Präsident Medwedew geht diplomatischer als sein Vorgänger Putin vor, wenn er wirtschaftliche Zugeständnisse macht, um die politische Situation zu entspannen. Dennoch verliert er russische Interessen nicht aus dem Blick. Norwegen verfügt über eine hoch entwickelte Fördertechnologie, die Russland völlig fehlt, und Norwegen benötigt Öl- und Gasvorräte, die in Russland vorhanden sind. Da die norwegischen Vorkommen in der Nordsee fast erschöpft sind, will Oslo bereits 2012 bis 2013 mit der Erkundung beginnen. Vor allem am Gas des russischen Shtokman-Schelfs im östlichen Teil der Barentssee ist Norwegen interessiert. Die dortigen Ressourcen werden auf 3,8 Billionen Kubikmeter Gas geschätzt. Das würde reichen, um 50 Jahre Gas zu fördern. Bislang stellte Russland sich quer, wenn ausländische Investoren als Miteigentümer an den Shtokman-Feldern auftreten wollten. Bei dem Treffen in Oslo signalisierte Medwedew nun verbesserte Investitionsmöglichkeiten. Er forderte skandinavische Firmen auf, sich auch am Aufbau des Hochtechnologiezentrums Skolkowo zu beteiligen und stellte die weitere Zusammenarbeit in vielen Bereichen, vor allem in der Energiewirtschaft, aber auch im Schiffbau und im bisherigen „Streitobjekt“ Fischfang in Aussicht.

Eine Erschließung der Barentssee, die in großer Tiefe und bei rauen Klimaverhältnissen erfolgen müsste, würde laut Rosneft-Präsident Sergej Bogdanowitsch bis 2050 Investitionen in Höhe von bis zu 2,5 Billionen Dollar verschlingen, eine Summe, die laut Jonathan Stern, Gasexperte vom Oxford Institute for Energy Studies, die Erschließung der Region bremsen dürfte. Sie wird, wenn überhaupt, nur gemeinsam mit den Anrainern möglich sein.      M. Rosenthal-Kappi


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