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08.05.10 / Ein Leben für den Kampf gegen den Krebs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

Ein Leben für den Kampf gegen den Krebs

In der Bundesrepublik Deutschland hat es Tradition, dass die Ehefrauen der Staatsoberhäupter sich sozial engagieren. Dabei haben die Präsidentengattinnen eigene Schwerpunkte gesetzt. So nahm Elly Heuss-Knapp sich der Müttergenesung, Wilhelmine Lübke der Altershilfe, Hilda Heinemann der kognitiv Behinderten, Veronica Carstens der Naturheilkunde und Homöopathie sowie dem Kampf gegen die Multiple Sklerose und Christiane Herzog der Bekämpfung der Mukoviszidose an – um einige bekannteren Beispiele zu nennen. Das bekannteste Beispiel dürfte aber Mildred Scheels Engagement für die Krebshilfe sein.

Schon früh interessierte sich die am letzten Tag des Jahres 1932 in Köln geborene Tochter eines Deutschen und einer US-Amerikanerin für den Beruf ihres Vaters, der Röntgenarzt war. Gerne begleitet sie ihn zur Arbeit in dessen Praxis. Nach dem Abitur studierte sie Medizin. Dem Examen folgte die Ausbildung zur Röntgenfachärztin.

Der Plan, die väterliche Praxis zu übernehmen, zerschlägt sich, da ihr Vater vor ihrem Ausbildungs­ende verstirbt. Statt dessen findet sie Arbeit in diversen Krankenhäusern sowie als Vertretung in Praxen von Kollegen. Unter anderem arbeitete sie auch in einem bayerischen Alpensanatorium. Dort lernt sie Walter Scheel kennen, der sich dort von einer Nierenoperation erholt. Trotz der Heirat 1969 mit dem gut verdienenden Politiker setzt die Ärztin ihre Arbeit fort. An der Bonner Universitätsklinik spezialisiert sie sich auf Mammographie, die Früherkennung von Brustkrebs mittels Röntgenuntersuchung.

Wenn die Ehe mit dem prominenten Politiker die Medizinerin auch zwingt, beruflich kürzer zu treten, so eröffnet das Bundespräsidentenamt ihres Mannes ihr doch ungeahnte Möglichkeiten. Kaum dass dieser am 1. Juli 1974 das höchste bundesdeutsche Staatsamt angetreten hatte, rief sie am 25. September 1974 die „Deutsche Krebshilfe“ ins Leben. Wie keine andere „Erste Dame“ warb sie in der Öffentlichkeit für das Projekt, dem sie sich verschrieben hatte.

Ihr Auftreten war kantig und herb, nicht gerade im klassischen Sinne damenhaft. Aber sie wirkte authentisch, und man nahm ihr ihre Engagiertheit ab. Ihre wenigen Kritiker warfen ihr vor, Krebsangst zu schüren und Hoffnung auf Heilung zu wecken, Dabei ist Krebs nach den Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland, und die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mildred Scheels Lebensende ist tragisch. Mit nur 52 Jahren erlag sie der Krankheit, deren Bekämpfung sie zu ihrem Lebenswerk gemacht hatte. Am 13. Mai 1985, also vor 25 Jahren, starb sie in ihrer Geburtsstadt an Darm- und Leberkrebs.           Manuel Ruoff


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