19.04.2024

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08.05.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-10 vom 08. Mai 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

in den letzten Folgen unseres „Dauerbrenners Ostpreußische Familie“ – so eine neue Formulierung aus unserem Leserkreis – hatten wir Themen behandelt, die viel Platz benötigten. Auf der Strecke blieben die kleinen Anliegen, die gegenüber den großen Suchfragen nicht so wichtig erscheinen, für die Betreffenden aber doch Bedeutung haben, sonst wären sie ja nicht gestellt worden. Das wollen wir heute nachholen und fangen damit gleich an.

Auf dem Kulturreferenten-Seminar in Bad Pyrmont wurden einige Wünsche an mich herangetragen, die ich nicht direkt erfüllen konnte. Frau Gisela Rohwedder, Schatzmeisterin der so regen – und wachsenden! – LO-Gruppe Bad Schwartau, erstand kürzlich das Buch „Bilder aus Ostpreußen“ von Werner Buxa. Auf einem der 500 Fotos entdeckte ihre fast 80-jährige Mutter ein Bild, auf dem sie als junges Mädchen zu sehen ist. Sie war 1935 in der Staatlichen Bernstein-Manufaktur Königsberg tätig, und so entstand die Aufnahme an ihrem Arbeitsplatz in der Dreherei, eine von vielen, die anlässlich eines Hitler-Besuchs in Königsberg gemacht wurden. Damals sei ein Buch herausgegeben worden, das man den in der SBM Beschäftigten zum Geschenk gemacht habe – so erinnert sich die fast 80-Jährige, – in dem viele Abbildungen aus der Manufaktur enthalten waren. Das wird zwar nicht mehr auffindbar sein, aber der „Führer durch Königsberg“ von 1935, der entweder bei Gräfe & Unzer oder im Grieben-Verlag erschien, denn im Quellenverzeichnis des Buxa-Buches sind diese Verlage aufgeführt. In diesem Reiseführer sollen die damals gemachten Aufnahmen aus der SBM enthalten sein. Frau Rohwedder würde sich freuen, wenn sie ein Exemplar dieser Ausgabe erhalten könnte, denn sie möchte damit ihre Mutter zu deren 80. Geburtstag überraschen. Alle bisherigen Bemühungen blieben leider ergebnislos, und so hofft Frau Rohwedder auf unsere Familie, in der sich vielleicht noch ein Exemplar des gewünschten Buches findet. (Gisela Rohwedder, Geroldring 21 in 2401 Ratekau, Telefon 04504/3435.)

Auch Herr Manfred Niemann war im Ostheim dabei, und so konnte er die Wünsche präzisieren, die er zuvor schon schriftlich an mich gerichtet hatte. Einer betrifft die Bücher unseres ostpreußischen Heimatdichters August Schukat, meinem alten „Freund der Feder“ aus Königsberger Schriftstellertagen. Der aus dem Kreis Stallupönen/Ebenrode stammende Autor war vor allem ein Meister der plattdeutschen Erzählung, in seinen Heimatgeschichten schildert er sehr einfühlsam das harte, aber auch mit Heiterkeit erfüllte Leben der Menschen in diesem östlichen Grenzland. Deshalb nannte er auch sein bekanntestes Buch „Seele des Landvolks“. Dieses sucht nun Herr Niemann sowie einen weiteren plattdeutschen Erzählband, „Noa Fieeroawend“, der in Trakehnen spielt. Er hofft, dass es sich im Bücherschrank eines Lesers findet und der oder die Besitzende bereit ist, es abzugeben, wenn auch nur zum Kopieren. (Manfred Niemann, Poststraße 4 in 23669 Timmendorfer Strand.)

Schukat – der Name steht auch auf einer E-Mail, die aus Anklam kam. Ihn trägt eben auch der dortige LO-Vorsitzende, und in Erinnerung an viele gemeinsam gestaltete Ostpreußentreffen in der schönen, alten Hansestadt, wollte ich ihm gerne den Wunsch erfüllen, den er für Herrn Friedhelm Schülke, Schriftführer der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern, übermittelte. Vor Jahren wurde auf einem Ostpreußentreffen in Rerik das Lied „Willst du in meine Heimat gehen“ gesungen. Es hat Herrn Schülke tief berührt, und deshalb sucht er Text und Melodie. Leider kenne ich das Lied auch nicht, fand in meinen vielen Liederbüchern ähnlich klingende, aber nicht dieses. Nun kam mir das Seminar im Ostheim gerade recht, denn ich setzte auf die kulturell bewanderten Teilnehmer, aber niemand kannte es – leider. So muss ich also den Wunsch an unsere Familie weitergeben und hoffe, dass Herr Schülke endlich, endlich zu dem ersehnten Lied kommt. (Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern, Herrn Friedhelm Schülke, Hafenstraße 7a in17389 Anklam.)

Unser Ostpreußenlied – das schönste Heimatlied, das man sich denken kann – enthält nicht ein einziges Mal das Wort „Heimat“, trotzdem ist sie aus jeder Zeile spürbar. Es wurde eben von einem Dichter – Erich Hannighofer – und einem bedeutenden Komponisten – Herbert Brust – geschaffen, beide Ostpreußen mit Herz und Seele. „Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen …“ so beginnt der Schlusschor des Oratoriums „Ostpreußenland“, das 1933 uraufgeführt wurde und zu dem der damals erst 25-jährige Hannighofer den Text geschrieben hatte. Als vor einem Jahr Chor und Orchester des Wilhelm-von-Oranien-Gymnasiums in Dillenburg das Ostpreußenlied einstudieren wollte, stellte Munin Brust, der Sohn des Komponisten, auf Bitte von Frau Ingrid Nowakiewitsch, Schriftführerin der Kreisgruppe Dillenburg der Landsmannschaft der hessischen Ost- und Westpreußen, die Original-Partitur zur Verfügung. Die Aufführung wurde ein großer Erfolg, Chor und Orchester wurden mit dem Gumbinner Heimatpreis ausgezeichnet. Eine gleichzeitig aufgenommene CD fand sofort Interessenten. Herr Benno Krutzke aus Wismar schrieb über diese gelungene Einstudierung für den Johannisburger Heimatbrief und machte auf die CD aufmerksam, die bei dem Musiklehrer des Gymnasiums für fünf Euro bestellt werden konnte. Leider wurde dabei eine falsche Telefonnummer angegeben, so dass viele Bestellungen nicht erfolgten. Um diese und weitere Anfragen zu erfüllen, bekommt nun Frau Nowakiewitsch eine größere Anzahl dieser CD zur Verfügung gestellt. Diese Aufnahme mit Chor und Orchester – bis heute die einzige nach der Uraufführung in Königsberg – kann bei Frau Ingrid Nowakiewitsch, Birkenweg 1 in 35708 Haiger-Allendorf, Telefon (02773) 3941, zum Preis von fünf Euro bezogen werden.

Nun ist der Mai, der wunderschöne Mai, gekommen und viele Landsleute packen die Koffer für eine Reise in das „Land ihrer Liebe“ – so hat einmal der Allensteiner Lyriker Kurt Otto Wittke, der leider viel zu jung verstarb, Ostpreußen bezeichnet. Wer mit wachen Augen durch die verlassene Heimat reist, wird hier und dort noch Reliquien aus der vergangenen Zeit entdecken. Einer, der dafür gerade eine Spürnase hat, ist unser Vollblut-Ostpreuße Bernd Dauskardt. Fast von jeder Reise bringt er Aufnahmen von Funden aus der Zeit vor der sowjetischen Besetzung mit, die er in irgendeinem Winkel seiner Väterheimat entdeckt hat, und so liegt uns wieder ein Foto vor, das in der Rominter Heide entstand, wo er wirklich „allerlei am Wege fand“, so kann man das Lönslied von der Lüneburger Heide auf die Rominter ummünzen. Bernd Daus­kardt berichtet von diesem Erlebnis:

„Wie so oft fahre ich ohne festes Ziel mit meinem russischen Fahrer von Insterburg in Richtung Rominten. Wir hatten uns im Forst verfahren und waren froh, einer Pilzsammlerin zu begegnen. An Hand meines Messtischblattes konnte sie uns zeigen, wo wir uns befanden. Sie machte uns auf ein deutsches Denkmal in der Nähe aufmerksam. In der Tat, das war wieder ein Volltreffer. Ich traute meinen Augen nicht, als ich dieses schöne Denkmal zu Gesicht bekam. Die Inschrift auf dem Stein war gut lesbar: „Dem Andenken des Prinzen Friedrich Carl von Preussen. Hier stand die Försterei Theerbude, in welcher dieser edle Waidmann wohnte, wenn er zur Pürsche in Rominten weilte. 1869–1884.“

Herr Dauskardt hat einige Fragen zu diesem Stein, der die Zeiten überdauert hat und der auch in einigen Rominten-Büchern abgebildet ist. Prinz Friedrich Carl entdeckte sozusagen die Rominter Heide, das alte Hofjagdrevier, wieder, er „pörschte“ nicht nur, sondern ließ ihm Hege und Pflege angedeihen. Er wohnte in Theerbude, einer ehemaligen Teerschwelersiedlung von Salzburger Exulanten, das sich während seiner Zeit zum Luftkurort entwi­ckel­te. Der Prinz machte Wilhelm I. auf Rominten aufmerksam – mit Erfolg, denn die Rominter Heide wurde kaiserliches Hofjagdrevier, der Kaiser ließ in Theerbude sein Jagdschloss errichten und der Ort wurde 1897 in „Kaiserlich Rominten“ umbenannt. Dem „Entdecker der Rominter Heide“, dem Prinzen Fried­rich Carl, wurde der abgebildete Gedenkstein gesetzt. Wann und durch wen und wer ihn heute pflegt – das konnte ich allerdings nicht ermitteln, da helfen mit Sicherheit unsere Leser. (Bernd Daus­kardt, Eichenweg 8 in 21279 Hollenstedt, Telefon 04165/80343.)

Einen ganz persönlichen Fund machte Frau Conrad-Kowalski bei ihrem letzten Besuch in ihrem Elternhaus in Osterode. Der jetzige Bewohner winkte sie in den Keller und machte sie auf ein seltsames Gerät aufmerksam, dessen Anwendung sich niemand erklären konnte. Das hölzerne Ding hing dort seit 60 Jahren unbenutzt an der Kellertür. Die Osteroderin erkannte es sofort: Es war ein Holzspalter, den man benutzte, um aus dicken Scheiten dünne Späne zu machen. Dazu hob man den Hebelarm aus festem Eichenholz, drückte das Scheit gegen die Unterlage und konnte nun mit Hilfe des scharfen Zahnes am Hebel das Scheit spalten, so oft, bis die Späne dünn genug waren. Sie wurden noch in unserer Zeit zum Feuermachen benutzt, zu Zeiten unserer Vorfahren wohl auch zum Kienspanmachen für die eisernen Halter, die an den Wänden befestigt waren. In diese wurden die Späne gesteckt und angezündet. Sie erhellten damit abends die Räume der Höfe, vor allem die Gesindestuben, wo beim Kienspannschein gesponnen und gewebt wurde. Dass dieser Holzspalter in ihrem Elternhaus stark benutzt wurde, konnte Frau Conrad-Kowalski an dem blank polierten Holzgriff erkennen. Da wir vor einiger Zeit das Thema „Feueranmachen“ behandelt hatten, übersandte uns unsere Leserin nun diesen Bericht über ihren Fund und auch ein Foto des Gerätes, das sich leider nicht zur Veröffentlichung eignet – schade.

Was Frau Gudrun Schlüter über unsere Ostpreußische Familie schreibt, muss ich einfach an euch, lewe Landslied und Freunde, weitergeben.

„Es ist nicht möglich, den Erfolg zu umreißen, der sich noch immer – allein für mich – einstellt, und er ist noch nicht erschöpft. Gelegentlich sind es marginal erscheinende Anlässe, aus denen sich persönliche Kenntnisse und ein Austausch von Unterlagen von einer Bedeutung ergeben, die die ursprüngliche Anfrage erblassen lassen. Natürlich führt erweiterte Erkenntnis zu neuen Fragen.“

Und die stellt Frau Schlüter in Bezug auf das Wappen ihrer Vorfahren, derer von Langheim, das in Blau den goldenen Greif zeigt. Es ist identisch mit dem Wappen der Fürsten von Rostock, aber auch mit dem eines Minnesängers, des Herrn Heinrich von Frauenberg(s), hier jedoch mit anderer Helmzier – wie aus der Manessischen Liederhandschrift ersichtlich. Es taucht aber auch im „Wappenbuch“ von Conrad Grünenberg von 1483 auf. „Vielleicht gehört zur Ostpreußischen Familie auch ein Heraldiker, der mir helfen kann“, hofft Frau Schlüter. Und wir hoffen, dass es in Bezug auf den erwähnten Erfolg heißt: Fortsetzung folgt! (Gudrun Schlüter, Achtermannstraße 20 in 48143 Münster, Telefon 0251/511795.)

Ach ja, unsere Erfolge – über die sprechen wir nächstes Mal und zwar ausgiebig!

Bis dahin.

Eure Ruth Geede


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