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15.05.10 / Die Inflation wird kommen / Geldentwertung hilft Staaten, Verschuldung zu senken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Die Inflation wird kommen
Geldentwertung hilft Staaten, Verschuldung zu senken

Der Markt spricht eine klare Sprache. Während Ökonomen und Politiker noch rätseln, wie es weitergehen soll, verliert der Euro in einer Woche mehr als sechs Cent an Wert gegenüber dem schwachen US-Dollar. Die Frage, vor der nun die Euro-Zone steht, lautet: Wie sollen und können überhaupt die Staatsschulden zurückbezahlt werden?

Die gegenwärtig vorgeschlagenen Maßnahmen gegen die griechische Misere wirken wie ein Tropfen auf den heißen Stein, denn andere EU-Länder verschulden sich derzeit ähnlich hoch. Die Defizitquote Griechenlands 2009 klingt astronomisch hoch (offiziell: 13,6 Prozent), andere Länder wie Irland (14,3), Spanien (11,2) oder Portugal (9,4) erreichen ähnlich kritische Werte. Erlaubt sind in der Euro-Zone eigentlich nur drei Prozent.

Irgendwann jedoch müssen die Schuldenberge abgebaut werden. Und hier beginnen die Probleme, denn theoretisch gibt es nur drei Möglichkeiten. Erstens: eine florierende Wirtschaft mit sprudelnden Steuereinnahmen und sparsamen Ausgaben. Doch das erscheint für Südeuropa aufgrund der Wirtschaftsstruktur unmöglich. Zweitens: eine Geldabwertung, sprich eine Inflation. Dieses Mittel wird fast immer angewendet, wenn der erste Weg versperrt ist. Drittens: ein Ausscheiden von Deutschland oder etwa Griechenland aus der Euro-Zone. Dies wäre eine sehr teure Variante, die von der Mehrheit der Ökonomen als unrealistisch bezeichnet wird.

Wie aber bauen sich durch Inflation Schulden ab? Die Volkswirte von Morgan Stanley haben für die USA, die durch die Schuldenpolitik der Präsidenten George W. Bush und Barack Obama vor ähnlichen Problemen wie Europa stehen, einige Beispielrechnungen durchgeführt. So brauche man zur Entschuldung keine Parallelen zur Hyperinflation von 1923 zu ziehen. Es würden schon moderate Preissteigerungsraten genügen. Die Inflationsrate in den USA müsste im kommenden Jahrzehnt im Durchschnitt neun Prozent betragen. Spart der US-Staat sogar ein biss-chen, könnten Inflationsraten von womöglich vier bis sechs Prozent die US-Verschuldung stabilisieren.

Die US-Ökonomen Joshua Aizenman und Nancy P. Marion haben darauf hingewiesen, dass die USA in den Nachkriegsjahren eben diese Strategie verfolgten: Mit Inflationsraten um die sechs Prozent gelang es Amerika binnen weniger Jahre, die nach dem Krieg hohe Schuldenquote um 20 Prozentpunkte zu senken. Bliebe die Inflationsrate jedoch bei dem gegenwärtigen Wert von zwei Prozent – jenem Niveau, das bislang als Geldwertstabilität gilt – würden die US-Schulden explodieren. Ähnlich ist die Situation in den Euro-Ländern: Mitgliedstaaten, die hochverschuldet sind, haben ein Interesse an mehr Inflation. Entsprechend könnten ihre Vertreter im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) geneigt sein, mit dem Ziel, einen Teil der Schulden wegzuinflationieren, für eine laxe Geldpolitik zu votieren. Je mehr Länder in den Sog der Schuldenkrise gezogen werden, desto eher ergeben sich im EZB-Rat Mehrheiten für eine inflationäre Politik. Hinrich E. Bues


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