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15.05.10 / Die Gewalt meldet sich zurück / Europa: Volksgruppen und Separatisten geben keine Ruhe − Auswärtiges Amt warnt vor Irland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Die Gewalt meldet sich zurück
Europa: Volksgruppen und Separatisten geben keine Ruhe − Auswärtiges Amt warnt vor Irland

Am 1. Juli soll Belgien den EU-Ratsvorsitz übernehmen. Ob das Land dann eine funktionsfähige Regierung hat, ist ungewiss, denn die jüngste Eskalation der Dauerfehde zwischen Flamen und Wallonen hat erneut zum Auseinanderbrechen der Regierung geführt. Doch Belgien ist nicht das einzige Land Europas, in dem Nationalfragen für Unruhe sorgen.

Sie regen sich auf, die Männer von der „Südtiroler Freiheit, dem Freien Bündnis für Tirol“, und verlangen Klärung. Grund des Anstoßes: Neuerdings fahren die Streifenwagen der italienischen Guardia mit der Aufschrift „Polizia locale“ über die Straßen der Provinz Südtirol. Dabei ist, so monieren die Heimattreuen und Nachfolger des Freiheitshelden Andreas Hofer, laut Gesetz für alles Amtliche Zweisprachigkeit vorgeschrieben. Außerdem fordern sie, endlich das „Andreas-Hofer-Lied“ („Zu Mantua in Banden“) als Teil der Geschichte des Landes offiziell als Hymne anzuerkennen. „Man kann nicht ewig trennen, was zusammengehört“, schreibt das „Freie Bündnis“ in einer seiner jüngsten Broschüren und erinnert damit an die Teilung Tirols zwischen Österreich und Italien.

In anderen europäischen Ländern bleibt es nicht bei Parlamentsanfragen und Protesten: Denn in Nordirland, der Region Ulster mit ihrer Hauptstadt Belfast, beispielsweise explodieren wieder Bomben, wird geschossen, die belgische Regierung unter Yves Leterme in Brüssel nahm wegen des Dauerstreits zwischen Wallonen und Flamen, diesmal wegen eines neuen Wahlrechts, den Hut. König Albert II. musste den Rücktritt absegnen, Neuwahlen sind Mitte Juni, doch eine dauerhafte Lösung ist kaum in Sicht. Und auch die heißblütigen korsischen Separatisten haben noch längst keinen Frieden mit der Zentralregierung in Paris geschlossen. Erst 2003 lehnte die Bevölkerung eine geplante Verwaltungsreform ab.

Seit gut drei Jahrzehnten kämpfen Separatisten für die Unabhängigkeit ihrer Insel, die einst den Franzosenkaiser Napoleon hervorbrachte. 2003 sprengten sie mehrere Villen von wohlhabenden Franzosen in die Luft. Und auch die Bretonen mucken immer wieder auf und verlangen von Paris mehr Rücksicht auf ihre kulturelle Identität

Die Schweizer Bern-treuen „Sangliers“ bekleben Autos der separatistisch eingestellten „Jurassiker“ mit Berner-Bären-Aufklebern, die spanische Eta mit ihren Fluchtorten im südfranzösischen Baskenland bombte 2009 munter weiter und veranlasste inzwischen sogar Frankreichs Präsidenten Nikolas Sarkozy zu dem Aufruf: „Wir werden ohne Gnade kämpfen.“

Auf dem Balkan, wo ethnische und religiöse Gruppen im Dauerzwist leben, halten Soldaten aus 32 Nationen noch immer mühsam die öffentliche Ordnung im Kosovo aufrecht, doch unter der Decke brodelt es nach wie vor. „Wenn es so weitergeht, wird es ohne Frage wieder Konflikte geben“, klagt Sulejman Tihic, Vorsitzender der größten bosnischen Muslimpartei.

Selbst die ewig gestrigen bayerischen „Königstreuen“ wettern gegenwärtig lautstark gegen Publikationen, die ihrem geliebten „Kini“ oder „Ludowigl“, dem früheren Bayernkönig Ludwig II., sexuelles Fehlverhalten unterstellen. Im Januar marschierten sie auch wieder zur Erinnerung an die Schlacht von Gammeldorf (1313) gegen die besitzgierigen Österreicher und intonierten unterm Lodenhut mit Gamsbart: „Bayern braucht Patrioten – heutzutage mehr denn je.“ Ja nun, solange sie keine Bomben werfen.

Das indes geschieht zurzeit wieder in Nordirland, kaum dass endlich die IRA, die „Irisch-Republikanische Armee“, die Waffen streckte und dem jahrzehntelangen, bürgerkriegsähnlichen Terror abschwor. Die sogenannte „Wahre IRA“ oder auch „Neue IRA“ hat sich aus den Trümmern erhoben und mit zwei Bom-benattentaten darauf aufmerksam gemacht, dass noch immer genug Menschen im Untergrund die Briten und Anglikaner aus Belfast verjagen möchten. Lange genug hatte sich die irische Nation gegen die britische Fremdherrschaft aufgelehnt, um einen eigenen Staat gründen zu können. Noch heute ist der traurige Song aus dieser Zeit der Revolution lebendig: „My only son was shot in Dublin.“ Das Auswärtige Amt in Berlin warnt denn auch aktuell: „Ein Wiederaufflackern gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen protestantischen und katholischen Gruppierungen ist nicht vollkommen auszuschließen.“

Zwei britische Soldaten und ein Polizist bezahlten die Renaissance des Terrors bereits mit ihrem Leben. Die tödliche Attacke war der vierte Anschlag des Jahres, im Jahr davor gab es 15 solcher Attentate auf britische Einrichtungen. Radikale Republikaner wollen nach wie vor mit Terror den Anschluss an die Irische Republik erzwingen.

Die Terroristen der „Eskadi Ta Askatasuna“ (ETA) verfolgen das Ziel eines eigenen Basken-Staates mit ähnlich brutalen Mordserien: In den letzten 50 Jahren zeichnete sie für 4000 Anschläge, 830 Todesopfer und 2300 Verletzte verantwortlich – eine beeindruckende Bilanz des Schreckens.

Europa, das am Hindukusch seine Freiheit zu verteidigen glaubt, kommt dessen ungeachtet an mehreren Fronten in seinem Inneren nicht zur Ruhe. Joachim Feyerabend


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