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15.05.10 / Nicht nur »Kolateralschäden« / Tausende volksdeutsche Zivilisten wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Polen ermordet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Nicht nur »Kolateralschäden«
Tausende volksdeutsche Zivilisten wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Polen ermordet

Dokumentiert ist die Tatsache, dass in den ersten Tagen des deutsch-polnischen Krieges 1939 namentlich bekannte 3453 volksdeutsche Männer, Frauen und Kinder in Polen ermordet worden sind und dass zum Zeitpunkt, als im Mai 1942 die Arbeit der „Zentrale für die Gräber der ermordeten Volksdeutschen“ abgebrochen wurde, noch 2339 Volksdeutsche vermisst wurden, die nie wieder auftauchten.

Wenn die polnische Seite behauptet, diese Zivilisten seien bei deutschen Luftangriffen oder bei Gefechten zwischen polnischen und deutschen militärischen Einheiten ums Leben gekommen, dann muss man erwidern: Das ist gelogen. Dafür gibt es eine große Anzahl von Zeugenaussagen, die an Eides statt abgegeben wurden und die heute im Bundesarchiv liegen. So gab die Angestellte der Bromberger Passstelle des Thorner Deutschen Generalkonsulats Müller-Marquardt zu Protokoll: „Oft hörte man während des Marsches am Ende des Zuges Schüsse fallen, die davon herrührten, dass man die Alten und nicht mehr Marschfähige einfach erschoss.“

„Am 1. September 1939, abends um halb acht, wurde ich in meiner Wohnung durch einen polnischen Polizisten verhaftet“, zitiert Peter Aurich in „Der deutsch-polnische September 1939 – Volksgruppe zwischen den Fronten“ den ehemaligen Chefredakteur der „Deutschen Rundschau“ in Bromberg. Gotthold Starke berichtet weiter: „Ich wurde im Kraftwagen in das frühere Reichskriegerwaisenhaus in Bromberg gebracht, in dem ich bereits viele Volksdeutsche und Reichsdeutsche antraf, die gleichfalls am 1. September verhaftet worden waren. Dazu war, wie ich später erfuhr, über den polnischen Rundfunk ein Generalbefehl für das Land verbreitet worden. Die Arrestlisten müssen schon Ende April oder Anfang Mai fertiggestellt worden sein. Personen, die später nach Bromberg zugezogen waren …, wurden nämlich nicht verhaftet.“

Viele Berichte sind in den Nachkriegsjahren veröffentlicht worden, und niemand konnte sie bestreiten. Übereinstimmend stellten die Zeitzeugen fest, am ersten Kriegstag, dem 1. September 1939, sei über den polnischen Rundfunk ein Generalbefehl für das ganze Land verbreitet worden, der die Weisung enthielt, den in einem bestimmten Stichwort enthaltenden Befehl sofort auszuführen. Dieser Befehl bedeutete, unverzüglich jene Einwohner festzunehmen, die lange vor Ausbruch der Feindseligkeiten als Geiseln erfasst worden waren. Zu den Geiseln gehörten Persönlichkeiten der deutschen Minderheit und ihrer Organisationen wie Verlagsleiter, Redakteure, Pastoren und Lehrer, Vorstandsmitglieder deutscher Gesangvereine und anderer kultureller Vereine sowie berufsständischer Organisationen. Aber auch Deutsche ohne jede herausragende Position wurden festgenommen mit der Begründung, sie sollten vorübergehend unter Polizeiaufsicht gestellt werden.

Man trieb die Deutschen allenthalben zusammen, doch war nichts vorbereitet, um einen geordneten Abtransport zu gewährleisten. So mussten sie, ob alt, ob jung, ob Mütter mit kleinen Kindern, ob Greise, zu Fuß unter Bewachung über die Landstraßen  marschieren, oft tage- und nächtelang. Häufig gab es nichts zu essen und zu trinken. Unterkünfte für die Nächte waren nicht vorbereitet. Wer zurückblieb oder aus Entkräftung zusammenbrach, wurde erschlagen oder erschossen.

So berichtete Gotthold Starke weiter, dass er am 2. September 1939 zusammen mit Hunderten anderer Deutscher, viele an den Händen aneinander gefesselt, von Soldaten über die Straßen getrieben wurde. In einem Gewaltmarsch von 58 Kilometern muss­ten sie über Langenau und Schulitz nach Thorn marschieren. Unter den Deutschen waren manche, die man nachts aus den Betten geholt hatte und die sich nun in Nachtwäsche auf den Weg machen mussten. „Schon bei Langenau blieb als Sterbende Martha Schnee liegen, eine Nichte des bekannten Gouverneurs aus Deutsch-Ostafrika, die ihr Leben dem Dienst an Armen gewidmet hatte, zuletzt als Leiterin der Deutschen Volkswohlfahrt“, erinnert sich Starke.

Quartiere waren für sie nicht vorbereitet. Am 5. September war der Zug auf mehrere Tausend angeschwollen. Die meisten konnten nur noch über die Straßen wanken, von Gesindel an den Straßenrändern beschimpft als deutsche Mörder, Banditen und Hurensöhne. Wer nicht weiter konnte und zurückblieb, wurde am Schluss des Zuges erschossen. Am 9. September gelangten sie nach einem etwa 240 Kilometer langen Irrmarsch nach Lowitsch im Landkreis Lodz. Da näherten sich deutsche Truppen. Die polnische Bewachung floh, so dass die Überlebenden von deutschen Truppen gerettet wurden. Starke schreibt, dass von etwa 4000 Verschleppten nur etwa die Hälfte in Lowitsch lebend ankam. Da aber einige während des Marsches flüchteten, kamen andere Teilnehmer auf Verlustziffern von 20 bis 25 Prozent. Und dabei handelte es sich um nur einen von insgesamt 40 Zügen von verschleppten Deutschen.

Wenn man nach dem Grund des offen zutage getretenen Deutschenhasses fragt, dann verweisen landeskundliche Historiker auf die in Polen systematisch betriebene Deutschenhetze. Seitdem der polnische Staat nach dem Ersten Weltkrieg wiederbegründet worden war, wurde eine Art zweite polnische Nationalhymne mit dem Titel „Rota“ (auf Deutsch „Gelöbnis“) propagiert, in der folgende Zeilen (in deutscher Übertragung) vorkommen:

„Wir, das polnische Volk, ein königliches Geschlecht, das der Piasten, wir lassen nicht zu, dass der Feind uns germanisiert. So wahr uns Gott helfe!“ In einer anderen Strophe heißt es: „Nicht mehr wird uns der Deutsche ins Gesicht spucken, unsere Kinder germanisieren. Bewaffnet wird unsere Schar auftreten … So wahr uns Gott helfe!“

Für manche Polen war Deutschland der „Erbfeind“; so nannte der polnische Staatspräsident Ignacy Moszicki 1939 in einem „Aufruf an die Bürger der (polnischen) Republik“ die Deutschen. Aber der Hass richtete sich nicht nur gegen die Angehörigen der deutschen Minderheit, sondern genauso gegen die Ukrainer und Weißrussen, die, nachdem Polen 1920 mit militärischer Gewalt bedeutende Gebiete der Ukraine und Weißrusslands erobert hatte, nun starke Minderheiten bildeten und – zusammen mit andren kleineren Volksgruppen – ein Drittel der Bevölkerung Polens ausmachten. „Es gibt eine Liebe für Volksgenossen und eine andere für Fremdstämmige. Deren Prozentsatz bei uns ist entschieden zu hoch. Das fremde Element wird sich umsehen müssen, ob es sich woanders nicht besser fühlt. Das polnische Land ist ausschließlich für Polen da!“, erklärte der nationaldemokratische Politiker und spätere polnische Kultusminister Wladyslaw Grabski 1919 in Posen. Zitate dieses Charakters findet man in der zeitgenössischen Politik und Publizistik in Hülle und Fülle. Tatsächlich blieb es nicht bei Worten: Von den ursprünglich 2,4 Millionen Deutschen im 1919/20 polnisch gewordenen Gebiet lebte bereits 1924 nur noch etwa die Hälfte im Land. 1939 entlud sich der so planmäßig gezüchtete Hass dann mit dem Kriegsausbruch an den verbliebenen Volksdeutschen.

Das alles hätte längst als bewältigt zu den Akten gelegt werden können, wenn nicht von polnischer Seite immer wieder provozierende Behauptungen gegen Deutschland, häufig genug verbunden mit kühnen Forderungen, geäußert würden und wenn nicht die deutschen Regierungen jede Demütigung mit gesenktem Kopf entgegen nähmen, statt auf die historischen Tatsachen zu verweisen und der Wahrheit die Ehre zu geben. Hans-Joachim von Leesen


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