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15.05.10 / Mehr als ein Regisseur von Fernsehkrimis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Mehr als ein Regisseur von Fernsehkrimis

Wolfgang Becker kam zwar vor 100 Jahren, am 15. Mai 1910, in der preußischen Hauptstadt zur Welt, aber auf ganz unpreußische Art zum Film, nämlich mit Vitamin B. Seine Schwester arbeitete bei der „Tobis“ als Sekretärin des Generaldirektors und verschaffte dem Pastorensohn und gelernten Außenhandelskaufmann 1930 ein Volontariat als Cutter. In den folgenden Jahren übte Becker diese Tätigkeit als Beruf aus. Außer mit Andrew Morton arbeitete er dabei auch mit Josef von Baky zusammen, dem er ab 1938 nicht nur als Cutter, sondern auch als Regieassistent zur Seite stand.

Baky ist es auch, der Becker im Zweiten Weltkrieg eine Freistellung organisierte. Nachdem Becker 1939 am Polenfeldzug teilgenommen hatte und 1940 in die Heeresfilmstelle versetzt worden war, wurde er 1944 als „unabkömmlich“ freigestellt. Baky hatte behauptet, Becker würde für den Durchhaltefilm „Kolberg“ gebraucht, dabei drehte er mit ihm „Via Mala“.

In der Nachkriegszeit drehte Becker zunächst weitere Spielfilme mit Baky, begann daneben aber mit der Inszenierung kleiner Dokumentarfilme. Die US-amerikanischen Besatzer konnten seine Dienste für die Reeducation (Umerziehung) gebrauchen und versorgten ihn mit Aufträgen. So konnte er 1950 in München ein eigenes Unternehmen zur Produktion von Dokumentarfilmen gründen, bei denen er selber Regie führte. Jahrzehnte vor Guido Knopp arbeitete er dabei bereits mit integrierten Spielhandlungen.

Mitte der 50er Jahre wendet er sich dann der Spielfilmregie zu. Er bekommt interessante Angebote, greift zu und dreht in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts einige Kassenschlager wie „Peter Voss, der Millionendieb“ oder „Alle lieben Peter“.

Anfang der 60er Jahre beweist der Regisseur abermals Modernität, indem er vom Kino zum noch recht jungen Medium Fernsehen wechselt. Hier spezialisiert er sich auf Krimis. Becker hat sein Metier gefunden und zählt schon bald zu den erfolgreichsten Fernsehkrimiregisseuren der jungen Republik. Bei diversen Folgen erfolgreicher Krimiserien wie „Der Kommissar“, „Tatort“, „Derrick“ und „Der Alte“ führt er Regie, aber auch bei Straßenfegern wie „Der Tod läuft hinterher“ und „Babeck“.

Wenn Becker sich auch auf Krimis konzentrierte, so ließ er sich doch nicht auf dieses Metier festlegen, machte vielmehr fürs Fernsehen auch Komödien und Dokumentationen. Jüngeren dürfte vor allem sein 1977 produzierter Jugendfilm „Die Vorstadtkrokodile“ ein Begriff sein.

1993 gab er die Arbeit hinter der Kamera auf. Am 30. Januar 2005 starb er in München.

Manuel Ruoff


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