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15.05.10 / Inszenierte Hexenjagd / Eva Herman über ihren Fall - Ex-Moderatorin will ihren Ruf reinwaschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-10 vom 15. Mai 2010

Inszenierte Hexenjagd
Eva Herman über ihren Fall - Ex-Moderatorin will ihren Ruf reinwaschen

Eva Herman? Ach, das war doch die blonde NDR-Moderatorin, die wegen Nazi-Verherrlichung und Mutterkreuzlobreden gefeuert wurde? So, das befürchtet Eva Herman, sieht nach den Ereignissen der Jahre 2006 und 2007 die Assoziation der meisten Deutschen aus, wenn sie ihren Namen vernehmen. Gegen dieses Bild arbeitet die 51-Jährige nun mit „Die Wahrheit und ihr Preis – Meinung, Macht und Medien“ an.

Leider geht die Autorin, die ihre ersten, in den Medien heiß diskutierten Bücher „Das Eva-Prinzip“ und „Das Prinzip Arche Noah“ im pendo-Verlag publiziert hat, nicht darauf ein, warum dieser für diesen Titel nicht mehr zur Verfügung stand. Allerdings kann man nach dem negativen Medientrubel, den auch der Verlag mit auszufechten hatte, davon ausgehen, dass er auf ähnliches einfach keine Lust mehr hatte. Und so ist das neue Buch beim Kopp Verlag erschienen, der vor allem Verschwörungstheorien und Untergangszenarien ein Forum bietet. Aber auch Eva Herman glaubt an eine Verschwörung. Sie ist überzeugt, dass linke Feministinnen die Medienkampagne initiiert haben, um die anti-emanzipatorischen Thesen von Herman aus der öffentlichen Debatte zu kippen.

Doch man muss diese These von Eva Herman und auch ihr Bild von der idealen Frau und Mutter nicht teilen, um die Art und Weise, wie die Medien damals mit ihr umgegangen sind, zu verurteilen. Auch der „Focus“ druckte deshalb vor kurzem die Passage aus dem Buch ab, in dem Herman ihren Rauswurf aus der „Kerner“-Show schildert. Hermans Vermutung, dass hier eine Inszenierung ablief, erscheint durchaus nachvollziehbar. Auch dürfte sich so manche Feministin mit Wonne an der Diffamierung der einstigen Tagesschau-Sprecherin beteiligt haben. Dass Alice Schwarzer die Debatte mit angefeuert hat, klingt auch plausibel. Für alle anderen Journalisten hatte die ganze Geschichte einen hohen Unterhaltungswert, der Schlagzeilen brachte. Zudem provozieren manche von Hermans Ausführungen über die Rolle der Frau als Mutter selbst tolerante Gemüter. Denn auch wenn sie bezüglich der Bindungsarmut in unserer Gesellschaft und auch in anderen Punkten Recht hat, so bezieht sie doch sehr extreme Positionen, die eine pluralistische Gesellschaft jedoch vertragen muss und kann.

In dem vorliegenden Buch schildert die Autorin chronologisch die Entwicklungen der Jahre 2006 und 2007, die im Rauswurf aus der Talkshow gipfelten. Immer wieder unterbrechen Schreiben ihrer Anwälte diese Ausführungen. Auch erwähnt Herman, dass sie zahlreiche Verfahren gewonnen hat, jedoch nur wenige Medien darüber berichtet hätten. Und vor allem geht sie auf ihre Gefühle ein. Der Leser erfährt, wie sie sich in die Enge getrieben fühlte, wie verzweifelt sie war, weil man ihr plötzlich jedes Wort im Munde umgedreht hat. Und so ist „Die Wahrheit und ihr Preis – Meinung, Macht und Medien“ zwar ein persönliches, emotionales und daher manchmal auch ein wenig anstrengendes Buch geworden, was aber anhand dieses einen Falles durchaus Rück-schlüsse auf die Mechanismen in den Medien zulässt. Das wiederum hilft dem Leser, bei ähnlichen Fällen wachsamer zu sein und sich nicht übereilt dem Urteil der Massenmedien anzuschließen. Rebecca Bellano

Eva Herman: „Die Wahrheit und ihr Preis – Meinung, Macht und Medien“, Kopp, Rottenburg 2010, geb., 281 Seiten, 19,95 Euro


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