18.04.2024

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22.05.10 / Fell des Bären

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Konrad Badenheuer:
Fell des Bären

Im Schatten der Euro-Krise scheint sich etwas zu bewegen in Sachen Afghanistan. Ende vergangener Woche war Präsident Hamid Karzai in Washington und suchte bei US-Präsident Obama grünes Licht für direkte Verhandlungen mit den Taliban. Noch vor wenigen Wochen war unklar, ob Washington Karzai nach den massiven Unregelmäßigkeiten bei dessen „Wiederwahl“ im Herbst und provozierenden Äußerungen, in denen Karzai die Isaf in die Nähe von Besatzern rückte, überhaupt empfangen würde.

Nun ist nicht nur das geschehen, auch die Inhalte der Beratungen frappieren. Das Ziel der Verdrängung der Taliban aus dem politischen Leben Afghanistans scheint aufgegeben zu sein, es geht nur noch um das Ausmaß der Zugeständnisse. Soll man sofort (Karzai) oder erst nach einer Sommeroffensive im Süden (Obama) mit ihnen reden? Den „Fußtruppen“ der Taliban will man großzügig helfen, aber wie weit soll man den Anführern entgegen kommen? Und welche Rolle soll Mullah Omar, der De-facto Herrscher der Jahre 1996 bis 2001, wieder spielen können?

Der Westen scheint in Afghanistan um Schadensbegrenzung bemüht zu sein. Das ließ nun auch Verteidigungsminister zu Guttenberg durchblicken, der zuletzt ein „Mindestmaß an selbsttragender Stabilität“ in Afghanistan verlangte und davon sprach, man müsse in Kauf nehmen, dass sich  dort „Stämme gegenseitig bekämpfen“. Im Klartext: Man überlässt den Taliban Teile des Landes. Die gute Nachricht: Der Westen beginnt,    seine Niederlage zu akzeptieren. Die schlechte: Bis zum Abzug wird eher noch mehr Blut fließen, denn ab sofort wird das Fell des Bären verteilt.


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