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22.05.10 / Clever ausgenutzt / Erdogans Angebote an Griechenland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Clever ausgenutzt
Erdogans Angebote an Griechenland

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist ein langfristig denkender Stratege, der selbst zufällige Gelegenheiten zu nutzen weiß: So reiste er vorige Woche mit zehn Ministern und einer Wirtschaftsdelegation nach Athen, um dem angeschlagenen Amtskollegen Papandreou Hilfe anzubieten. Die Aktion sollte natürlich auch den Türkei-Befürwortern in der EU Argumente liefern – wenngleich türkische Investitionen sich als „Danaer-Geschenke“ herausstellen könnten.

Die Kritik von EU-Nettozahlern an Griechenlands Rüstungsausgaben nutzte Erdogan gleich, um Athen eine Kürzung beider Militär-Budgets vorzuschlagen. Das klingt ebenfalls gut in Europa – und schadet den heftigsten Gegnern daheim, den „Kemalisten“ und allen anderen laizistischen Gruppierungen, die in der Armee ihre mächtigste Stütze haben.

Oppositionsführer Deniz Baykal musste in der Vorwoche als Chef der Kemalisten-Partei CHP abtreten, nachdem im Internet auf Youtube heimlich gedrehte Aufnahmen erschienen, die ihn in Intimszenen mit seiner Sekretärin zeigen.

Ob dahinter gleichfalls die Regierung steckt oder ob es sich um eine parteiinterne Intrige handelt, ist umstritten. Jedenfalls nützt es bei der für Juli geplanten Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung, welche die Türkei „Europa näherbringen“ soll – und zugleich Erdogans Befugnisse deutlich erweitern würde.

Erdogan, der sinngemäß einst geprahlt hatte, diesmal werde man Europa nicht mit Soldaten, sondern mit den Gebärmüttern der Türkinnen und der Lendenkraft der Türken erobern, reagierte auch prompt auf Statistiken, laut denen nun selbst in der Türkei nur mehr knapp über zwei Kinder pro Frau geboren werden: Er will eine Baby-Prämie einführen. Auch das dient der Islamisierung, denn was die Statistik nicht sagt: Die Geburtenrate liegt bei unteren und islamisch geprägten Bevölkerungsschichten, vor allem in Ostanatolien, ohnehin weit über dem Durchschnitt. R. G. Kerschhofer


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