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22.05.10 / Stalin, Freund der Völker? / Litauische Jung-Journalistin entdeckte Merkwürdiges in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Stalin, Freund der Völker?
Litauische Jung-Journalistin entdeckte Merkwürdiges in Berlin

Seit 2003 lädt die Robert-Bosch-Stiftung jährlich zehn junge oder angehende Journalisten zu einem Studienaufenthalt nach Berlin ein. Dieses Jahr waren Bewerber aus der Ukraine, Bulgarien, Georgien, Rumänien, der Slowakei, der Tschechischen Republik, Ungarn, Estland, Lettland und Litauen aus den Auswahlgesprächen erfolgreich hervorgegangen.

Das Programm sieht neben der Mitarbeit bei vorwiegend linken Blättern wie „Stern“, „taz“ oder „Zitty“ und Fernsehsenden auch Treffen mit Politikern, Medienschaffenden, Schriftstellern, Historikern und Künstlern vor.

Redakteurin Vytene Stasaityte aus Wilna berichtet selbstbewusst von ihrer bisherigen Arbeit in der Heimat: „Unser (Internet-) Portal ist eines der wenigen, die Profit machen.“ Der Besuch in der deutschen Hauptstadt macht ihr großen Spaß, doch abseits des offiziellen Programms hat sich Stasaityte an einigen Erscheinungen gestört. Besonders an den sowjetischen Hinterlassenschaften im Stadtbild, die 20 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch präsent sind.

Auf dem riesigen Treptower Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten sind acht Zitate Stalins eingraviert. Eines davon heißt: „Die Ideologie der Völkerfreundschaft hat den vollen Sieg über die hitlerfaschistische Ideologie des bestialischen Nationalismus und Rassenhasses errungen.“ Stalin ein Freund der Völker? War es nicht Stalin, der Ostdeutschland seinem Machtblock einverleibt hatte? Stasaityte wundert sich: „Wer durch Berlin läuft, muss glauben, dass sich kein Mensch mehr diese Fragen stellt.“

Auf der Straße des 17. Juni posieren Touristen vor stillgelegten sowjetischen Panzern. Und von der Außenwand der Schwimmhalle in der Behrenstraße blickt ein grimmiger Lenin.

Im Berliner Stadtbild sind sie alle versammelt, die Heroen der Sowjetunion. Stasaityte fragte beim Regierenden Bürgermeister nach: „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass einzelne solcher Denkmale als historische Erinnerungsmale erhalten bleiben sollten. Das schließt ja eine kritische Sicht darauf aus heutiger Sicht gar nicht aus“, so die Antwort von Klaus Wowereit (SPD). Eine seltsame Replik, denkt man an die zahllosen umbenannten Straßen, die aus dem Stadtbild in den letzten 20 Jahren entfernt wurden, weil die dort zuvor verewigten Protagonisten angeblich nicht mehr in unsere Zeit passen. Hans Lody


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