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22.05.10 / Die absurde Forderung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Die absurde Forderung
von Konrad Badenheuer

Es klang wie ein Fazit des Ökumenischen Kirchentages: Mit ungeduldigen, ja fast schon brüsken Worten verlangten prominente Vertreter vor allem auf evangelischer Seite gemeinsame Abendmahlsfeiern von Katholiken und Protestanten.

Aus katholischer Sicht ist klar, warum Christen anderer Konfessionen zwar an katholischen Eucharistiefeiern intensiv teilnehmen, aber in dieser Feier nicht „kommunizieren“, also nicht den Leib des Herrn empfangen können: Wer die Inhalte dieser Feier wirklich bejaht, also zum eucharistischen Hochgebet ehrlichen Herzens „Amen“ sagen kann, kann unmöglich Protestant bleiben. Er müsste konvertieren, und sei es unverzüglich nach der Feier. Genau das haben aber die evangelischen Befürworter gemeinsamer oder wechselnder Feiern erklärtermaßen nicht im Sinne: Man will evangelisch bleiben, bestreitet etliche katholische Glaubensüberzeugungen explizit und möchte trotzdem gelegentlich in katholischen Gottesdiensten den Leib Christi empfangen.

Man muss nicht katholisch sein, um die Unaufrichtigkeit dieses Verlangens zu erkennen. Und dass katholische Geistliche, vom Dorfpriester bis zum Papst, dazu „Nein“ sagen, hat wahrlich nichts mit Engherzigkeit zu tun. Sie schützen damit noch nicht einmal in erster Linie die Identität der katholischen Kirche, die mit der Eucharistie steht und fällt (das tun sie auch), sondern sie bewahren vor allem verwirrte evangelische Christen, so groß ihre Zahl auch sein mag, vor Gefahr für ihr Seelenheil. Unaufrichtigkeit ist für einen Christen immer eine existenzielle Gefahr, aber wo könnte diese Gefahr größer sein als in der unmittelbaren und persönlichen Begegnung mit Jesus Christus im Herrenmahl?

Ohnehin ist das bisher Gesagte nur die eine, nämlich gleichsam die katholische Begründung, warum das Anliegen gemeinsamer oder wechselnder Abendmahlsfeiern absurd ist. Auch ein theologisch stringenter Protestantismus, für den 2 mal 2 noch 4 ist, kann zu keinem anderen Ergebnis kommen. Um nur eines von vielen Argumenten zu nennen: Gerade wenn man dem Glauben gegenüber den Werken eine so hohe Bedeutung für die Erlösung des Menschen zuschreibt, wie die evangelische Theologie es tut, können die geglaubten Inhalte nicht gleichgültig sein. Sonst verlöre man sich endgültig im Nebel des Subjektiven, zumal ohnehin der Glaube eines Menschen im Unterschied zu seinen Werken nur schwer objektivierbar ist.

Anders gesagt: Interkonfessionelle Abendmahlsfeiern bedrohen den innersten Kern der evangelischen Identität kaum weniger als den der katholischen. Solche Feiern bringen für die in einer tiefen Schicht ungeteilte, weil unteilbare Eine Kirche, den mystischen Leib Christi, keinerlei Nutzen, sondern sie sind eine große Gefahr, weil ihre eigentliche Botschaft Beliebigkeit und Gleichgültigkeit ist. Ob alle Befürworter gemeinsamer Feiern das übersehen oder ob manche das womöglich ganz bewusst so wollen?


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