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22.05.10 / Von Friedrich dem Großen geschätzt / Vor 300 Jahren wurde der Bildhauer François Gaspar Adam geboren – Erster Hofbildhauer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Von Friedrich dem Großen geschätzt
Vor 300 Jahren wurde der Bildhauer François Gaspar Adam geboren – Erster Hofbildhauer

Als Friedrich der Große in einem Brief vom 2. März 1747 an seine Lieblingsschwester, die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709–1758), den am 23. Mai 1710 in Nancy geborenen Bildhauer François Gaspar Adam einen „der besten unseres Jahrhunderts“ nannte, hatte er lediglich eine ungefähre Kenntnis von dessen Werken. Zwar hatte der König schon seit 1742 zahlreiche antike Skulpturen in seinem Besitz, die Adam restauriert hatte, aber dessen eigene Schöpfungen kannte er nur von Kupferstichen. Am 21. August 1742 war die „Sammlung Polignac“ in Sanssouci angekommen, die der König aus dem Nachlass des Kardinals Melchior de Polignac (1661–1741) erworben hatte, da er das Bedürfnis hatte, in seinem Staat eine eigene Produktion qualitativ anspruchsvoller Skulpturen ins Leben zu rufen.

François Gaspar Balthasar Adam stammte aus einer Bildhauerfamilie und wurde ebenso wie seine  Brüder Lambert Sigisbert und Nicolas Sebastien von seinem Vater ausgebildet. Ab 1730 arbeiteten alle drei in Rom. Nachdem Adam im Jahre 1733 wieder nach Nancy, das damals noch zum autonomen Herzogtum Lothringen und nicht zu Frankreich gehörte, zurückgekehrt war, ging er kurze Zeit darauf nach Paris und wurde mit mehreren Preisen der Academie Royal ausgezeichnet. Seit 1742 arbeitete er wieder in Rom. Es könnte sein, dass seine Kopie eines antiken „Fauns mit Weintraube“ einem Freund des Preußenkönigs, dem Marquis d’Argens (1703–1771) aufgefallen ist, denn das Motiv passte zu dem von 1745 bis 1747 errichteten Schloss Sanssouci Friedrichs, das dieser auch „mein Weinberghäuschen“ nannte. Jedenfalls vermittelte der Marquis eine Anstellung des Künstlers in Potsdam. 1747 wurde Adam zum Ersten Hofbildhauer ernannt.

Friedrich der Große, der sonst recht sparsam war, ließ sich seine künstlerischen Ambitionen etwas kosten. Die Sammlung Polignac soll 40000 Reichsthaler gekostet haben, und Adam erhielt 4000 Livres jährlich und für jede abgelieferte Statue weiteres Honorar. In den 13 Jahren, während derer er in Potsdam lebte, schuf er zahlreiche Kunstwerke in Marmor, die noch heute in den Bauwerken und im Park von Sanssouci betrachtet werden können, darunter Göttin Juno (Hera) mit Pfau (1753) am französischen Rondell an der großen Fontäne sowie Apollo mit dem getöteten Python (1752), ebenfalls an der großen Fontäne. Adam orientierte sich aber nicht nur an der Antike, der er einen anmutigen Charakter gab, wie man es eben im Rokoko bevorzugte, sondern er schuf auch Skulpturen von Zeitgenossen wie zum Beispiel die Büste des von Friedrich sehr geschätzten Großkanzlers Samuel von Cocceji (1679–1755). Die eindrucksvolle Büste fand im sogenannten Kollegienhaus (heute Teil des Jüdischen Museums) in der Lindensstrasse im Bezirk Kreuzberg, das damals das Kammergericht beherbergte, ihren Platz.

Im Jahre 1751 wurde Adam zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste ernannt, die es seit 1704 in Berlin gab. Als Adam mitten im Siebenjährigen Krieg im Jahre 1759 nach Paris zurückkehrte, geschah das im gegenseitigen Einvernehmen, denn es war kein Geld für besondere Aufträge vorhanden. Dabei hinterließ er mehrere unvollendete Kunstwerke. Zum Beispiel wurde die Statue, die der König seinem im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) gefallenen Feldmarschall Kurt von Schwerin (1684–1757) errichten ließ, um den Wilhelmplatz in Berlin zu schmücken, von Adams Neffen Sigisbert Michel (1728–1811) vollendet, der seinem Onkel nach Berlin gefolgt war und ebenfalls in dem vom König kurz nach seiner  Inthronisation geschaffenen Bildhaueratelier tätig war. Adam hatte auch die Leitung dieser bis 1779 im Grottenhaus des Lustgartens am Berliner Schloss untergebrachten Werkstätte.

Der Bildhauer starb am 18. August 1761 in Paris. Friedrich der Große hat Adam nicht nur im Briefwechsel mit dem Marquis d’Argens, sondern sogar gelegentlich in einigen seiner Gedichte erwähnt, wenn er auf künstlerische Belange zu sprechen kam. Er war mit der Arbeit seines Künstlers zufrieden, auch wenn Adam im Urteil der Kunstkritik nicht immer den ersten Platz einnimmt. Jürgen Ziechmann


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