23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.05.10 / Verhinderter »König von Deutschland« / Der Kaiserenkel Wilhelm Prinz von Preußen fiel 1940 im Frankreichfeldzug der Wehrmacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Verhinderter »König von Deutschland«
Der Kaiserenkel Wilhelm Prinz von Preußen fiel 1940 im Frankreichfeldzug der Wehrmacht

Wäre die Geschichte in ein paar Punkten anders verlaufen, dann hätte Wilhelm Prinz von Preußen im Jahre 1951 den deutschen Thron besteigen können. Allerdings wollte der sympathische Hochadlige, der vor 70 Jahren an der Westfront fiel, nicht Deutscher Kaiser werden, sondern „König von Deutschland“.

Wilhelm von Preußen wurde am 4. Juli 1906 im Marmorpalais bei Potsdam als ältester Sohn des deutschen und preußischen Kronprinzen Wilhelm und dessen Ehefrau Cecilie geboren. Gemäß der Tradition des Hauses Hohenzollern wurde er an seinem zehnten Geburtstag als Leutnant in das 1. Garde-Regiment zu Fuß aufgenommen und erhielt von seinem Großvater Wilhelm II. den Schwarzen Adlerorden verliehen.

Nach der Abschaffung der Monarchie gingen sein Vater und sein Großvater in die Niederlande ins Exil. Wilhelm wurde in der Zeit vornehmlich von seiner Mutter erzogen. Wohnort der Familie war das 1917 fertiggestellte Schloss Cecilienhof bei Potsdam. 1923 kehrte dann sein Vater im Gegensatz zu seinem Großvater aus dem niederländischen Exil nach Deutschland zurück.

Zusammen mit seinem Bruder Louis Ferdinand besuchte Wilhelm das städtische Realgymnasium. Der Schulausbildung folgte ein Jurastudium an verschiedenen deutschen Universitäten. In Bonn trat er 1926 in das Corps Borussia ein, in dem auch schon sein Vater und sein Großvater aktiv gewesen waren. Zwei Jahre später wurde er Mitglied des Corps Saxo-Borussia Heidelberg. Von 1929 bis 1932 studierte er in Königsberg und absolvierte dann eine praktische landwirtschaftliche Ausbildung in der Neumark und in Oberschlesien. Anschließend bewirtschaftete er die Besitzung Klein-Obisch bei Glogau.

Am 3. Juni 1933 heiratete der Hohenzollernprinz Dorothea von Salviati. Die Ehe galt nach dem hohenzollerschen Hausgesetz als nicht ebenbürtig. Wilhelm hatte sich für die Tochter eines Verwaltungsbeamten und einer Bürgerlichen entschieden. Dorotheas Vater, Alexander von Salviati, hatte Wilhelms Großtante Viktoria, die 1890 Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe geheiratet hatte, als Hofmarschall gedient, und Dorotheas Mutter hieß Helene Crasemann. Nolens volens verzichtete Wilhelm daher auf seine Erstgeborenenrechte. Immerhin war die Ehe glücklich. Die 1934 und 1936 geborenen Prinzessinnen Felicitas und Christa gingen aus ihr hervor.

Eine Fortsetzung der militärischen Laufbahn blieb dem Preußenprinzen in der Weimarer Zeit versagt. Bereits der Besuch eines Manövers der Reichswehr löste einen politischen Konflikt aus. Als Wilhelm 1926 als Ordonanzoffizier an einer Reichswehrübung teilnahm, folgte dem ein Konflikt zwischen der militärischen Spitze, welche die Einladung an den Prinzen ausgesprochen hatte, dem Chef der Heeresleitung Generaloberst Hans von Seeckt, auf der einen Seite und der politischen Spitze in der Person des Reichswehrministers Otto Geßler auf der anderen. Der dem Zentrum zugehörige Reichskanzler Wilhelm Marx schlug sich auf die Seite seines deutschdemokratischen Kabinettskollegen und entließ Seeckt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fand Wilhelms militärische Laufbahn dann doch noch als Reserveoffizier eine Fortsetzung. In der Wehrmacht führte er schließlich eine Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 9 in Potsdam, das die Tradition der preußischen Garde fortführte.

Unter seinen Kameraden erfreute sich Wilhelm offenkundig allgemeiner Beliebtheit. Ehrlichkeit und ein untadeliger Charakter wurden ihm ebenso nachgesagt wie Bescheidenheit. Während der Sudetenkrise wollte eine Gruppe junger Offiziere, Studenten und Arbeiter, die Kontakt zum Oppositionskreis um den Kommandierenden General des III. Armeekorps in Berlin, Erwin von Witzleben, hatte, den ältesten Sohn des Kronprinzen zum Reichsregenten ausrufen. Später sollte dann an die Stelle der Republik wieder die Monarchie treten. Wilhelm war damit einverstanden, wollte allerdings statt des Kaisertitels den Titel „König von Deutschland“ annehmen. Die von den Verschwörern erwartete Eskalation der Sudentenkrise blieb jedoch aus. Statt dessen fanden die Regierungen des Reiches und des verbündeten Italiens sowie der westeuropäischen Großmächte im Münchner Abkommen eine gütliche Einigung und die Putschpläne um Generaloberst Ludwig Beck und Oberstleutnant Hans Oster waren erst einmal vom Tisch.

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm Wilhelm als Oberleutnant der Reserve auch am Frankreichfeldzug teil. Am 23. Mai 1940 wurde der Offizier bei einem Sturmangriff nahe dem  nordfranzösischen Valenciennes an der Spitze seiner Kompanie schwer verwundet. Er wurde in ein Feldlazarett im belgischen Nivelles gebracht. Am Abend gab ihm der Divisionskommandeur sein eigenes Eisernes Kreuz I. Klasse. Drei Tage später erlag der Soldat dann seinen Verletzungen.

Obwohl Presse und Radiosendern verboten wurde, den Tod des Preußenprinzen zu vermelden und dieser nur durch Zeitungsanzeigen publik wurde, kamen 50000 Teilnehmer zur Trauerfeier in der Potsdamer Friedenskirche und der anschließenden Beisetzung im Antikentempel im Park von Sanssouci. Adolf Hitler reagierte auf diese Sympathiebekundung gegenüber einem Angehörigen des vormaligen Herrscherhauses mit dem sogenannten Prinzenerlass. Dieser untersagte allen der Wehrmacht angehörenden Mitgliedern vormals regierender Fürstenhäuser den Einsatz an der Front. 1943 erfolgte eine Verschärfung, als ihnen generell der Dienst in der Wehrmacht verboten wurde. Als Begründung wurde angegeben, dass das Dritte Reich auf den Heldenmut fürstlicher Vaterlandsverteidiger verzichten könne.           Manuel Ruoff


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren