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22.05.10 / Von der Pferdebahn zur »Elektrischen« / Das Museum Friedländer Tor in Königsberg würdigt den 115. Geburtstag der Straßenbahn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-10 vom 22. Mai 2010

Von der Pferdebahn zur »Elektrischen«
Das Museum Friedländer Tor in Königsberg würdigt den 115. Geburtstag der Straßenbahn

Vor 115 Jahren fuhr in Königsberg die erste elektrische Straßenbahn. Das Museum Friedländer Tor nahm dieses Jubiläum zum Anlass, eine Ausstellung über die Geschichte der Straßenbahn in Königsberg zu eröffnen.

Ursprünglich sollte die Ausstellung die Zeitspanne von der ersten Straßenbahn bis zur Gegenwart umfassen. Da sich aber im kommenden Jahr die Übernahme der Straßenbahn durch die Russen zum 65. Mal jährt, beschloss die Museumsleitung, an beide Jubiläen in getrennten Ausstellungen zu erinnern.

Die derzeitige Ausstellung zeigt die historische Entwicklung des Königsberger Straßenbahnnetzes vom Moment seiner ersten Inbetriebnahme bis zum Jahr 1945. Die erste Straßenbahnlinie Königsbergs ging vom Pillauer Bahnhof über die Liezentgrabenstraße und Holländer Baum bis zum Neuen Markt. Diese erste Linie diente dem Anschluss des Industriegebietes Kosse und des Hafens. Gleichzeitig wurde eine Linie vom Königstor bis zur Luisenhöhe und den Hufen eingerichtet. In den Jahren 1904/05 folgte der Bau zweier Brücken für die Straßenbahn: der Holzbrücke und der Kaiserbrücke. Schon sehr bald wurde das Streckennetz um eine Ringlinie erweitert, die die Bahnhöfe miteinander verband.

Anfang der 20er Jahre wurde ein Straßenbahndepot unter städtischer Verwaltung eingerichtet. In diesen Jahren ging das Straßenbahnsystem in Königsberg durch Höhen und Tiefen, was mit der instabilen wirtschaftlichen Lage zusammenhing. Doch in den 30er Jahren erfuhr das Straßenbahnnetz eine stürmische Entwick­lung. Viele Linien wurden von engen Straßen auf breite verlegt und verbessert. Das Netz hatte nun eine Länge von 20 Kilometern.

Durch die Bombardements im August 1944 wurde das Schienennetz schwer beschädigt. Der Straßenbahnverkehr konnte zwar noch bis zum 1. September 1944 aufrecht erhalten werden, aber nur auf der Strecke vom Nordbahnhof Richtung Westen und Richtung Süden. Anfang 1945 brach der Straßenbahnverkehr komplett zusammen. Die Russen hatten nach Kriegsende ein Interesse daran, das Straßenbahnnetz wieder aufzubauen. So begannen sie schon bald mit der Reparatur der Gleise. Die erste Nachkriegsstraßenbahn bestand aus wiederhergestellten deutschen Vorkriegswaggons. Sie fuhr zum ersten Mal am 7. November 1946.

Die Ausstellung zeigt neben Modellen der verschiedenen Straßenbahnen der Stadt auch über zwei Dutzend Fotoaufnahmen der Königsberger „Pferdebahn“, einer Vorgängerin der Straßenbahn. Waggons auf Schienen wurden meist von zwei Pferden gezogen. Feste Haltestellen gab es damals nicht. Die Passagiere zeigten dem Kutscher per Handzeichen, wenn sie zu- oder aussteigen wollten. Daneben sind Nachschlagewerke, Straßenbahnfahrkarten und Fahrpläne sowie Tafeln mit Namen und Nummern der Straßenbahnlinien zu sehen.

Bei der Ausstellungseröffnung waren Mitarbeiter der städtischen Verkehrsbetriebe „Kaliningradgortrans“ anwesend, die sowohl von der Zukunftsperspektive der Straßenbahn als auch von den Problemen erzählten, die mit weiteren Streckenstilllegungen verbunden wären. Da die meisten Strecken überwiegend Verluste einfahren, müssten entschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um diese Art des öffentlichen Personennahverkehrs zu erhalten. Jurij Tschernyschew

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Juni im Museum Friedländer Tor (Fridlandskije worota) 236004 Kaliningrad, ul. Dzerschinskogo 30, Telefon 007 (4012) 631520, E-Mail: friedlander_tor@mail.ru, zu sehen.


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