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29.05.10 / Tränen im Land des Lächelns / Thailand auf dem erneuten Weg in die Militärdiktatur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Tränen im Land des Lächelns
Thailand auf dem erneuten Weg in die Militärdiktatur

In Thailand gärt es. Doch Thaksin Shinawatra, der hinter den rebellischen Rothemden steht und sie auch finanziert, ist weit davon entfernt, der gute Erlöser zu sein.

Während sich in Hamburg und Berlin die „Randale-Kids“ oft wohlhabender Familien aus „Bock“ mit den „Bullen“ Straßenschlachten liefern, brennen auf der anderen Seite des Globus Banken, Einkaufsmeilen und öffentliche Gebäude, liegen Tote auf den Straßen und füllen Verletzte die Hospitalbetten. Was hierzulande Sumpfblüten des Wohlstandes und falsch verstandene Freiheit sind, ist in Bangkoks Straßen blutiger Ernst vor dem Hintergrund eines gigantischen Wohlstandsgefälles in diesem asiatischen Land, das auf dem Weg war, sich von einem Drittweltland- zu einem Schwellenland aufzuschwingen. Das Verlangen nach mehr Demokratie und mehr Rechten für das Volk gegenüber einer seit 20 Jahren herrschenden Oligarchie der Reichen motiviert immer wieder die Massen − trotz der Tatsache, dass ihr Land noch Ende der 80er Jahre eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaften der Welt war und als ein sogenannter „Tigerstaat“ dem Ausland Respekt abverlangte.

Nun liegen nicht nur zahlreiche Bauten in Schutt und Asche, auch die Ökonomie droht in Trümmer zu gehen. Der blühende Tourismus, neben der von Japanern dominierten Automobilindustrie (1,8 Millionen Fahrzeuge pro Jahr) einer der Hauptdevisenbringer der parlamentarischen Monarchie, versiegt angesichts der anarchischen Zustände zusehends. Zwar haben die Rädelsführer der sogenannten „Rothemden“ gegen die amtierende Regierung und ihre Sympathisanten, die „Gelbhemden“, unter der brutalen Waffengewalt des Militärs inzwischen aufgegeben und sind verhaftet worden, doch das Problem des Staates ist damit keineswegs vom Tisch. Die Lunte glüht bei der armen Bevölkerung des Nordens weiter. Neue Tumulte sind zu erwarten.

So wird es, sollte es die von den Rebellen geforderten Neuwahlen nicht geben, irgendwann wieder einmal das Militär sein müssen, das die Ordnung im Lande erzwingt, will das Staatswesen nicht ganz im Chaos versinken.

Hinter den „Rothemden“ steht neben dem Druck der Armut und der Wut auf die neue Korruption im Lande der im Exil lebende ehemalige Polizeioberstleutnant, spätere Premierminister (2001–2006) und Milliardär Thaksin Shinawatra, der dem Thai-Establishment im Wege war, weil er die Belange der Ärmeren vertrat, den Drogenbaronen den Kampf angesagt hatte und die starke Korruption im Lande bekämpfte. Dabei wurden ihm selbst Vorwürfe in dieser Richtung gemacht und es kam nicht von ungefähr, dass sich während seiner Amtszeit das Vermögen seiner Familie vervierfachte. Zeitweise galt der zwielichtige Thaksin mit seinen verschiedenen Pässen sogar als der reichste Mann in Südostasien.

Als er zunehmend autoritärer regierte, den Kommunikationskonzern „Shin Corp.“ an die staatliche Singapurer Investmentgesellschaft „Temasek Holdings Ltd“ verkaufte und bei dem Deal für sein Aktienpaket steuerfrei etwa zwei Milliarden Dollar einstrich, war das Fass voll: 2006 kam es zum Putsch durch das Militär und zu seinem gewaltsamen Sturz. Der Staat kassierte mehr als eine Milliarde Euro seines Vermögens als unrechtmäßig erworben, aus der „Forbes“-Liste der Superreichen dieser Welt wurde er gestrichen. Dennoch soll Thaksin noch fast eine Milliarde Vermögen im Rücken haben und nicht von ungefähr erhielt aus dieser Schatulle, wie in Bangkok von Aufständischen zu erfahren war, jeder Rothemdträger rund 700 Baht (17,40 Euro) pro Tag plus Verpflegung. Das liegt noch über dem Lohn eines Fabrikarbeiters. Joachim Feyerabend


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