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29.05.10 / Siam, der sanfte, wilde Tiger / Thailand: Seit Jahrzehnten herrscht immer wieder Chaos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Siam, der sanfte, wilde Tiger
Thailand: Seit Jahrzehnten herrscht immer wieder Chaos

Thailands offizielle Geschichte beginnt 1238. König Sri Inthradithya vom Stamm der Thai eroberte damals das Land Subkhothai von den Khmer und beseitigt, endgültig und bis heute deren Vorherrschaft in der Region. Vom Stamm der Mon wurde der Theravada-Buddhismus übernommen. In Europa war das Reich nur unter dem Namen Siam ein Begriff und er lebt auch heute noch in den Wortschöpfungen „siamesische Zwillinge“ und „Siamkatze“ weiter.

Das Staatsgebiet umfasste im 19. Jahrhundert das heutige Thailand, das benachbarte Kambodscha und Laos sowie Teile von Malaysia, das sich Myanmar nennende Birma und Vietnam. Die heutigen Thais sind erst im 12. Jahrhundert vermutlich aus Südchina über die Flüsse Mekong und Irrawaddy  eingewandert. Die ersten Europäer, die vom fernen Siam als dem Land des Lächelns schwärmten, waren Portugiesen nach ihrer Eroberung des später als Piratennest bekannt gewordenen Malakka im Jahr 1511. Erst 1939 setzte der Diktator Pibun Songkhram den offiziellen Namen Thailand durch, da Siam eine Bezeichnung sei, die fast nur von Kolonialmächten benutzt werde.

Das „Goldene Zeitalter“ nach 1688 brachte einen regen Handel mit China, Persien und Arabien. 1767 eroberte Burma die damalige Hauptstadt Ayutthaya, später gewann sie der chinesischstämmige General Taksin zurück, schaffte das Gottkönigtum ab und eroberte Laos, brachte von dort den Smaragd-Buddha mit, eines der größten Heiligtümer dieses Glaubens, und vergrößerte den Einfluss in Kambodscha. Unter Rama I. begann 1782 die Restauration des Königtums. Gleichzeitig wurde sein Sitz nach Rattanakosin verlagert, dem heutigen Bangkok. Rama IV. schließlich ging den Gebietsansprüchen der Europäer geschickt aus dem Weg und öffnete das Land westlichen Naturwissenschaften. Im sogenannten Bowring-Vertrag wurde England eine Meistbegünstigungsklausel in Handelsfragen eingeräumt, später wurden ähnliche Abkommen mit anderen Mächten geschlossen, so 1862 mit Graf Friedrich zu Eulenburg für Preußen.

Die folgenden Jahre prägten erbitterte Auseinandersetzungen Frankreichs mit England um den Einfluss in Vietnam, Burma und Kambodscha. Siam verlor trotz der Gründung des „Korps der Wilden Tiger“ seine Ansprüche an Vietnam, Kambodscha und Burma, blieb jedoch unabhängig. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, entschloss sich Siam zur Neutralität. Als Folge der Weltwirtschaftskrise kam es 1932 zu einem Staatsstreich und der König musste sich einer Verfassung unterwerfen.

Das war der Beginn der noch heute geltenden konstitutionellen Monarchie. Im Zweiten Weltkrieg musste das Land einen Bündnisvertrag mit Japan schließen, der zur Kriegserklärung gegen Großbritannien und die USA führte. Dennoch wurde Thailand nach dem Krieg in die Vereinten Nationen aufgenommen. 1946 übernahm der heutige König Bhumibol die Thronfolge. Seither jagt ein Putsch, ein Wechsel von Militärdiktatur zu parlamentarischer Demokratie den anderen, einem Tiger gleich, der nicht zur Ruhe kommt.  Joachim Feyerabend


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