© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Neu nachdenken
von Konrad Badenheuer

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft gehört zu denjenigen Kräften unter den Vertriebenen, die nach wie vor einen auch politischen Gestaltungsanspruch vertreten. Dieser Anspruch ist zutiefst versöhnlich und europa-konform, er verlangt nichts Unmögliches, aber er geht doch über die bloße Kulturarbeit deutlich hinaus.

Liest man die Reden des Sudetendeutschen Tages unter diesem Blickwinkel, dann ist eine gewisse Ratlosigkeit unverkennbar. Soll wirklich eine Reise des Bayerischen Ministerpräsidenten nach Prag in Begleitung von Repräsentanten der Sudetendeutschen einen Durchbruch bringen können? Ist vergessen, dass auch Edmund Stoiber unter diesen Bedingungen immer bereit war, nach Prag zu reisen, dass aber in seiner langen Amtszeit keine tschechische Regierung willens war, ihn unter diesen Umständen zu empfangen? Selbst wenn es diesmal anders kommen sollte (am 28./29. Mai ist dort Parlamentswahl) – was kann eine solche Reise bestenfalls bringen?

Wem so wenig reale Optionen bleiben wie der Spitze der Sudetendeutschen und wer dabei so sehr auf Europa setzt, wäre womöglich gut beraten, neu über einen Beitritt zur Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen (EUFV) nachzudenken.