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29.05.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-10 vom 29. Mai 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,           

liebe Familienfreunde

„ab und an, wenn ich in die Stadt komme, kaufe ich mir die Preußische Allgemeine Zeitung und lese besonders gern das Ostpreußenblatt“, schreibt Frau Johanna Kühner aus Heuchelheim. So begrüße ich herzlich unsere neue Leserin und hoffe, dass sie uns auch weiter treu bleibt. Wir bieten ihr ja mit unserer Ostpreußischen Familie jede Woche ein Stück Heimat, denn Frau Kühner stammt aus Ostpreußen. Sie wurde 1935 in Hohenstein geboren und hat dort mit ihrer Familie bis zur Flucht gewohnt. Mit dem Abschied von der Heimat verbindet sie eine Frage, deren Beantwortung für sie sehr wichtig ist, denn sie benötigt sie für ihre Lebensgeschichte. Am 19. Januar 1945 musste Johanna Kühner mit Mutter und Geschwistern ihren Wohnort verlassen. Es war der erste Flüchtlingstransport aus Hohenstein, und er kam anscheinend auch ohne gravierende Zwischenfälle bis Berlin durch. Zwar hat Frau Kühner noch Erinnerungen an die Flucht, denn sie war ja fast zehn Jahre alt, aber sie weiß nicht, wie lange sie unterwegs waren. Sie hofft nun, in unserer Familie Zeitzeugen zu finden, die ebenfalls mit diesem ersten Transport aus Hohenstein flüchteten und etwas älter als sie sind, so dass sie sich an die Dauer der Fahrt erinnern können. Ich glaube, dass Frau Kühner auf klärende Antworten hoffen kann, da mit den ersten Transporten vor allem Mütter mit Kindern in Sicherheit gebracht werden sollten, es also noch Zeitzeugen geben dürfte. (Johanna Kühner, Breite Straße 13 in 67259 Heuchelheim, Telefon 06238/690.)

Aus Königsberg stammt auch Frau Rosmarie Zantow aus Fassberg – dort wurde sie 1942 geboren und hat mit ihrer Familie bis zur Flucht auf dem Tragheim 24 gewohnt –, und obgleich sie als Dreijährige ihre Geburtsstadt verlassen musste, beschäftigt sie sich sehr mit ihrer Heimat und damit auch mit der Fliegerei in Ostpreußen. Da Frau Zantow auch Segelfliegerin ist, interessiert sie besonders das Segelfliegerparadies Rossitten und das nun auch aus dokumentarischen Gründen. Die Fluglehrerin arbeitet für die Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte (GBSL) e. V. die Geschichte von „Anfang und Ende des Segelfluges auf der Kurischen Nehrung“ auf und benötigt dafür sichere Informationen. Es geht vor allem um die Frage: Wann waren auf der Vogelwiese in Rossitten die ersten Hüpfer mit Gleitern? Frau Zantow meint, dass es diese wahrscheinlich erstmals zwischen 1908 und 1914 gegeben hat und dass dort in jenen Jahren sogar mit ersten motorgetriebenen Flugzeugen geflogen wurde. Sie schreibt: „Aus alten Briefen geht hervor, dass sogar eine asphaltierte Landebahn von 800 Metern Länge und 15 Metern Breite vorhanden war. Vor dem Ersten Weltkrieg soll es dort ein militärisches Barackenlager der Reichsluftwaffe gegeben haben. Leider gibt es keine sicheren Informationen darüber, sondern nur Berichte von Zeitzeugen, die jedoch keine genauen Angaben beinhalten und die auch nicht mehr befragt werden können, weil sie nicht mehr leben. Sicher ist, dass der Segelflug dort 1922 begonnen hat und im Januar 1945 beim Vormarsch der Roten Armee sein Ende fand.“

Die führende Persönlichkeit in der Entwicklung und dem Aufbau des Segelflugs in Rossitten war Ferdinand Schulz. Der „fliegende Lehrer aus Ostpreußen“ – er stammte auch aus einer Lehrerfamilie, wurde 1892 als ältestes von zwölf Kindern eines Volkschullehrers in Waldensee, Kreis Rößel geboren – erzielte seinen ersten großen Weltrekord im Dauerflug am 11. Mai 1924 auf der Kurischen Nehrung. Acht Stunden und 42 Minuten blieb Schulz mit seiner berühmten „Besenstielkiste“ in der Luft, die ihren Namen zu Recht trug, denn es handelte sich um einen verspannten Hochdecker, bei dem die Steuerknüppel tatsächlich Besenstiele waren. Von da an reihte sich Erfolg an Erfolg. 1926 wurde Schulz für den Dienst als Segelfluglehrer in Rossitten beurlaubt. Als der Motorflug für Deutschland wieder freigegeben wurde, war Schulz als einer der ersten dabei. 1928 als Volksschullehrer nach Marienburg versetzt, wurde er „Chefpilot“ des dortigen Westpreußischen Vereins für Luftfahrt e. V. Und „Marienburg“ hieß auch der Hochdecker, mit dem der erst 36-Jährige nur ein Jahr später in Stuhm tödlich verunglückte. Hier schließt eine zweite Frage von Frau Zantow an. Parallel zu dem erwähnten Westpreußischen Verein gab es den „Ostpreußischen Verein für Luftfahrt zu Königsberg e. V.“ Über diesen besitzt Frau Zantow keinerlei Unterlagen und nun hofft sie, über dessen Gründung aus unserem Leserkreis Informationen zu erhalten. Wir freuen uns natürlich, dass wir zu dieser kulturhistorischen Arbeit beitragen können, in der die Bedeutung Ostpreußens auf diesem Gebiet der Fliegerei dokumentiert wird. (Rosmarie Zantow, Pappelallee 48 in 29328 Faßberg.)

Auch im nächsten Fall könnten unsere kulturell interessierten Leserinnen und Leser weiterhelfen, obgleich er sehr speziell ist. Die Anfrage kommt von Herrn Hagen Rittel aus Spremberg. Seit Jahren recherchiert er über den möglichen Hintergrund der Bücher „Hundenächte“ und „Das Brandmal“ von Karl Plönges, allerdings mit mäßigem Erfolg, wie er zugeben muss. Herr Rittel steht bereits in Kontakt mit einigen Städten und Verlagen, zu denen Karl Plönges in irgendeiner Weise Bezug hatte. Es geht ihm aber in der Frage, die er an uns richtet, um die Beziehung zu Ostpreußen in diesen Werken. Wer die Bücher gelesen hat und glaubt, Herrn Rittel auf diesem literarischen Gebiet weiterhelfen zu können, wende sich bitte an den Fragesteller. (Hagen Rittel, Eichenallee 37 in 03130 Spremberg OT Haidemühl, Telefon 03563/348147, Fax 03563/­348148.)

Noch immer habe ich ein Foto von Frau Ute Eichler aus Hamburg in meiner Bildermappe, das ich längst bringen wollte, aber dann hatten andere Aufnahmen den Vorzug, weil sie zu dem jeweiligen Textbeitrag passten – nun kann ich mein Vorhaben endlich verwirklichen, denn sie hat sich erneut mit verschiedenen Fragen an mich gewandt. Zuerst einmal zu dem Foto, das Frau Eichler in ihrem Ostpreußenkleid zeigt. Vor einem Jahr erfüllte sich für sie damit ein Traum, wie sie damals schrieb. Sie, die „Ostpreußin aus Liebe“, wie die Hamburgerin sich selbst bezeichnet, baute Archiv und Heimatsammlung der Kreisgemeinschaft Lötzen in der Patenstadt Neumünster mit auf und erweitert die Dokumentation ständig. Als Ute Eichler im vergangenen Frühling an einem Lötzener Schülertreffen teilnahm, lernte sie Frau Edith Huwe kennen. Sie erzählte der Vogtländerin, die mit einem Ostpreußen verheiratet ist, von ihrem Wunschtraum, einmal die Besucher der Heimatsammlung in einem ostpreußischen Trachtenkleid begrüßen zu können. Was Frau Eichler nicht wusste: Frau Huwe ist Schneidermeisterin und hat lange Jahre die Trachtennäherei, vor allem das Zuschneiden, in den Werkwochen geleitet. Sie sah die überraschte Frau Eichler an und sagte kurz: „Das wird was!“ Und es wurde was, nämlich das schöne, meisterlich gearbeitete grüne Ostpreußenkleid mit den Bernsteinknöpfen, das Ute Eichler nun voller Stolz trägt. Sie schrieb dazu überglücklich: „Erzählen wir unsere Wunschträume: Manchmal geschehen dann Wunder, und sie werden wahr.“

Um Wunschträume geht es in dem aktuellen Schreiben von Frau Eichler nicht, auch nicht um Wunder, aber wenn die – nicht einfachen – Fragen erfüllt würden, wäre das für die Lötzener Heimatsammlung schon sehr wichtig. Frau Eichler schreibt: „In unseren Archivalien befinden sich zwei von Pfarrer Gerhard Modersitzki aus Groß Stürlack, Kreis Lötzen verfasste Rundbriefe. Sie sind durch die große Zahl der darin genannten Namen und Schicksale heute von besonderer Bedeutung. Der Rundbrief Nr. 2 wurde im Juli 1946 von Hamburg aus verschickt. Rundbrief Nr. 3 folgte im Dezember 1946. Die Frage an die Ostpreußische Familie lautet: Ist noch jemand im Besitz des Rundbriefes Nr. 1 und kann eine Kopie zur Verfügung stellen? Gab es einen Rundbrief Nr. 4, eventuell sogar weitere dieser wichtigen Schreiben? – Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen, ist auch mein Anliegen, das ich mit einer weiteren Frage vorlege. Es geht um Franz Ewald Wilhelm Tiesler, *22. März 1874. Landesfinanzpräsident zu Königsberg in Preußen. Zu seinem Lebensweg finden sich detaillierte Angaben im Deutschen Geschlechterbuch, Band 68. Aber: wann ist Franz Tiesler gestorben? Er führte eine kinderlose Ehe mit Elsa van Hoorn aus Leer. Die Ehefrau verstarb vermutlich 1934 in Königsberg, ihr Mann hat 1927 noch gelebt. Über diesen Zeitpunkt hinaus reichende Informationen sind nicht bekannt. Wer weiß etwas?“ Das sind die neuen Fragen von Frau Eichler, zu denen auch noch eine dritte gehört. Aber hier versuche ich selber zu recherchieren, da das darin angeschnittene Thema für unsere gesamte Familienarbeit von Bedeutung ist (Ute Eichler, Bilenbarg 69 in 22397 Hamburg, Telefon 040/6083003, Fax 040/60890478, E-Mail: Avus.Eichler@freenet.de)

Auf dem kürzlich stattgefundenen Bärwalde/Samland-Treffen berichtete ein Teilnehmer über seine bisher erfolglose Suche nach seinen drei Schwestern, von denen er seit der Kindheit nie wieder etwas gehört hat. Die Angelegenheit konnte natürlich nicht geklärt werden, es gab anscheinend auch keine Hinweise, die weiterhelfen konnten. Bis auf einen: unsere Ostpreußische Familie! Das war wohl der Vorschlag von Herrn Dietmar Wrage, dem langjährigen Freund und Mitdenker unserer Familie. Er übersandte uns die Bitte von Herrn Heinz Kowski aus Oberhausen, und wir wollen sie gerne an unseren Leserkreis weiterleiten in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch einige brauchbare Hinweise ergeben. Heinz Kowski stammt aus schwierigen Familienverhältnissen, die Ehe seiner Eltern Otto und Charlotte Kowski scheiterte trotz mehrfacher Bemühungen immer wieder, so dass die Kinder in Heime oder zu Pflegeeltern gegeben wurden. Der Wohnsitz der Familie Kowski war in Königsberg, Schweizer Grund 12. Väterlicherseits stammte die Familie aus Palmnicken. Der Vater Otto Kowski, am 12. Februar 1902 dort geboren, hatte zwei Brüder und eine Schwester. Diese, eine verheiratete Pfeifer, wohnte Nasser Garten 12 in Königsberg. Mutter Charlotte, geborene Buttgereit, hatte sechs Brüder und drei Schwestern. Namentlich bekannt sind zwei von ihnen: Martha Lau und Gertrud Hüge. Die Familie Hüge betrieb auf dem Alten Garten in Königsberg einen Kohlenhandel. Sohn Harry, *1926, arbeitete dort auch.

Die Kinder des Ehepaares Kowski dürften kaum Beziehung zu diesen Verwandten gehabt haben, da sie nicht in Königsberg blieben. Heinz Kowski, als ältestes Kind am 3. Februar 1926 in Königsberg geboren, kam als Pflegesohn zum Landwirt Kreutzberger nach Bärwalde. Seine Schwester Ellen, *10. August 1927 in Königsberg, lebte seit 1942 in einem Kinderheim in Johannisburg, war also schon älter, als sie in das Heim kam. Die jüngeren Schwestern Eva, *24. Juni 1930, und Helga, *7. Dezember 1931, kamen zu Pflegeltern in Glommen, Kreis Preußisch Eylau, Helga zur Familie Ferber. Eigenartig ist, dass die vier Kinder am 24. Dezember 1932 gemeinsam in der Königsberger Lutherkirche getauft wurden. Heinz Kowski hat nie etwas von seinen Geschwistern und Verwandten gehört. Er selber hat nicht geheiratet, wohnt bei der Familie Duesing in Oberhausen. Die Ungewissheit über das Schicksal seiner Angehörigen hat den heute 84-Jährigen wohl ein Leben lang nicht zur Ruhe kommen lassen. Vielleicht gibt es jetzt etwas Aufklärung über das Leben und Schick­sal seiner Schwestern und das der hier genannten Verwandten. Es ist ja auch möglich, dass ehemalige Königsberger, die im Schweizer Grund gewohnt haben, sich an die Familie Kowski/Buttgereit erinnern, zumal die Großeltern von Heinz Kowski dort auch in Nr. 8 wohnten. Dieser in sich geschlossene, weitläufige Platz auf dem Oberhaberberg war von Schweizern besiedelt worden, die ihre Häuser in der heimischen Bauweise errichtet hatten. Sie boten einen für Königsberg ungewöhnlichen Anblick. Dies als kleiner Weiser für den Weg in die Vergangenheit, der helfen könnte, sich an die ehemaligen Bewohner zu erinnern. Wir hoffen mit Herrn Kowski und Herrn Wrage, dass sich irgendwelche Hinweise ergeben. (Heinz Kowski, Oskarstraße 38 in 46149 Oberhausen, Telefon 0208/643435.) Eure Ruth Geede


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