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05.06.10 / Deichbau vernachlässigt / Polen hat bereitgestellte EU-Mittel nur zum Teil abgerufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-10 vom 05. Juni 2010

Deichbau vernachlässigt
Polen hat bereitgestellte EU-Mittel nur zum Teil abgerufen

Nach 1997 waren sich alle Oder-Anrainer in Deutschland, Polen und Tschechien einig: Effizienter Hochwasserschutz ist nur gemeinsam zu stemmen. Seitdem wurden viele Projekte zum Hochwasserschutz durch die Europäische Union gefördert. Allein das Darmstädter Unternehmen „Infrastruktur & Umwelt“ hat insgesamt sechs namhafte Projekte und Förderanträge (unter anderem OderRegio) mit einem Volumen von insgesamt zirka 65 Millionen Euro entwickelt. Doch wie es um den Hochwasserschutz an Oder und Weichsel bestellt ist, zeigen die Bilder der vergangenen Tage. Reißende Fluten, überschwemmte Wohngebiete, zerstörte Brücken, geborstene Deiche. Sogar 15 Menschenleben forderte das Hochwasser in Polen.

Während das Land Brandenburg seit 1997 218 Millionen Euro in den Flutschutz investiert hat und 90 Prozent von 170 Kilometern Oderdeich saniert sind, ist auf polnischer Seite weniger geschehen. Zwar wurden seit der Hochwasserkatastrophe von 1997 viele Deiche mit moderner Technik grundlegend erneuert, doch blieben auch viele im Oderprogramm beschriebenen Maßnahmen aus, vor allem die präventive Hochwasservorsorge durch den Bau von Rückhaltebecken und Polderflächern, also tiefer gelegenen Wiesen. Die schlesische Hauptstadt Breslau etwa hat immer noch dieselben alten Hochwasserschutzvorrichtungen wie 1997, als die Stadt zu 30 Prozent unter Wasser stand. Im oberschlesischen Oppeln hingegen funktioniert der Hochwasserschutz. Wälle, Schleusen, und Entlastungskanäle wurden gebaut, neue Dämme schützen vor Überschwemmungen. Im März deckte Polens Oberste Kontrollbehörde (NIK) erhebliche Defizite im präventiven Hochwasserschutz auf und bemängelte, dass Polen vom Ausland bereitgestellte Mittel nicht effizient ausschöpfe. Von rund 344 Millionen Euro der Weltbank habe Polen bis Ende 2008 nur 0,69 Prozent abgerufen. Die Gemeinden interessierten sich nicht für die Lagepläne über besonders hochwassergefährdete Grundstücke, so dass viele Häuser weiter viel zu nah an den Flüssen gebaut würden.

Seltsam ist zudem, dass in deutschen Medien oft nur noch polnische Namen verwendet werden. Von Warta statt Warthe ist die Rede, Gliwice statt Gleiwitz, Schlesien kommt fast überhaupt nicht mehr vor. Dabei wird die polnische Hauptstadt durchgehend Warschau und nicht Warszawa genannt. MRK


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