24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.06.10 / Sehnsucht nach der Ferne / Ausstellung im Park Sanssouci zeigt Reise-Plakate aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-10 vom 05. Juni 2010

Sehnsucht nach der Ferne
Ausstellung im Park Sanssouci zeigt Reise-Plakate aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Reiselust und Fernweh in Plakaten der 1920er bis 1950er Jahre sind derzeit in einer Ausstellung im Park Sanssouci zu sehen. „Reiseplakate sind Bildbotschafter, die Fernweh widerspiegeln, verstärken – und schließlich als bunte Verkaufshelfer für konkrete Reiseziele und Verkehrsmittel werben sollen. In der für die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2010 neu kuratierten Ausstellung stehen originale Plakate, die zu Reisen nach exotischen Traumzielen von Mexiko bis Indochina verführen sollten, neben Werbeplakaten moderner Reiseverkehrsmittel, Gegenständen des Reisealltags und grandios und ehrgeizig gestalteten Prospekten und Zeitschriften-Titeln“, erläutern die Ausstellungsmacher. Als elektronische Werbemedien noch kaum vorhanden waren, sah das Plakat seine Glanzzeit. Plakatmaler wurden zu gestalterischen Höchstleistungen angetrieben. Die Exponate aus einer Privatsammlung zeigen heute abenteuerlich anmutende Verkehrsmittel wie Zeppeline und Stromlinienzüge. Schnittige Kreuzfahrtschiffe oder damals für den privaten Gebrauch seltene Flugzeuge riefen ebenfalls den Hang zum Luxus hervor.

Nicht immer ging es luxuriös zu beim Reisen, oft aber abenteuerlich. Wer reist, kann immer etwas erzählen. Die früheste gedruckte Sammlung von Reiseberichten „Paesi Novamente Retrovati Die Neugefundenen Länder“ erschien 1507 in Italien und enthielt Mitteilungen über die Reise Vasco da Gamas nach Indien sowie Berichte über die Entdeckungen Brasiliens, Guayanas und Venezuelas sowie über die Erforschung des Ama-zonas-Deltas.

Der Danziger Georg Forster (1754–1794), der im Alter von 17 Jahren seinen Vater Johann Reinhold Forster auf der zweiten Weltumsegelung James Cooks begleitete und dabei Neuseeland und die Südsee kennenlernte, veröffentlichte bald nach seiner Rückkehr 1775 seine Erlebnisse dieser drei Jahre. Auch mit seinen „Ansichten vom Niederrhein“, erschienen 1791 in der Vossischen Buchhandlung Berlin, erwarb sich Forster einen Nachruhm, der bis in unsere Tage wirkt. Darin beschreibt er in Tagebuchform die Erlebnisse auf einer Reise im April, Mai, Juni 1790, die ihn von Brabant, Flandern und Holland bis nach England und Frankreich führte. Auch Bogumil Goltz (1801–1870), der seit 1847 als freier Schriftsteller in Thorn lebte, bereiste die Welt. Er kam bis nach Ägypten (1849) und veröffentlichte vier Jahre später seine Reisebilder „Ein Kleinstädter in Ägypten“. Einen Namen als Reiseschriftstellerin machte sich die in Danzig geborene Johanna Schopenhauer (1766–1838). Mit ihren Schilderungen der Fahrten nach England und Frankreich (1803–1805) begeisterte die Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer ein großes Publikum. Nicht zuletzt angeregt durch Goethes „Italienische Reise“ zog es den Neidenburger Ferdinand Gregorovius (1821–1891) nach Italien. 1852 bereiste er zum ersten Mal „das Land, wo die Zitronen blühen“; 1854 zog es ihn zunächst nach Korsika. Mit der Beschreibung dieser Mittelmeerinsel begründete er sein literarisches Schaffen, dessen Krönung die Veröffentlichung der „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ war. 1876 wurde der Ostpreuße für diese Arbeit zum Ehrenbürger der Stadt Rom ernannt. Seine „Wanderjahre in Italien“ sind der Italienreise Goethes durchaus ebenbürtig. Silke Osman

„Sehnsucht nach der Ferne“ ist bis zum 27. Juni in der Turmgalerie, An der Orangerie 1, Potsdam, dienstags bis sonntags von 10 bis 17.30 Uhr zu sehen, Eintritt: 2 Euro für Turmaufstieg und Galeriebesuch.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren