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12.06.10 / Warschau bestimmt mit / Polnische Lehrer sollen in Berlin »Heimatkunde« unterrichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-10 vom 12. Juni 2010

Warschau bestimmt mit
Polnische Lehrer sollen in Berlin »Heimatkunde« unterrichten

Eine Polnischlehrerin aus Warschau wird ab dem Schuljahr 2010/2011 an drei Berliner Schulen rund 600 Schüler unterrichten. Im Rahmen des ausdrücklich als Pilotprojekt vorgesehenen Lehrauftrags wird erstmals eine Lehrkraft, die vom polnischen Staat bezahlt wird, an Berliner Schulen ihre Muttersprache sowie „Landeskunde“ unterrichten. Berlin übernimmt die Kosten für Versicherung und Wohnung der Pädagogin.

Auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Senats und der polnischen Botschaft im Berliner Rathaus gab die Staatssekretärin für Bildung, Claudia Zinke (SPD), der Hoffnung Ausdruck, dass das Pilotprojekt bald möglichst auch von anderen deutschen Bundesländer übernommen werde.

An der Robert-Jungk-Oberschule, einem der drei künftigen Einsatzorte, wissen die Lehrer indes noch nichts von ihrer neuen Kollegin. „Das haben wir nur der Presse entnommen“, sagt der stellvertretende Direktor. Auch über neue Inhalte ist demnach nichts bekannt. Als Europaschule bietet die Einrichtung in zwei Klassen pro Jahrgang Unterricht in polnischer Sprache an. Dabei werden auch Fächer wie Geschichte auf Polnisch unterrichtet. Dies übernahmen bisher aus Sondermitteln finanzierte Muttersprachler im Dienste Berlins. Die neue Kollegin soll sie „ergänzen“.

Anders sind die Planungen für den Einsatz der neuen Lehrkraft an der Gabriele-von-Bülow-Oberschule. Dort betont man den begleitenden Charakter der neuen Lehrerin aus Warschau. Sie wird dort unmittelbar für den Unterricht im Fach Polnisch eingesetzt. Die bisherigen Lehrer machen in diesem Fach unverändert weiter. Bilingualen Unterricht, also Unterricht auf Polnisch in anderen Fächern, gibt es dort nicht, dennoch erhoffe man sich neue „Akzente“. Schulleiter Ulrich Entz: „Natürlich geht es auch um das spezifisch polnische Geschichtsverständnis, aber auch beispielsweise um die polnische Küche oder das Schulsystem.“

Nicht nur polnische Geschichte, sondern Geschichte aus polnischer Sicht steht nach diesen Worten auf dem Lehrplan. Wie und ob die Vertreibungsgebiete in dabei nicht immer unproblematischer polnischer Interpretation thematisiert werden, lässt sich bisweilen noch nicht erkennen. Dies dürfte aber zu einem Gradmesser für die Qualität des seitens der Schulen als Bereicherung gesehenen neuen Lehraufgebots aus Warschau werden. SV


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