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12.06.10 / Schätze aus Oppeln im Westen / Exponate der Bibliothek »Emanuel Smolka« in Koblenz und Ratingen zu besichtigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-10 vom 12. Juni 2010

Schätze aus Oppeln im Westen
Exponate der Bibliothek »Emanuel Smolka« in Koblenz und Ratingen zu besichtigen

Oppelns wissenschaftliche Universalbibliothek „Emanuel Smolka“ hat Panoramen schlesischer Städte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert aus ihren Beständen auf Wanderschaft in die Bundesrepublik geschickt.

Die Bibliothek „Emanuel Smolka“ hat in der Hauptstadt der Woi­wodschaft Oppeln (Opole) die Funktion einer Landesbibliothek. Sie führt auch die sachliche Aufsicht über das Netz der öffentlichen Kommunalbüchereien in der Woi­wodschaft. 1951 nahm sie ihre Tätigkeit auf. Die Bibliothek besitzt eine große Sammlung mit wertvollen Altdrucken. Einige Ansichten sind nun in die Bundesrepublik gekommen, wo sie in Partnereinrichtungen ausgestellt werden. Noch bis zum 30. Juni sind sie im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz in Koblenz zu sehen, anschließend im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen (Hösel).

Für die Ausstellung sind Städtepanoramen aus dem 15. bis 19. Jahrhundert ausgewählt worden. Sie zeigen schlesische Städte als Spiegelbild architektonischer und struktureller Vielfalt.

Die ältesten Ansichten schlesischer Städte erschienen in der Weltchronik von Hartmann Schedel. Das Werk wurde 1493 bei Anton Koberger in Nürnberg herausgegeben. Es beschränkte sich auf wichtige Städte, die auch ökonomisch oder religiös-historisch eine Rolle spielten. Daraus ist ein Farbholzschnitt mit der Ansicht der Stadt Neisse (Nysa) zu sehen – das Herzstück der Bestände der Öffentlichen Woiwodschaftsbibliothek.

Aus dieser frühen Zeit werden in der Ausstellung weitere Schätze präsentiert, beispielsweise die auf einem Blatt erschienenen Panoramen von Neiße und Liegnitz aus dem sechsbändigen Werk von Georg Braun und Frans Hogenberg „Civitates Orbis Terrarum“ (1572–1617) sowie ein Kupferstich von Georg Hayer mit der Ansicht von Breslau aus dem Werk „Breslographia“.

1650 kam die „Typographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae“ von Matthäus Merian (1593–1650) heraus. Aus diesem bedeutenden Werk werden in der Ausstellung Panoramaansichten und Perspektivpläne präsentiert. Merian ist bis heute besonders durch seine Ansichten aus dem Theatrum europeum ein hauptsächlich in Nachdrucken präsenter Künstler. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war er eine der prägenden Gestalten der Buch- und Illustrationsgeschichte.

Zu den wichtigsten Landschaft- und Architekturzeichnern Schlesiens Ende des 19. Jahrhunderts zählt der schlesische Maler und Zeichner Theodor Blätterbauer (1823–1906). Er schuf Hunderte von Zeichnungen und Aquarellen mit zumeist romantisch empfundenen Ansichten schlesischer Städte und Landschaften. Der dokumentarische Wert seiner Stahlstiche, Lithographien und Holzschnitte diente als Illustrationen für bedeutsame Bildwerke wie Alexander Dunckers groß angelegte Edition zu den ländlichen Wohnsitzen der preußischen Aristokratie oder Franz Schrollers dreibändige Ausgabe über Schlesien. In den Beständen der Öffentlichen Woiwodschaftsbibliothek befinden sich viele Grafiken Blätterbauers. In der Ausstellung werden ausgewählte Arbeiten des Künstlers vorgestellt.           

PAZ

Im 19. Jahrhundert gab es mehr regionale Werke. Zu jener Zeit wuchsen die Städte als Folge der Industrialisierung. In der Druckgraphik dominieren Ansichten im Stil der Romantik. Die Künstler schufen ein idealisiertes Abbild von Industrie und Stadtlandschaft. Die negativen Auswirkungen der fortschreitenden Industrialisierung wurden erst später wahrgenommen. Dennoch hilft dieser Rückblick, denn er lässt uns vergleichen und erkennen, was von der Vergangenheit erhalten blieb.

Die historische Entwicklung der schlesischen Städte lässt sich durch die ausgestellten Ansichten gut verfolgen. Deutlich werden auch die Parallelen, die die Städte in ihrer Entwicklung untereinander aufweisen. In den Stadtansichten spiegelt sich die wechselvolle Geschichte Schlesiens insgesamt wider. PAZ

Nähere Informationen sind erhältlich beim Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Bahnhofplatz 14, 56068 Koblenz, E-Mail: info@lbz-rlp.de, Internet: www.lbz-rlp.de, sowie beim Oberschlesischen Landesmuseum, Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen, E-Mail: info@oslm.de, Internet: www.oslm.de

Mit der Entwicklung der Grafikkunst Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Stadt als ein eigenständiges Darstellungsthema entdeckt. Es war auch die Zeit von immer weiteren Reisen, der bahnbrechenden Entdeckung Amerikas. Diese Entdeckungen erforderten exakte geografische Beschreibungen der Städte und Länder, die durch Karten und Ansichten illustriert wurden.


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