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19.06.10 / Läuft der Euro Amok? / Studienzentrum Weikersheim zeigt Alternativen für Deutschland auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Läuft der Euro Amok?
Studienzentrum Weikersheim zeigt Alternativen für Deutschland auf

Der Geist des Ortes und das freie Wort versprechen Erquickung, wenn das christlich-konservative Studienzentrum Weikersheim zum Jahreskongress lädt. Dem folgten nun wieder knapp 150 Interessierte ins Kloster Schöntal. Die ehemalige Zisterzienserabtei im Jagsttal atmet den Geist des alten Europas nicht minder als Schloss Weikersheim. Dort war schon am Vorabend Jung-Weikersheim zu einem Seminarabend zusammengekommen. Stefan Winckler würdigte Gerhard Löwenthal als herausragenden Journalisten, dessen unbestechlich-unabhängige Analysen Feindschaft sowohl von Linken als auch von Rechtsextremisten auf sich gezogen hätten. Die Lücke, die das von ihm jahrelang geleitete ZDF-Magazin hinterlassen habe, klaffe noch immer.

Am Sonntag lenkte zunächst der Historiker Alexander Demandt getreu dem Weikersheimer Wahlspruch „Keine Gegenwart und Zukunft ohne Herkunft“ den Blick zurück, um heute wirksame Visionen und Illusionen als solche zu identifizieren. Die Geschichte mahne gegenüber dem Glauben zur Vorsicht, die gegenwärtige staatliche Ordnung sei ewig. Demandt kritisierte den Fortschrittsglauben unserer Tage. Das Zeitalter der Hochkulturen sei in der Menschheitsgeschichte bislang nur eine Episode. Der Systemfehler des Kapitalismus sei die Verschwendung und der Zwang zum ewigen Wachstum. Georg Friedrich Kempter knüpfte an diese Perspektive an und führte durch die bewegte Geschichte des Klosters Schöntal, die sich als Abbild europäischer Geistesgeschichte seit dem Mittelalter lesen lässt. Vergangenheit und Zukunft hingen zusammen wie Wurzel und Stamm. Weikersheim wolle geistige Vorbereitung für den Umbruch leisten, betonte der Denkmalpfleger.

Dietrich Murswiek, Staatsrechtslehrer an der Universität Freiburg, von dem berichtet wird, er habe 1970 beim Treffen des DDR-Ministerratsvorsitzenden Willi Stoph mit Bundeskanzler Willy Brandt die DDR-Flagge vom Mast entfernt, wandte sich gegen Tendenzen, wonach als Euroskeptiker und Antieuropäer abqualifiziert wird, wer den europäischen Zentralismus kritisiere. Das von Murswiek als Vertreter Peter Gauweilers maßgeblich erstrittene Lissabonurteil des Bundesverfassungsgerichts sei ein Meilenstein. Es bremse die Tendenz zu gleich einem Ölteppich sich ausbreitenden EU-Kompetenzen. Zwar dürfe die Bundesrepublik in einem europäischen Bundesstaat aufgehen; diese Entscheidung sei nun aber der Routine der Politik entzogen und bedürfe einer Entscheidung des deutschen Volkes, das allein Subjekt der demokratischen Legitimation bleibe.

Der Währungswissenschaftler Wilhelm Hankel warnte, der Euro liege auf dem Sterbebett, auch von dort aus könne er aber noch einen Amoklauf starten. Die Erfüllung nationaler Aufgaben sei wichtiger als der Erhalt der Gemeinschaftswährung. Die aktuellen Rettungsmaßnahmen aus Steuermitteln kämen nur den Banken als Gläubigern der Schuldenstaaten zugute. Sparguthaben wären schon über die Einlagensicherung geschützt. Deutschland solle aus der Eurozone austreten.

Es wäre dem Studienzentrum zu wünschen, wieder stärkeren politischen Einfluss zu gewinnen – auf die CDU, der Weikersheim traditionell eng verbunden ist, und die Gesellschaft insgesamt. Johannes Keßner


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