© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-10 vom 19. Juni 2010

Landesmütterlich
Vor zehn Jahren starb Christiane Herzog

So wie Mildred Scheel gegen den Krebs und Veronica Carstens gegen die Multiple Sklerose kämpfte Christiane Herzog gegen Mukoviszidose. Im Gegensatz zu den Ehefrauen der Bundespräsidenten Karl Carstens und Walter Scheel war die Frau von Roman Herzog keine Ärztin. Vielmehr hat die am 26. Oktober 1936 in München geborene Pfarrerstochter Pädagogik studiert und anschließend als Hauswirt­schafts­leh­re­rin an einer Son­der­schule gelehrt.

1958 heiratete sie den in Landshut gebürtigen Roman Herzog. Beide bildeten ein harmonisch wirkendes Paar, strömte doch auch sie die von ihrem Mann kultivierte ganz unverkrampfte bayerische Gemütlichkeit aus. Selbst für manchen Norddeutschen war das eine Wohltat nach der betonten elitären Intellektualität von Weizsäckers.

Es wäre jedoch falsch, hieraus auf ein gemütliches, undiszipliniertes Leben der Christiane Herzog zu schließen. Bei dem rasanten, mit vielen Umzügen verbundenen Aufstieg ihres Mannes hielt sie ihm den Rücken frei und während seiner Amtszeit als Bundespräsi­dent wuss­te sie bereits um ihre schwere Krankheit. Sie behielt es für sich und versuchte trotzdem, ihren Landsleuten eine Zuversicht ausstrahlende Landesmutter zu sein. Zu diesem Image pass­te, dass die vormalige Hauswirtschaftslehrerin ihre Mitbürger zu einer Kochsendung vor den Fernseher lud und ihnen Kochbücher anbot. Die Erlöse kamen ihrer Stiftung für Muskoviszidose-Kranke zugute.

Vor zehn Jahren, am 19. Juni 2000, erlag die siebte First Lady der Bundesrepublik Deutschland ihrem schweren Krebsleiden.            M.R.